2. März 2024, 11:08
Bürgerinitiative Bahnreaktivierung

Aktion zur Bahnreaktivierung: „Das Problem ist der Landkreis Donau-Ries“

In Dinkelsbühl fanden sich mehrere Politiker ein, um Bürgerinitiativen bei ihrer Forderung nach Bahnreaktivierungen Richtung Nördlingen zu unterstützen. Bild: Manuel Habermeier
Schon seit Jahren wird eine Bahnreaktivierung gefordert, um Nördlingen mit dem angrenzenden Landkreis Ansbach zu verbinden. Am Freitag haben sich Bürgerinitiativen und Politiker in Dinkelsbühl getroffen, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen.

Am Freitag luden die Bürgerinitiativen ‚Verbindung zwischen Freunden‘ und ‚Mission Bahnstation‘ – beide aus ‚Friday for Futures‘ hervorgegangen – auf den Marktplatz in Dinkelsbühl, um eine Bahnreaktivierung der Strecken von Dinkelsbühl nach Nördlingen und Gunzenhausen nach Nördlingen zu fordern.

Neben Michael Dommel (Bündnis 90/Die Grünen), Stadtrat von Wassertrüdingen, waren auch Landtagsmitglied Martin Stümpfig (Bündnis 90/Die Grünen), Landrat Jürgen Ludwig (CSU), Elke Held, ehemalige SPD-Stadträtin in Dinkelsbühl, und Bundestagsmitglied Christoph Schmid (SPD) unter den rund 50 Teilnehmern der Veranstaltung.

Dass die Bahnreaktivierung nicht nur im Landkreis Ansbach ein Thema ist, machte Schmid bei seinen Worten klar. „Wenn es im Landkreis Donau-Ries eine etwas strukturschwächere Region gibt, dann ist es der Bereich um Oettingen. Eine Bahnstrecke, die von Wassertrüdingen über Oettingen nach Nördlingen führen würde, das könnte der Region um Oettingen wahnsinnig helfen.“

Katharina Bucher spricht für die Bürgerinitiative Verbindung zwischen Freunden. Bild: Manuel Habermeier

Lichtblick und Hürden für eine Bahnreaktivierung

Einen Lichtblick gibt es immerhin. Die bayerische Staatsregierung hat bereits grünes Licht für die Reaktivierung des Teilabschnitts der Hesselbergbahn zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen gegeben. Gegen Ende des Jahres 2024 werden dort wieder Züge verkehren. Darüber hinaus Richtung Nördlingen ist jedoch nichts geplant, da die Verkehrsprognose dagegenspricht. Ein Unding, wie Katharina Bucher von der Initiative ‚Verbindung zwischen Freunden‘ betonte. „Die bayerischen Reaktivierungskriterien sind in der Praxis Bahn-Verhinderungskriterien.“ Speziell die definierte Grenze der Fahrgastkilometer – sprich, wie viele Fahrgäste pro Werktag und Kilometer zu erwarten sind – sei mit 1.000 zu hoch angesetzt.

Neben dieser Hürde haben die Initiativen im Landkreis Donau-Ries jedoch auch mit einem anderen Gegner zu kämpfen, wie in den Reden der Bürgerinitiativen hervorgehoben wurde. Demnach sei die CSU in Nördlingen maßgeblich für die Verhinderung der Bahnreaktivierung verantwortlich – und hier insbesondere der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange. Der CSU-Politiker, der als Abgeordneter das Donau-Ries im Bundestag vertritt und jahrelang Berater des damaligen Bundesverkehrsministers Sven Scheuer (CSU) gewesen war, habe seine CSU Nördlingen „fest in der Hand und tut alles dafür, dass diese Bahnreaktivierung nicht kommt“, so der Vorwurf von Paul Hettler, Vertreter der Initiative ‚Mission Bahnstation‘.

Auch BdM Christoph Schmid (SPD) unterstützt die Forderungen nach einer Bahnreaktivierung. Bild: Manuel Habermeier

BdM Schmid benennt das Problem und hofft auf Unterstützung

Einen Vorwurf, den der SPD-Politiker Schmid so nicht stehen lassen wollte. Demnach sei nicht die CSU Nördlingen das Problem, sondern der Landkreis Donau-Ries im Ganzen. Mit dem ICE-Halt in Donauwörth ist der südliche Landkreis verkehrstechnisch gut angebunden. „Daher ist das Interesse im Süden an der Reaktivierung der Bahnstrecke im Nordries deutlich geringer.“ Um die Aufmerksamkeit nun auch in Donauwörth und Umgebung zu wecken, wusste Schmid nur eine Lösung: „Wir müssen also im nördlichen Landkreis lauter werden und dafür brauchen wir eine Unterstützung, wie wir sie hier im Landkreis (Ansbach, Anm. d. Red.) bekommen.“

Dass diese Unterstützung vorhanden ist, wurde in den weiteren Redebeiträgen klar. Unter anderem zeigte sich Landrat Jürgen Ludwig (CSU) zuversichtlich, dass die Bahnreaktivierung kommen werde, „da sie absolut nötig ist“. Dabei hat Ludwig fest die Reaktivierung der kompletten Bahnstrecke im Blick. „Persönlich bin ich der Meinung, dass nur die Durchbindung Sinn macht. Nach Wilburgstetten ist auf jeden Fall sinnvoll, keine Frage. Aber so richtig rund wird das Ganze erst mit der Durchbindung nach Nördlingen, weil dann die Netzwirksamkeit da ist.“ Das gelte auch für die Strecke über Wassertrüdingen. „Stück für Stück werden wir die Lücken schließen. Ich bin also zuversichtlich, wir schaffen das.“

Appell an die Verantwortlichen

Die Frage ist nur: wann? Sowohl Ludwig als auch die SPD-Politikerin, Elke Held verwiesen darauf, dass bereits seit Jahrzehnten versprochen wird, dass die Bahn kommt. „Ich hoffe, dass ich nicht nochmal 35 Jahre warten muss, bis der Zug fährt“, sagte die ehemalige Dinkelsbühl-Stadträtin.

Zum Abschluss wandte sich Simon Kubillus von ‚Mission Bahnstation‘ nochmal mit einem Appell an die Verantwortlichen. „Hören Sie auf, Gelder in München zu investieren, wenn die Infrastruktur hier auf dem Land noch gar nicht vorhanden ist! Hören Sie auf, private Interessen dem Gemeinwohl vorzuziehen. Hören Sie auf, Bahnreaktivierungen weiterhin zu blockieren!“

Die Unterstützung ist dem Anliegen sicher, wie die Anwesenheit von Politikern verschiedener Parteien bei der Veranstaltung bewiesen. Nun müssen die Verantwortlichen überzeugt werden.