Seit 1946 im Ries
Bereits vor über 100 Jahren, im Jahr 1924, legte Johann Schwarzer in Klein-Mohrau, Kreis Mährisch-Schönberg, auf dem heutigen Gebiet der tschechischen Republik, den Grundstein für das heutige Unternehmen, indem er sich als Fuhr- und Holzschleppunternehmer selbständig machte. 1946 kam mit dem ersten Rückschlag für die Familie, der Vertreibung aus ihrer Heimat, auch der Neuanfang im Ries, in Wallerstein. Dort entstand im Laufe der nächsten Jahre eine Garage, in der zwei Lastwagen und ein Omnibus untergebracht werden konnten. 1952 folgte der nächste Rückschlag. Die Garage und die Fahrzeuge wurden ein Raub der Flammen als in der Fahrzeughalle ein Feuer ausbrach. Aber auch dieser Rückschlag sollte das Familienunternehmen nicht aufhalten – im Gegenteil. 1960 übernahm die Firma Schwarzer zu den bestehenden Nahverkehrslinien von Nördlingen nach Amerdingen und Diemantstein den Kraftverkehr der Stadt Nördlingen und weitete dadurch seinen Linienverkehr in der Region aus.
1969 kamen der Omnibusbetrieb und das Nördlinger Reisebüro der Firma Freissle hinzu. Das stetige Wachstum führte im Jahr 1970 dazu, dass das Unternehmen seinem Standort in Wallerstein entwachsen war und infolgedessen den Betriebshof in der Oettinger Straße 5 in Nördlingen baute, wo das Unternehmen auch heute noch zu finden ist. 1980 zog auch das Reisebüro um. Die Familie Schwarzer erwarb ein Haus in der Löpsinger Straße 17 - fortan die Heimat des Reisebüro Schwarzer.
Heute leiten die Brüder Jörg und Werner Schwarzer das Unternehmen, das rund 70 Mitarbeiter*innen beschäftigt, in der dritten Generation. Aus dem ehemaligen Transportunternehmen ist ein Spezialist für Mobilität und Reisen geworden. Die Bereiche Linienverkehr, Schülerverkehr, Busvermietung, Rufbusse, Reisebüro, aber
auch Callcenter-Dienstleister für On-Demand-Verkehre, also flexible Verkehre oder Rufbusse gehören zum Portfolio des Unternehmens. „Ein eigenes Busreisen Programm haben wir nicht mehr, das haben wir während Corona eingestellt“, erklärt Geschäftsführer Jörg Schwarzer. In Coronazeiten sei die Nachfrage zurückgegangen und noch immer sei das Interesse deutlich niedriger als vorher. „Früher waren Busreisen ein großes Ding in unserem Unternehmen “, erinnert sich Schwarzer. „Wir haben viele Reisen in die ehemaligen Sudetengebiete organisiert, für Heimatvertriebene, die die alte Heimat besuchen wollten“, so Schwarzer. Damals sei er als kleiner Junge auch oft mit seinen Eltern bei solchen Fahrten dabei gewesen. Auch das Flugreiseportal www.billigerfliegen.de, das vom Unternehmen seit 2000 betrieben wird und bis 2015 einen großen Teil des Unternehmens ausmachte, ist heute nur noch Nebensache. „Der Markt hat sich gewandelt und wir haben darauf reagiert und unser
Unternehmen dahingehend ausgerichtet“, erklärt Jörg Schwarzer.
Mehr Mobilität für den Landkreis
So liegt der Schwerpunkt des Unternehmens heute im Bereich Busverkehr. Das Unternehmen befördert Fahrgäste mit Stadtbussen in Nördlingen, mit Linienbussen durch den ganzen Landkreis, ist für diverse Schulen Dienstleister im Schulbusverkehr und arbeitet im Hintergrund an Nahverkehrskonzepten und Fahrplänen. Neben dem Linien- und Schülerverkehr ist das Unternehmen auch im Bereich der On-Demand-Verkehre, also dem Transport von Fahrgästen mit sogenannten Rufbussen tätig. Rufbusse gibt es im Landkreis seit 2009. Damals wurde in Rain der Lechbus als Pilotprojekt gestartet. 2021 zog Nördlingen mit Nö-mobil nach. Die Schwarzer
Reise- und Verkehrsbüro GmbH entwickelte das Rufbussystem als modernes On-Demand System und bediente mit den Nö-mobil Fahrzeugen Nördlingen und die umliegenden Gemeinden mit ca. 300 Bedarfshaltestellen. Am 1. Mai 2025 ist das neue und vom Landkreis Donau-Ries initiierte Rufbus-Konzept DoRies-mobil nicht nur an die Stelle von NöMobil getreten, sondern hat dieses Angebot auch nocheinmal deutlich erweitert. Ein Schritt in Richtung der landkreisweiten Einführung eines Rufbus-Angebots. Mit DoRies-mobil sind nun 21 Städte und Kommunen im Landkreis erschlossen, ein Gebiet in dem rund 50 000 Landkreisbürger*innen von den Rufbussen profitieren können. Weitere Gebiete sollen folgen.
Das bisherige Bediengebiet um Nördlingen wurde durch DoRiesmobil um die Gemeinden Alerheim, Amerdingen, Forheim, Hohenaltheim, Mönchsdeggingen und Wechingen ergänzt. Eine Anbindung zum Nördlinger Bahnhof und somit zum Schienenverkehr ist also nun auch aus dem erweiterten Gebiet rund um Nördlingen geschaffen worden. Komplett neu eingerichtet ist das Angebot in der Stadt Oettingen und den umliegenden Gemeinden. Die Bahnhöfe Nördlingen
und Otting-Weilheim können aus der Zelle Oettingen erreicht werden.
„Es gibt 500 Bedarfshaltestellen. Zwischen den einzelnen Haltestellen liegen maximal 250 Meter. So können auch mobilitätsbeeinträchtigte Personen das Angebot nutzen“, erklärt Jörg Schwarzer.
Software und Callcenter aus Nördlingen
Die Firma Schwarzer ist nicht nur für den Transport der Fahrgäste mit Hilfe von Niederflurbussen verantwortlich, sondern hat auch die Software für das dazugehörige Online-Buchungssystem WEBmobility entwickelt und betreibt zudem das Callcenter über das Fahrten auch telefonisch gebucht werden können. „Ziel war mit dem Buchungssystem eine höhere Effizienz und einen geringeren Einsatz an Ressourcen im Bereich Fahrzeugeinsatz und Callcenter-Leistung zu ermöglichen“, erklärt Jörg Schwarzer. Gegen eine alleinige Online-Buchung habe man ich entschieden, weil man den Fahrgästen keine Online-Buchung aufzwingen, sondern ihnen auch
einen telefonischen Kontakt für die Buchung oder bei Fragen ermöglichen wollte und dadurch mehr Teilhabe für alle schaffen wollte, erklärt der Geschäftsführer. Die organisatorische Seite betreut das Unternehmen nicht nur für den Landkreis Donau-Ries, sondern zum Beispiel auch den Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz.
Besonders stolz ist das Unternehmen darauf, dass es mit seinem Buchungssystem WEBmobility im Februar 2025 zu den 20 ausgezeichneten Finalisten gehörte, die den Bayerischen Staatspreis für Transport und Logistik erhielten, der heuer zum ersten Mal verliehen wurde. „Unsere Preisträger zeigen auf beste Art und Weise, wie zukunftsfähig das Transport- und Logistikgewerbe ist“, so Minister Bernreiter bei der Preisverleihung.