8. Juli 2022, 08:00
Heimat & Tradition

Die Harburger Schützen feiern ihre Geschichte

V.l.: Fahnenträger Bernhard Betz, David Link und Christoph Schröppel. Bild: Schützen Harburg
Wenn vom 8. bis 11. Juli 2022 die Harburger Schützen ihr 350-jähriges Jubiläum feiern, so ist das nur die halbe Geschichte des Schützenvereins. Im Jahr 1672 wurde die „Kgl. Priv. Feuerschützen-Schützengesellschaft 1672 Harburg“ erstmals erwähnt und deshalb auch als Gründungsjahr festgelegt. Blickt man jedoch in die Chroniken und die Geschichtsbücher, so sind die Schützen fast zweihundert Jahre länger in Harburg ein Teil des öffentlichen Lebens.

Im Jahr 1490 legten die Grafen von Oettingen für Harburg und die zugehörigen Orte eine Wehrordnung fest. In dieser wurden alle Bürger*innen des Marktes und der Höfe verpflichtet, sich zum Schutz gegen einen „Einfall“ in einer Kompanie zu organisieren, die von einem Hauptmann geführt wurde. Die Bewaffnung wurde von den Grafen gestellt und das Übungsschießen wurde eine Pflichtveranstaltung, an der jede Person teilnehmen musste. So blieb es bis zum Jahr 1834. Damals wurde eine neue Schützenordnung, dieses Mal vom 1. Schützenmeister und nicht mehr von den Fürsten, abgefasst. Das Schießen war nun freiwillig und jeder Einwohner konnte Mitglied werden. Für jede Aufnahme mussten die Mitglieder stimmen, dies erfolgte mittels Ballotage. Jedes Neumitglied musste eine bestimmte Zahl an weißen Kugeln von den Mitgliedern einsammeln, um aufgenommen zu werden.

Während in Oettingen die Schießwasen heute noch bekannt ist, so lässt sich die Lage in Harburg nicht mehr genau nachvollziehen. Vermutlich lag sie zuerst bei der Burg Wöllwarth, gegenüber der Firma Märker. Später zog sie in die Wemdinger Straße und schließlich an den Standort des heutigen Feuerwehrhauses. Hier, im sogenannten Bleichhaus, wurde den Schützen ein erster Raum zugeteilt. 1810 wurde das Schießhaus am Fuße des Leitenbergs erbaut und sollte für fast 150 Jahre ihre Heimat bleiben, bis 1968 das neue Schützenheim – es befindet sich im Vereinseigentum – auf dem Leitenberg erbaut wurde.

Bild: privat

Übrigens: 1921 wurde in Harburg der Zimmerstutzen-Verein „Wörnitztaler“ gegründet. Nach der Katastrophe des 2. Weltkriegs und der Auflösung aller Schützenvereine wurde 1959 ein gemeinsamer Schützenverein gegründet. Deshalb finden sich heute auch beide Namen in dem Vereinsnamen: Kgl. priv. Schützengesellschaft 1672 und Wörnitztaler Harburg/Schwaben.

Festplanung im Zeichen der Pandemie

Mehr als zwei Jahre laufen nun schon die Planungen für das große Jubiläum – das 350-jährige Gründungsfest der Harburger Schützen. Wie 1. Schützenmeister Markus Jungwirth sagte, bestanden viele Sitzungen aus der Frage: Machen wir das Fest überhaupt? Schließlich zeigte sich die Pandemie als unkalkulierbares Risiko. „Doch gemeinsam mit unseren Vereinsmitgliedern, unserem Festwirt Schmid aus Wertingen und vielen weiteren Helfern haben wir gesagt: Wir wollen dieses Fest, wir brauchen dieses Fest, wir machen dieses Fest“, so Jungwirth. 

Durch zwei Jahre Pandemie haben die Vereine extrem gelitten und ihre Wirkung hat Einbußen erfahren. „Dabei zählen die Schützenvereine zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands und wurden 2016 von der UNESCO ausgezeichnet. Dieses Erbe wollen wir bewahren und an die nächsten Generationen weitergeben. Darum sind wir auf Einnahmen aus unserem Fest angewiesen“, berichtet der Schützenmeister. Zwar will man die Tradition erhalten, sich aber auch neuen Dingen öffnen. Deshalb haben die Schützen auch ein Crowd-Funding-Projekt organisiert, die Festdamen haben mehrmals Cocktails am Wörnitzstrand verkauft und ein eigenes Rezeptbuch herausgebracht.

Das große Festwochenende

Damit alle mitfeiern können, haben sich die Harburger Schützen auch dafür entschieden, für keinen der vier Abende Eintritt zu verlangen. Neben viel Livemusik ist am Montagabend, 11. Juli 2022 der Kabarettist Wolfgang Krebs mit den bayrischen Löwen auf der Bühne im Festzelt. Krebs, der gerne in die Rolle des bayrischen Ministerpräsidenten schlüpft, dazu die Blasmusikrebellen – das passt hervorragend in ein Bierzelt.

Die Programm-Highlights zum Jubiläum sind auf der Homepage des Harburger Schützenvereins zu finden.