Landrat Stefan Rößle und Dr. Raffaella Hesse (zweite von rechts) bei der Pressekonferenz im März - damals galten noch keine Abstandsregelungen. Bild: Mara Kutzner
Seit zwei Monaten arbeitet Amtsärztin Dr. Raffaella Hesse im Ausnahmezustand. In der Corona-Krise ist ihre Behörde samt dem Landratsamt Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger mit den unterschiedlichsten Anliegen und zugleich für den Schutz und Erhalt der öffentlichen Gesundheit der Bevölkerung zuständig.

Die Bevölkerung schützen

Am 6. März wurden dem Gesundheitsamt die ersten beiden COVID-19-positiv Fälle im Landkreis gemeldet, drei Tage später kam ein weiterer Fall dazu. Landrat Stefan Rößle und die Leiterin des Gesundheitsamts, Dr. Raffaella Hesse, erklärten das bei einer Pressekonferenz lokalen und überregionalen Medienvertretern. Nun, über zwei Monate später, gibt das Gesundheitsamt fast täglich neue „Corona- Updates“ heraus, in denen es über Infektionszahlen
und genesene Personen berichtet.

Im Arbeitsalltag von Dr. Hesse dreht sich seitdem alles um das SARS-CoV-2 Virus. Das Landratsamt richtete zum Beispiel bereits Anfang März eine Hotline für Bürger ein. „Die gestellten Fragen variieren sehr stark. In den Tagen nach neuen Regelungen steigen die Rückfragen zu geltenden Bestimmungen beispielsweise deutlich an. Darüber hinaus melden sich allen voran besorgte Bürgerinnen und Bürger, welche die Kolleginnen und Kollegen häufig mit sachlichen Informationen beruhigen oder an die entsprechenden Stellen verweisen können“, erklärt Dr. Hesse. Auch viele Unternehmer, Händler und Gastronomen würden die Hotline nutzen, um Fragen zu Soforthilfen und gesetzliche Vorschriften für Gewerbetreibende zu erfragen, ergänzt Rößle. „Besonders am Herzen liegt mir, auch auf unserer Telefonseelsorge hinzuweisen“, so Hesse. Denn das Amt hat Ende April auch eine telefonische
psychosoziale Betreuung eingerichtet. Die ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten dort Menschen, die aufgrund der Krise Sorgen und Ängste haben oder denen Einsamkeit und Kontaktverbote zu schaffen machen. Nicht nur die Einrichtung der Telefonhotline war eine Maßnahme, die das Gesundheitsamt ergriffen hat. „Wir sind für den Schutz und Erhalt der öffentlichen Gesundheit der Bevölkerung zuständig“, erklärt Hesse. Sie ist seit 2014 als Ärztin im Gesundheitsamt in Donauwörth tätig.Seither hatte das Amt 15 Mitarbeiter. Aufgrund der aktuellen Situation wird das Personal in der Behörde stark aufgestockt. „Wir bekommen derzeit fast jede Woche neue Mitarbeiter“, bestätigt Hesse. Als Amtsärztin ist sie mit ihrem Team zum Beispiel für den Infektionsschutz und die Hygieneüberwachung zuständig. Hesse betont allerdings: „Für die Versorgung, d. h. für die eigentliche Diagnostik und Therapie von Patienten mit Krankheitszeichen sind wir im Sinne einer Individualversorgung nicht zuständig“. Schon früh hat sie die Bürger gebeten, sich mit Corona Symptomen an den jeweiligen Hausarzt zu wenden. Seit Mitte April entwickelte die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FügK) im Landratsamt Donau Ries zusammen mit dem Versorgungsarzt und seinem hausärztlichen Arbeitsstab ein Konzept für die Umsetzung eines Corona-Testzentrums. Im Corona Testzentrum in Monheim werden seitdem Abstriche bei Personen genommen, die von niedergelassenen Hausärzten oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst dorthin verwiesen wurden.

In Harburg und Heroldingen spitzt sich die Lage zu

Nach der Pressekonferenz Anfang März gingen die Infektionszahlen im Kreis schnell in die Höhe. Als eine Woche später die bayerischen Schulen geschlossen wurden und Ministerpräsident Markus Söder den Katastrophenfall ausrief, waren es schon zehn Fälle in Donau-Ries. In der Woche darauf meldete die Behörde 33 Fälle. Plötzlich kam es zu vermehrten Infektionen im Harburger Stadtteil Heroldingen. Noch vor der Schließung der dortigen Kita haben sich Kinder, Erzieher und Eltern angesteckt. „Durch die Schließung der betroffenen Gemeinschaftseinrichtung im Rahmen der Allgemeinverfügung hat sich das Geschehen im Verlauf fast vollständig limitiert und der Ausbruch im Zusammenhang mit der Einrichtung konnte für beendet erklärt werden“, bestätigt Dr. Raffaella Hesse nun. Noch intensiver beschäftigte sie eine Woche später das Seniorenheim in Harburg. In der ersten Aprilwoche gab es von dort beunruhigende und sehr traurige Meldungen. Bewohner hatten sich mit dem Virus angesteckt und sind an der Krankheit verstorben. „Es erfolgte eine Quarantänisierung der Einrichtung in zwei Bereiche. Dabei wurden sowohl Bewohner als auch das Personal nach Testergebnissen den Bereichen
zugewiesen. Gemeinschaftliche Räume können daher nicht genutzt werden; die Bewohner müssen leider isoliert werden, bis die Inkubationszeit der Kontaktpersonen vergangen ist und nach den darauffolgenden Testungen eine zweite sichere Einordnung erfolgen kann“, beschreibt Hesse die Maßnahmen, welche ergriffen wurden, um die Infektionen einzudämmen. Bis auf Heroldingen und Harburg wurden keine Wohnorte von betroffenen Personen genannt. „In vielen Einzelfällen ist bei kleineren Wohnorten ein Rückschluss auf die Person möglich, was nach ärztlicher Schweigepflicht und aus Datenschutzgründen nicht zulässig ist“, erklärt Dr. Hesse.