23. Dezember 2023, 08:00
Lebenshilfe Donau-Ries

Ein Besuch in der Hostienbäckerei in Wemding

Mitarbeiterin Julia Schmalisch sortiert die beschädigten Hostien aus. Bild: Mara Kutzner
Seit August werden in Wemding ganz besondere Oblaten hergestellt. Die Schwestern des Karmelitinnenklosters und die Donau-Ries-Werkstätten der Lebenshilfe sind dafür eine Kooperation eingegangen.

Seit einigen Monaten werden in den Werkstätten der Lebenshilfe Donau-Ries in Wemding  Hostien hergestellt. Nachdem das Karmelitinnenkloster St. Josef in Hauenstein in Rheinland-Pfalz aufgelöst wurde, zog die Backmaschine der dortigen Hostienbäckerei nach Wemding. Durch eine Zusammenarbeit zwischen den Schwestern im Karmelitinnenkloster Wemding und der Lebenshilfe ist es möglich, die Tradition des Hostienbackens fortzusetzen. „Die Hostienbäckerei passt gut nach Wemding, wir haben die Wallfahrtsbasilika, ein Kloster und jetzt eben auch eine Hostienbäckerei“, sagt der Werkleiter Thomas Mayer.

In der 2021 neueröffneten Werkstätte arbeiten derzeit über 70 Menschen mit Behinderung. Es werden Montage- und Leichtmontagearbeiten erledigt und es gibt Arbeitsplätze in der Lager- und Versandabteilung, Landschaftspflege, in der Küche sowie in der Druckweiterverarbeitung. Seit August arbeiten fünf Mitarbeitende in einem neuen Arbeitsbereich, der Hostienbäckerei.

Von links: Gottfried Hänsel, Sr. Dorothea, Priorin Sr. Evamaria, Sr. Agnes, Thomas Mayer, Markus Domis, Stefanie Domis, Robert Burger und Günther Schwendner. Bild: Elisa Pfaff

Hostien werden aus Mehl und Wasser hergestellt

In der Werkstätte werden Hostien in verschiedenen Größen gefertigt, kleine Laien- und Brothostien sowie größere Priesterhostien und Konzelebrationshostien mit 14 Zentimeter Durchmesser. Für die Herstellung wird ausschließlich Wasser und Weizenmehl aus der Region verwendet. Um den Teig kümmern sich die Mitarbeiter*innen in der Werkstatt-Küche. Fast 100 Kilo Mehl werden aktuell an einem Tag verbacken. Im nächsten Arbeitsschritt wird der Teig in den halbautomatischen Backautomaten gefüllt. Ähnlich wie in einem Waffeleisen wird der Teig darin plattgedrückt und mit 180 Grad in Sekundenschnelle zu rechteckigen Platten gebacken. Nachdem die Backwaren ausgekühlt sind, kommen die knusprigen Hostienplatten für mindestens einen Tag in den Befeuchtungsraum. Die hohe Luftfeuchtigkeit macht die Platten flexibler, um sie anschließend besser ausstechen zu können. Das Stanzen der Hostien geschieht mit einem Hohlbohrer. Mehrere Platten werden übereinandergelegt und die Hostien dann mit einem entsprechenden Bohraufsatz in der jeweiligen Größe vorsichtig ausgestanzt. „Die Arbeit am Bohrer erfordert Geduld und Genauigkeit“, sagt Gruppenleiter Helmut Östreicher. Er betreut die Menschen mit Behinderung, die in der Hostienbäckerei arbeiten. Genauigkeit ist auch im nächsten Arbeitsschritt erforderlich. Nach einer erneuten Trocknungsphase werden die runden Hostien von den Mitarbeiter*innen in Handarbeit aussortiert. Gebrochene oder bröselige Oblaten werden von den guten getrennt. Die Abfälle werden anschließend als Tierfutter verwendet.

Die fertigen Hostien werden von den Lebenshilfe-Mitarbeiter*innen in Tüten und Kartons verpackt und anschließend versendet. Zur Kundschaft gehören Pfarreien aus Reinland-Pfalz und Bayern, sogar bis nach Tschechien wurden die Hostien aus Wemding bereits verschickt. Wie Thomas Mayer berichtet, kommen inzwischen auch immer mehr Pfarreien aus der Umgebung hinzu. Die Bestellungen nehmen unterdessen die Schwestern des Karmelitinnenklosters in Wemding entgegen und leiten diese an die Behindertenwerkstätte weiter. Die Klosterschwestern leben bescheiden und sehr zurückgezogen in Wemding – das bunte und trubelige Leben und Arbeiten in der Einrichtung der Lebenshilfe könnte nicht unterschiedlicher sein. Trotzdem ergänzen und bereichern sich Klosterschwestern und Lebenshilfemitarbeiter*innen gegenseitig, wie es Mayer beschreibt. Bereits nach kurzer Zeit hat sich die besondere Kooperation als sehr gelungen erwiesen.