4. Februar 2024, 07:00
Menschen & Ideen

Vom Feld auf die Semmel

Julia und Michael Böck haben die "Kernmanufaktur" gegründet. Auf ihrem Hof in Genderkingen produzieren sie unter anderem steirische Kürbiskerne. Bild: Kernmanufaktur
Michael und Julia Böck aus Genderkingen haben ihren landwirtschaftlichen Betrieb vor einigen Jahren komplett umstrukturiert und sich auf die Produktion von Kürbiskernen, Mohn, Lein, Hafer und Kümmel spezialisiert. Sie beliefern Bäckereien aus ganz Süddeutschland.
Bild: Kernmanufaktur

Den Bauernhof der Familie Böck in Genderkingen gibt es schon seit dem 18. Jahrhundert. Dass sich der Hof einmal zu einem Erzeuger für Backsaaten entwickeln wird und die Landwirte damit völlig neue Wege gehen werden, haben sich Michael Böcks Vorfahren wohl nicht ausmalen können.

Als Böck den Hof seiner Eltern übernahm, produzierte er Zuckerrüben für die Industrie – doch ihm und seiner Frau fehlte bald die Wertschätzung für die Lebensmittel, die sie herstellten. Was passiert mit der Ernte von ihren Feldern? Wie wird sie weiterverarbeitet und bei wem landet sie letztendlich auf dem Teller?

Die Zusammenarbeit mit einer Bäckerei aus dem Raum Augsburg kam da wie gerufen. Die Böcks bildeten sich zu Biolandwirten weiter und bauten auf einem Hektar Ackerland Salat für den Augsburger Bäcker an. Doch die Kapazitäten kamen schnell an die Grenzen und wieder
wurden die Böcks erfinderisch. Wieder musste ein neues Konzept her und die Traditionen des Familienhofes neuinterpretiert werden. Die Kooperation mit der Bäckerei blieb, die landwirtschaftliche Ausrichtung änderte sich erneut. Der Augsburger Bäcker war auf der Suche nach einem Produzenten für Kürbiskerne, um seine Brote und Semmeln nicht länger mit Ware aus China, sondern mit regional erzeugten hochwertigen Produkten zu verfeinern. Seit 2015/2016 haben sich die Böcks auf die Erzeugung von steirischen Kürbiskernen spezialisiert – immer mit dem Ziel, möglichst hochwertige Lebensmittel herzustellen.

Die Kerne des Steirischen Ölkürbisses erkennen auch Laien auf den ersten Blick. „Unsere Kürbiskerne sind eher flach und dunkelgrün. Die Ware aus China ist kleiner und heller, sie ähnelt eher Sonnenblumenkernen“, wie Michael Böck erklärt. Für das Know-how hat er sich sogar mit einem Bauer aus der Steiermark in Österreich zusammengetan, der ihm in den ersten Jahren auch eine Erntemaschine auslieh. Inzwischen hat der Genderkinger Landwirt selbst in eine Kürbiserntemaschine investiert. Die Maschine nimmt die Kürbisse direkt vom Feld auf, zerkleinert die Früchte und trennt Fruchtfleisch und Kerne voneinander. Die gedroschenen Kürbisse werden von der Maschine direkt aufs Feld befördert und dienen dort als Dünger. Die Kerne werden dann auf dem Hof der Böcks in mehreren Schritten gereinigt und getrocknet.

Was er aber seinen Kunden verspricht, ist, dass er den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln so gering wie möglich hält. Das bedeutet zum Beispiel, dass der Landwirt auf „Hack-Helfer“ angewiesen ist, die das Unkraut zwischen den Kürbissen beseitigen.

Zum Teil produziert Böck auch reine Bioprodukte, zum Teil betreibt er konventionelle Landwirtschaft. Wenn er über seinen Betrieb und seine Produkte spricht, merkt man, wie viel Herzblut und Leidenschaft für die Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln steckt. Mittlerweile haben das auch eine ganze Reihe an Bäckereien zu schätzen gelernt, einige davon sind aus dem Landkreis Donau-Ries, andere sind sogar in München, anderen Teilen Bayerns und in Baden- Württemberg angesiedelt. Und Michael Böck hat auch sein Sortiment erweitern: Neben Kürbiskernen baut er auch Lein, Mohn, Kümmel und Hafer an. Wer die leckeren Körner und Kerne aus Genderkingen probieren möchte, kann sich am kleinen Verkaufsschrank auf dem Hof mit den Leckereien eindecken oder beim nächsten Einkauf beim Bäcker um die Ecke die Augen offenhalten. Wenn dunkle große Kürbiskerne für die Brote und Semmeln verarbeitet wurden, dann stammen sie höchst wahrscheinlich aus Genderkingen, ist sich Michael Böck sicher.

„Kürbisse wachsen überall, aber durch die Regionalität haben unsere Kerne ein Gesicht“, so Michael Böck.