Mit provokanten Sprüchen auf Plakaten will der Landkreis Donau-Ries dem Fachkräftemangel begegnen. Bild: Landratsamt Donau-Ries
Eine Fachkräftekampagne, die die Marke Donauries gestartet hat, sorgte im Kreisausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Technik für geteilte Meinungen. Neben dem Top-Arbeitgeber, den es seit 2016 gibt, sucht die Marke Donauries heuer zum ersten Mal zwei Top-Azubis, außerdem findet am 8. Mai 2024 der „Tag der Wirtschaft“ im Klösterle in Nördlingen statt.

„Kündige der Perspektivlosigkeit“, „Kündige dem Bauplatzmangel“ oder „Kündige der ewigen Wohnungssuche“ ist in Großbuchstaben auf den Plakaten zu lesen, die seit Dezember 2023 in Ulm, Nürnberg, München und Augsburg hängen. Die Plakate sind Teil der Fachkräftekampagne der Marke Donauries. Weitere Bestandteile der Kampagne: Veröffentlichungen auf den Social-Media-Kanälen der Marke, Funkspots, Anzeigen in verschiedenen Medien und eine Postkartenaktion, die in der vergangenen Weihnachtszeit im Landkreis stattfand, und vor allem junge Leute, die über Weihnachten die Familie besuchen, zur Rückkehr in den Landkreis animieren soll. Im Frühjahr sollen außerdem Mehrweg-Kaffeebecher mit eben diesen Sprüchen am Donauwörther Bahnhof verteilt werden. Das Ziel der Kampagne, erklärte Laura Turbany vom Wirtschaftsförderverband Donauries, sei es, Kernprobleme, die insbesondere in größeren Städten erkennbar sind anzusprechen und das Donau-Ries als attraktiven und lebenswerten Wohn- und Arbeitsraum darzustellen.

Lob und Anerkennung gab es von Gottfried Hänsel (CSU). Fachkräftemangel sei in allen Branchen erkennbar, deshalb sei es wichtig, dass Aktivitäten dagegen entwickelt werden. Auch Dr. Mark Tanner (FDP) betonte, dass es wichtig sei alles dafür zu tun, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Besonders in Zeiten in denen Fachkräfte mit Migrationshintergrund aus einer „bestimmten rechtsextremen Ecke“ Signale bekommen, dass sie Deutschland wieder verlassen sollen, so Tanner.

Zu provokant?

Die Kampagne erntete jedoch nicht nur Zuspruch. Als größter Kritiker stellte sich Kreisrat Steffen Höhn (CSU) heraus. Seiner Meinung nach sei das „Negative campaigning“, also Werbung für den Landkreis, indem man die Konkurrenz, in diesem Fall die größeren Städte rund um den Landkreis, in ein schlechtes Licht rücke. Er fragte nach, ob niemand Angst vor einer Reaktion in Form von Plakaten mit Sprüchen wie „Raus aus dem Kaff“ habe. Für ihn sei diese Kampagne nicht der Weg Fachkräfte zu gewinnen. „Wir können nicht ernsthaft glauben, dass wir etwas gewinnen, wenn wir in Augsburg Fachkräfte abwerben“, so Steffen Höhn.

Das wollte Landrat Stefan Rößle so nicht stehen lassen. Er erwiderte, dass die Plakate das Ergebnis einer intensiven Debatte seien und man absichtlich „provozieren“ wolle, damit auch darüber berichtet wird. Mit „Allerweltssprüchen“ falle man schließlich nicht auf, da man aber nicht zu weit gehen wollte, habe man sich gegen den ersten Entwurf „Kündige deiner Stadt“ entschieden, erklärte Rößle.

Kreisrätin Birgit Rössle (CSU) erklärte, dass man die Sprüche mit einem Schmunzeln sehen müsse. Michael Bosse (Freie Wähler) meinte, dass es mittlerweile ein Trend sei, auch in der Politik, andere schlecht zu machen, um selbst besser dazustehen. Veit Meggle (PWG) sagte, dass die Diskussion beweise, dass man alles richtig gemacht habe, da man damit Aufmerksamkeit schaffe. Peter Moll (SPD) sprach sich für die Kampagne aus, denn es sei nicht verkehrt sich dem Wettbewerb zu stellen, um junge Menschen zurück in den Landkreis zu holen.

Gesucht werden die Top-Azubis

Bereits seit 2016 vergibt der Landkreis das Label Top-Arbeitgeber. Als Baustein um Nachwuchskräfte aktiv zu sichern, werden 2024 erstmalig zwei Top-Azubis vom Markenvorstand gekürt. Die Bewerbung erfolgt durch das Ausbildungsunternehmen. Bewertet werden Soft Skills wie Lernbereitschaft, Kreativität, soziales Engagement und auch persönliche Entwicklung. Dotiert ist die Auszeichnung mit je 500 Euro. Sie soll eine Wertschätzung für Auszubildende darstellen und bei der Nachwuchskräftesicherung helfen. Die Bewerbungsphase soll in Kürze starten.

„Tag der Wirtschaft“ am 8. Mai

Seit 2022 findet für Unternehmen und Kommunen die Netzwerkveranstaltung „Tag der Wirtschaft statt“. Heuer findet die Veranstaltung, die das Netzwerk stärken soll, am 8. Mai im Klösterle in Nördlingen statt.