2006 war Hermann Faul zum ersten Mal in seiner Funktion als Oberbürgermeister auf dem Stabenumzug dabei. Bild: Jochen Aumann, Fotohaus Hirsch
Für jede Ausgabe unseres Regionalgesprächs treffen wir uns mit einer bekannten Persönlichkeit aus dem Donau-Ries. Für blättle Nummer 26 hat unsere Redakteurin Diana Hahn Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul zum Gespräch getroffen.

Guten Tag Herr Faul, schön, dass Sie sich Zeit nehmen für unser Regionalgespräch.

1. Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?

Ich bin Nördlinger durch und durch. Bin in Nördlingen geboren und an der Baldinger Mauer aufgewachsen. Meine Eltern hatten dort eine Landwirtschaft. Mit dieser sind wir erst 1963 aus der Stadt ins Heutal ausgesiedelt. 

2. Welchen Stellenwert hat Familie für Sie?

Bedingt durch die hohe zeitliche Beanspruchung durch das Amt des Oberbürgermeisters, leider nicht den Stellenwert, den die Familie haben müsste. Das muss ich auf jeden Fall ausgleichen, wenn ich nicht mehr im Amt bin (schmunzelt). Unsere Tochter wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von Würzburg. Unser Sohn in Stuttgart. Durch mein Amt müssen die Kinder öfter zu uns kommen, wie wir zu ihnen fahren können.

3. Nächstes Jahr endet Ihre Zeit als Nördlingens Oberbürgermeister. Wenn Sie dürften, würden Sie nochmal antreten oder sind 14 Jahre genug?

Es ist genug, es ist gut. Ich verstehe auch Kollegen, die noch deutlich jünger sind und nach 18 oder 24 Jahren aufhören. Die Beanspruchung und die Verantwortung, die man trägt, ist enorm. Nach dieser langen Zeit geht es mir auch nicht mehr so unter die Haut. Man sagt ja auch immer Routine tötet. Und zur Routine wird es ganz automatisch. Im Jahresverlauf kommen immer ähnliche Veranstaltungen. Die sind immer wieder toll und schön. Aber trotzdem schleicht sich die Routine ein. 

4. Was sind die schönsten Aufgaben eines Oberbürgermeisters?

Gemeinsame Erfolge vorzuweisen. Als Oberbürgermeister kann ich Ideen haben und auch vorangehen, aber man braucht immer den Stadtrat und seine Mitarbeiter, die an der Umsetzung mitwirken. Ich hatte großes Glück, dass ich mit den Mitarbeitern in der Verwaltung immer gut zurechtgekommen bin. Ich glaube auch, dass ich den Mitarbeitern den Umgang mit mir leicht gemacht habe. 

5. Welche Belange werden in den nächsten Jahren einen besonderen Stellenwert in der Nördlinger Stadtpolitik einnehmen?

Auf jeden Fall das Thema Wohnungsnot und auch die Fachkräfteproblematik. Das werden auch in Zukunft zwei ganz zentrale Themen sein. Die Bemühungen, die in den letzten Jahren in diesen Themenbereichen unternommen wurden, müssen fortgesetzt werden. Bei beiden Themen handelt es sich um langwierige Prozesse. 

6. Auch das Nördlinger Hallenbad sorgt seit geraumer Zeit für Gesprächsstoff. Warum ist ein Hallenbad für eine Stadt wie Nördlingen so wichtig?

Unsere Kinder sollen schwimmen lernen, auch Schulschwimmen soll angeboten werden. Gesundheitsschwimmen ist für die älteren Mitbürger wichtig und auch für den Vereinssport ist ein Hallenbad wichtig. Ein Oberzentrum wie Nördlingen muss eine solche Institution der Daseinsvorsorge vorhalten. Das Hallenbad ist zum einen ein Freizeitangebot, hilft aber ebenfalls dabei, attraktiv zu bleiben. Klar sind das auf der einen Seite enorme Kosten. Aber wenn der Ruf von Seiten der Bürger trotz der hohen Kosten nicht leiser wird, kann man daran ablesen, wie wichtig das Thema ist. 

7. Was sehen Sie als Ihre größte Leistung während Ihrer Zeit als Oberbürgermeister an?

Die Wemdinger Unterführung ist mit Sicherheit eines von vielen herausragenden Projekten. Aber auch die Ansiedlung eines Kinos und eines Hotels, sowie die Verbesserung der Wohnsituation durch das Stabilus-Gelände, die Vorkehrungen bei der Entwicklung des Döderlein-Areals und der Kauf des Bahnhofs waren große Projekte, an welchen ich beteiligt war. Mit dem Blick auf die Innenstadt gehören außerdem die Verkehrsberuhigung und der Ringschluss dazu. Beim Blick nach außen vor allem die Ansiedlung neuer Unternehmen. 

8. Würden Sie sich heute nochmal als Kandidat aufstellen lassen oder haben Sie die Entscheidung jemals bereut?

Nein, ich habe es nie bereut. Auf jeden Fall würde ich das wieder so angehen. In seiner Heimatstadt etwas für die Menschen zu tun, ist eine schöne Aufgabe. 

9. Mit dem Historischen Stadtmauerfest steht für Nördlingen in diesem Jahr noch eine weitere Großveranstaltung bevor. Lassen Sie sich wieder Ihren obligatorischen Bart wachsen?

Ja. Ab Ende Juli, Anfang August ist es wieder soweit. Dann werde ich auch wieder gefragt, warum ich so anders aussehe. (lacht)

10. Was macht für Sie den Reiz von Nördlingen aus?

Der ganze Prozess, den ich durchlebt habe, dass ich hier meine Familie, Freunde und Sportkameraden habe und ich hier in der Stadt, deren Entwicklung ich schon vor meiner Zeit als Oberbürgermeister mitverfolgt habe, als Bürger leben darf und ich hier meiner beruflichen Zukunft in der Stadtpolitik begegnet bin.

Wer alle 40 Fragen des Regionalgesprächs mit Oberbürgermeister Hermann Faul lesen möchte, sollte einen Blick in die 26. Ausgabe des "blättle" werfen.