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Die Diskussion über einen neuen Verkehrsübungsplatz war Hauptbestandteil der gestrigen Bauausschusssitzung des Nördlinger Stadtrats. Dabei blieb die Frage nach dem neuen Standort auch weiterhin offen.

Bereits 2017 hatte der Nördlinger Stadtrat zum ersten Mal über einen neuen Verkehrsübungsplatz im Stadtgebiet abgestimmt und sich damals für die Kaiserwiese als neuen Standort entschieden. Da sich die Entscheidung für die Kaiserwiese im Nachgang als vorschnell erwies, wurden weitere Planungen vorerst auf Eis gelegt - u. a. hatten sich der Leiter der Polizeiinspektion Nördlingen, Walter Beck, die Gebietsverkehrswacht Nördlingen-Ries und die Schillerschule gegen eine Rückverlagerung ausgesprochen. Die Begründung damals: Die dortigen Windverhältnisse würden eine Durchführung des Verkehrsunterrichts sehr erschweren, außerdem sei der viele Kies auf den asphaltierten Flächen ein schwierig abzuwägendes Risiko. Vor Unterrichtsbeginn müsste der Verkehrsübungsplatz also regelmäßig gereinigt werden.

Stadtverwaltung favorisiert Standort am alten Hallenbad 

Mittlerweile wird immer deutlicher, wie dringend die Stadt Nördlingen einen neuen Verkehrsübungsplatz benötigt. "Wir haben aktuell bereits eine Kombi-Lösung, die keine der Parteien zufriedenstellt, weder die umliegenden Firmen, die den Parkplatz dringend benötigen, noch die Verkehrserzieher", so Oberbürgermeister David Wittner. Was damit konkret gemeint ist: Aktuell dient der Übungsplatz gleichzeitig als Parkplatz. Falls Autos vom Vortag am nächsten Morgen noch auf dem Verkehrsübungsplatz stehen, kann in Ausnahmefällen kein Unterricht stattfinden, so zumindest die Erfahrung aus der Vergangenheit. 

Als geeigneter Standort wird von der Stadtverwaltung deshalb der Parkplatz des derzeitigen Hallenbades gesehen. Bei einer Größe von 80 x 40 Metern würden Kosten in Höhe von rund 450.000 Euro auf die Stadt zukommen. Kosten, die man sich unter bestimmten Voraussetzungen mit Nachbargemeinden teilen könnte, wie die Stadtverwaltung erklärt. "Wir haben im Vorfeld mit den Bürgermeistern aus Oettingen, Mönchsdeggingen und Harburg gesprochen. Sollten wir uns auf einen neuen Verkehrsübungsplatz einigen, der nur singulär genutzt wird, würden sich die entsprechenden Gemeinden mit 20.000 bis 25.000 Euro pro beschulter Klasse beteiligen. Somit müsste die Stadt Nördlingen letztendlich nur maximal 50 Prozent der Kosten übernehmen", erklärt David Wittner. 

Diverses Stimmungsbild sorgt für viel Diskussionsstoff 

Ein Lösungsvorschlag, den es für einige Stadtratsmitglieder - allen voran die CSU - zu überprüfen gilt. Deshalb hat man bereits während der Haushaltsberatungen beantragt, den neuen Verkehrsübungsplatz mit dem Parkplatz des neuen Hallenbades im Rieser Sportpark zusammenzulegen. Wie Fraktionschef Steffen Höhn argumentiert, könne man hier sowohl Platz als auch Kosten einsparen. Für die Christsozialen stehe dabei vor allem die Frage im Raum, ob ein Verkehrsübungsplatz in der vorgeschlagenen Größendimension überhaupt notwendig sei. Auch über die Idee von fest installierten Ampelanlagen müsse man zumindest diskutieren.

Anders wird der Vorschlag der Stadtverwaltung von den Mitgliedern der PWG bewertet. Hier trifft der Standort am alten Schwimmbad durchaus auf Zustimmung. "Auch in Abstimmung mit Tanja Donderer, die hauptverantwortlich für die Verkehrserziehung in Nördlingen ist, sehe ich es als wesentliches Argument, dass wir auf dem neuen Übungsplatz feste Ampeln installierten sollten. Außerdem müssen Fahrspuren, Zebrastreifen und alles was zu einer modernen Verkehrsführung gehört, direkt auf den Untergrund aufgebracht werden", so Johannes Ziegelmeir. Ein Ausschlusskriterium für den Standort Kaiserwiese sei, dass eine erfolgreiche Verkehrserziehung mit so wenig Ablenkung wie möglich verbunden sein müsse. "Auf dem Parkplatz des alten Hallenbads wäre dieser Aspekt auf alle Fälle gewährleistet", so Ziegelmeir weiter. 

Weiterer Austausch im Lenkungskreis Verkehr

Während die Argumente von CSU und PWG in zwei sehr unterschiedliche Richtungen tendieren, gibt es auch Ratsmitglieder und Fraktionen, die beiden Vorschlägen etwas abgewinnen können und auch der Standort Kaiserwiese scheint nach wie vor zumindest eine Alternative zu sein. Entsprechend offen äußert sich deshalb auch Thomas Mittring (Stadtteilliste): "Ich bin auf alle Fälle für eine Verlegung. Meine Priorität wäre zwar die Kaiserwiese, ich könnte mich aber auch mit anderen Lösungs- und Kompromissvorschlägen anfreunden." Rita Ortler (SPD) verwies - auch aufgrund der diversen Meinungsbilder - darauf, dass man aus der Vergangenheit lernen und jetzt keine voreiligen Entschlüsse fassen dürfe. Außerdem sei es wichtig, jetzt auf die Einschätzung von Fachleuten der Polizei und Verkehrserziehung zu vertrauen. 

Wo der neue Verkehrsübungsplatz letztendlich entstehen wird, bleibt auch nach einer ausführlichen Stadtratsdiskussion weiter offen. Klar ist dabei zumindest, dass mit dem "Parkplatz altes Hallenbad", "Kaiserwiese" und "Parkplatz neues Hallenbad" wohl drei Optionen zur Auswahl stehen. Zunächst wird das Projekt jetzt an den Lenkungskreis Verkehr zur weiteren Beratschlagung - auch mit der PI Nördlingen - übergeben. Einigkeit herrschte indessen bei einem Punkt, und zwar, dass man den Kindern auch in Zukunft eine angemessene Möglichkeit zu Verkehrserziehung geben müsse.