15. August 2019, 08:00
Heimatgeschichte

Die Krone in Oettingen

Hotel Krone und Rathaus in Oettingen Bild: Heimatmuseum Oettingen
Wenn die Balken der Krone in Oettingen sprechen könnten, hätten sie vermutlich so manche spannende Geschichte zu erzählen, denn in gut 600 Jahren war das Gebäude bestimmt Zeuge vieler wichtiger oder interessanter Begebenheiten. Mit Dr. Petra Ostenrieder, der Leiterin des Oettinger Heimatmuseums, haben wir einen Ausflug in die Geschichte der Krone unternommen.

Nach heutigem Stand handelt es sich bei der Krone in Oettingen um das älteste erhaltene bürgerliche Gebäude der Residenzstadt. Einer dendrochronologischen Untersuchung des Dachstuhls zu Folge wurden die Balken bereits im Jahr 1424 für selbigen geschlagen. Damit ist der Dachstuhl der Krone auch älter als der des Rathauses, dessen Baubeginn auf das Jahr 1430 datiert wird und das wohl rund 50 Jahre später dann seinen Dachstuhl erhielt.

„Es ist eine Sensation, dass sich ein so altes Gebäude so gut erhalten hat. Aber nicht nur das Alter des Gebäudes, sondern auch der Dachstuhl, eine von wenigen liegenden Dachkonstruktionen, die es bayernweit noch gibt, ist etwas ganz Besonderes“, so Dr. Petra Ostenrieder.

Dass es sich bei der Krone von Anfang an um ein Gasthaus handelte, kann nur vermutet werden.

Eindeutig nachgewiesen werden kann das aber erst ab dem 16. Jahrhundert. „Ab diesem Zeitpunkt können auch die einzelnen Besitzer lückenlos zugeordnet werden“, so Ostenrieder weiter. Ab dieser Zeit war das Hotel Krone dann auch, mit wenigen Ausnahmen, im Privatbesitz des jeweiligen Wirts. Dass das Gebäude im Jahr 1810 zum Verkauf stand, geht aus einem Bericht aus dem Oettinger Wochenblatt vom 28.03.1810 hervor. Durch diesen erfährt man auch mehr über die Ausstattung des Gebäudes:

„Eine bei der verwittibten hiesigen Burgerin und Gastgeberin zur Goldenen Krone Walburga Meister eingetretene Gemüths Krankheit macht es nothwendig solchen noch immer in bestem Betrieb stehenden Gasthof cum ad pertinentis, dann verschiedener Dareingab an Silber, Betten, Kupfer, Messing, Zinn, (...), ungefähr 130 Eymer Weinfässer, davon 100 Eymer mit eisernen Reifen versehen sind (...) Dieser auf dem Marktplatz neben dem Rathaus in einer vorteilhaften Lage stehende Gasthof, welcher neben der Weinschenk, auch die Bierbrauerey Gerechtigkeit besitzt, bestehet in einem ansehnlichen gut gebauten 3 stöckigen Haus und Nebengebäude, darinnen sich 1 großer Saal, 13 heizbare 5 unheizbare Zimmer, 6 Kammern, 1 Kuche, 1 Speisekammer, 2 Wein-, 1 Bierkeller, (...), 4 Pferdestallungen
auf 50 Pferd, (...), 1 ebenfalls geräumige Rindviehstallung, (...). Die auf sothaner Wirthschaft ruhende Abgaben und Beschwerden können entweder vor oder bei dem Verkauf in der Amtlichen Registratur erkundiget und eingesehen werden.“ (Oettinger Wochenblatt, 28.03.1810)

Im Jahr 1886 kaufte die Fürstliche Domänenverwaltung das Haus und verpachtete die Wirtschaft. Im Jahr 1924 erwarb dann die Stadt Oettingen das Haus. Auch jetzt wurde die Krone weiterhin als Gasthaus genutzt. Allerdings erfolgten andere Nutzungen parallel dazu. So waren zeitweise unter anderem die Gendarmeriestation und auch das Grundbuchamt in der Krone untergebracht. 1928 wurde der Kronensaal neu gebaut. Aber bereits vor dieser Zeit soll es einen „Tanzsaal“ zwischen dem Hofgarten und dem Kronengarten gegeben haben. Der Bau des neuen Saals war eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und hatte nur von Mai bis November gedauert.

Am 12. November konnte der „Tanzsaal“ bereits feierlich eingeweiht werden. „Die Besonderheit des Saals“, erklärt Ostenrieder, „ist die angewandte Bauweise. Der Saal hat eine freitragende Deckenkonstruktion. Die sogenannte Zollinger-Bauweise, eine Rauten- Lamellen-Konstruktion, ist nach dem Merseburger Stadtbaurat Zollinger benannt.“

1954 wird ein Notariat im Gebäude untergebracht

Neben der Nutzung als Notariat wurden bis in die 70er Jahre auch immer wieder Schulklassen im Gebäude untergebracht. Außerdem wurde das Gebäude in diesem Zeitraum wieder zum Gasthaus umgewidmet. Im Jahr 1977 wird die Krone in einer größeren Sanierungsaktion zum Hotel mit 34 Betten umgebaut. Die Krone befi ndet sich zu dieser Zeit noch immer im Besitz der Stadt Oettingen.

Im Laufe der Jahre folgen einige Pächter. Aber keinem der Pächter gelingt es, das Gasthaus wirtschaftlich zu führen. Nachdem der vierte Pächter in Folge scheitert, wird die Krone 1989 geschlossen. Zehn Jahre soll es dann dauern, bis Harald Seebauer 1999 einen Neustart wagt und die Krone pachtet. 2003 entschließt sich Seebauer zum Kauf der Krone und bewirtschaftet sowohl das Gasthaus als auch das Hotel.

Anfang 2017 musste die Krone dann geschlossen werden. Der Grund: Der Denkmalschutz hatte Bedenken, dass das Gasthaus einsturzgefährdet ist. Anfang April 2019 kam Hoffnung für die Krone auf. Im Rahmen des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ kann das Projekt Hotel Krone in Oettingen mit 9,76 Millionen Euro gefördert werden. Jetzt sind Besitzer und Stadt am Zug, um ein Stück Heimatgeschichte zu erhalten.