16. Dezember 2019, 15:40
Realschule Maria Stern

Realschule äußert sich zu Todesanzeigen-Mobbing

Peter Kosak (links, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg) und Thomas Möckel (Direktor der Realschule Maria Stern) traten am Montag vor die Presse, um sich zum aktuellen Fall von Mobbing an der Nördlinger Schule zu äußern. Bild: Maximilian Bosch
Am vergangenen Freitag wurde das Mobbing an einer Nördlinger Schule mit einer gefälschten Todesanzeige auf die Spitze getrieben. Nun äußerte sich die Schulleitung zu dem Fall.

In der Realschule Maria Stern traten Schulleiter Thomas Möckel und Peter Kosak, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg, der Träger der Realschule Maria Stern, vor die Presse. "Betroffen und entsetzt" sei man am Freitag gewesen, als man von der Todesanzeige erfahren habe, meinte Kosak. So einen Fall habe er bisher noch nie erlebt. Zwar sei die Ermittlungsphase der Kriminalpolizei momentan noch zu heiß, um zu sehr ins Detail zu gehen, zur aktuellen Situation an der Schule wolle man sich aber äußern. 

Laut Thomas Möckel handele es sich um einen extremen Einzelfall, der trotz geleisteter Präventionsarbeit in Sachen Cybermobbing nicht zu verhindern gewesen sei. Als der Schulleiter am Freitagmorgen die Todesanzeige in der Zeitung las, habe er sofort die Eltern des betroffenen Kindes angerufen. Für ihn sei sofort klar gewesen, dass die Anzeige ein Fake sein müsse, da es zu viele Unstimmigkeiten darin gab. Zum Beispiel habe die Kirche für den Trauergottesdienst nicht zur Konfession des Schülers gepasst. Auch Datum und Wochentag stimmten nicht überein.

Mit den Eltern habe es eine sehr gute und enge Kooperation gegeben, das Elternhaus habe außerdem sehr besonnen reagiert, meinte Möckel. Für den von der Polizei verdächtigten 14-Jährigen, der ebenfalls Schüler der Realschule ist, gelte zunächst einmal die Unschuldsvermutung. Man habe aber damit gerechnet, dass es sich beim Täter sehr wahrscheinlich um einen Mitschüler handele. 

Schüler wollen normalen Alltag zurück

"Die Last ist bei mir noch nicht abgefallen", meinte Thomas Möckel am Montag. Schließlich sei der Fall mit der Ermittlung des Verdächtigen noch nicht abgeschlossen. Die betroffenen Jungen und Mädchen hätten vor allem den Wunsch, wieder zum unbeschwerten Alltag übergehen zu können. Die Todesanzeige stellt nämlich nur den Höhepunkt einer seit Juni bzw. Juli 2019 laufenden Mobbingaktion dar: Fünf Schülerinnen und Schülern wurden online Links zu Porno-Seiten und -bildern geschickt, sie wurden mit Callcenter-Anrufen belästigt und erhielten E-Mails mit Drohungen. Dazu kamen Bestellungen auf die Namen der Schüler, ungewollt abgeschlossene Handy- und Festnetzverträge und sogar Reisebuchungen.

Wenn das nun alles aufhören sollte, glaubt Möckel nicht an Nachahmer. Man wolle sich aber überlegen, ob man die Präventionsarbeit für Cybermobbing künftig noch besser gestalten könne.

Schulwerk entscheidet über die Folgen für den Täter

Bezüglich der Konsequenzen für den Schuldigen, sollte es sich denn wie vermutet um einen Schüler handeln, liegen laut Peter Kosak alle Optionen auf dem Tisch. Auch der Schulausschluss stehe in diesem Fall zur Debatte. Wie es letztendlich ausgeht, liegt beim Schulwerk der Diözese Augsburg. "Es wird zu einer Entscheidung kommen", kündigte Kosak an. 

Update 08.01.2020: Auf Nachfrage beim Schulwerk der Diözese Augsburg besucht der fragliche Schüler mittlerweile nicht mehr die Realschule Maria Stern.