Ausblick

Wird der Führerschein 2026 billiger? Ein Fahrlehrer dämpft die Hoffnung

Symbolbild Bild: pixabay
Früher gehörte der Führerschein zur Volljährigkeit dazu. Heutzutage werden viele Fahranfänger von den hohen Kosten abgeschreckt. Fahrlehrer Joachim Neuner dämpft jedoch die Hoffnung auf den günstigeren Führerschein.

Im Oktober 2025 hatte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder eine gute Nachricht für Fahranfänger verkündet. Der Erwerb des Führerscheins soll deutlich bezahlbarer werden. „Mobilität darf kein Privileg sein. Mit unseren Reformvorschlägen machen wir den Weg zum Führerschein einfacher und bezahlbarer – und halten dabei die Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau“, so Schnieder.

Schaut man auf die Zahl der Ersterteilung einer Fahrerlaubnis im Jahr 2025 im Donau-Ries, scheint eine Reform dringend nötig zu sein. Wurden 2000 laut Landratsamt noch 1291 neue Führerscheine der Klasse B ausgestellt, gingen die Zahlen seitdem kontinuierlich zurück. Im Jahr 2025 kamen bis zum 10. Dezember 2025 gerade einmal 897 neue Führerscheine hinzu. Würde man die Zahlen bis zum Jahresende hochrechnen, käme man auf 952 neue Verkehrsteilnehmer in der Klasse B. Es wäre der niedrigste Wert im Donau-Ries im Zeitraum 2000 bis 2025. Überhaupt blieb die Zahl erst einmal zuvor unter der 1000er-Marke: 2023 wurden 993 neue Fahrerlaubnisse ausgestellt, 2024 waren es 1005.

Fahranfänger haben die Kosten auch in der eigenen Hand

Für Joachim Neuner – langjähriger Inhaber der Fahrschule Neuner in Oettingen, die mittlerweile von Sohn Thomas übernommen wurde – ist die aktuell niedrige Zahl der Fahranfänger vor allem auf die Reform des Bundesverkehrsministeriums zurückzuführen. „Alle erwarten, dass nächstes Jahr der Führerschein billiger wird.“ Joachim Neuner hegt jedoch Zweifel, ob sich diese Hoffnung erfüllt. Zwar seien in dem Papier des Bundesverkehrsministeriums positive Punkte erhalten, wie etwa die Verkürzung der Praxisprüfung auf wieder 45 Minuten. „Leider dienen die restlichen Punkte nicht dazu, den Führerschein bezahlbarer zu machen.“ Zudem erwartet Neuner Auswirkungen der Reform erst für 2027.

Wobei Neuner die immer wieder als Grund für die rückläufigen Zahlen genannte Kostensteigerung beim Führerschein relativieren will. Er selbst habe 1980 seinen Führerschein für 1.000 D-Mark gemacht. Bei seinem Azubi-Lohn von 300 D-Mark musste er für den Führerschein vier Monate sparen. „Heute bekommen die Azubis ca. 1.000 Euro und der Führerschein kostet zwischen 2800 – 3800 Euro. Da kommt bei mir dasselbe raus.“ Zumal es Fahranfänger zum Teil auch in der eigenen Hand haben, wie teuer der Führerschein letztendlich wird.

Auf die allgemeinen Fixkosten der Fahrschule wie Personal, Fahrzeuge oder Versicherungen gibt es keine Einflussmöglichkeiten. Aber die Anzahl der Prüfungen kann entscheidend sein. Eine Theorieprüfung kostet rund 150 Euro, der praktische Text liegt bei etwa 550 Euro. Umso öfter die Prüfungen wiederholt werden müssen, umso teurer wird auch der Führerschein. Daher ist für Joachim Neuner maßgebend bei der Kostenentwicklung: „Haben die Eltern auf einem Übungsplatz schon etwas geübt oder nicht.“

Der Führerschein ist kein Auslaufmodell

Unabhängig davon sieht der Fahrlehrer den Führerschein aber nicht als Auslaufmodell. Zwar habe er nicht mehr denselben Stellenwert wie früher. „Man möchte schon einen Führerschein, aber halt irgendwann oder ohne viel Zeitaufwand, Stress und Mühe. Meistens ist es den Eltern wichtiger als den Betroffenen.“ Dennoch ist das Auto gerade im ländlichen Raum – wie im Landkreis Donau-Ries – immer noch ein wichtiger Faktor im Bereich der privaten Mobilität. Neue Trends wie das Micro-Car oder der Ellenator (ein Pkw mit zwei eng zusammenstehenden Hinterreifen, das somit als dreirädriges Kraftfahrzeug gilt), die bei Jugendlichen immer beliebter werden, scheinen ein Beleg hierfür, dass das eigene Fahrzeug noch lange nicht ausgedient hat.

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

Telefon: 0906/977598 – 27
mhabermeier@donau-ries-akutell.de