Starkregen und Hochwasser verursachen immer wieder verheerende Schäden und stellen die Verantwortlichen vor die Frage, wie man die Bevölkerung besser davor schützen kann. Das niederbayerische Ergoldsbach scheint hierfür eine gute Lösung gefunden zu haben. So wurde der Markt nach schweren Unwetterereignissen im Jahr 2016 als Pilotkommune für ein Förderprogramm des Bayerischen Digitalministeriums ausgewählt. Ziel war der Aufbau eines digitalen Frühwarnsystems zum Schutz vor Starkregen.
Im Gemeindegebiet wurden 35 Sensoren installiert, die Wetter- und Umweltdaten wie Niederschlag, Temperatur, Luft- und Bodenfeuchtigkeit sowie Pegelstände erfassen. Die Daten werden cloudbasiert erfasst und mittels künstlicher Intelligenz ausgewertet. Bei drohender Unwetterlage erfolgt eine automatische Warnung an Einsatzkräfte und Bürger über App, SMS, E-Mail und Anruf. Zusätzlich wurden mehrere kleine Rückhaltebecken gebaut, um Wassermengen aus dem Siedlungsbereich abzuleiten. Die Kombination aus digitalem Warnsystem und baulichen Maßnahmen hat sich bislang als überaus wirksam erwiesen, sodass Ergoldsbach seitdem von größeren Überflutungen verschont blieb.
Als Freie Wähler-Umweltpolitikerin Jakob von dem Vorzeigeprojekt in Ergoldsbach hörte, war sie überzeugt, dass ein solches Frühwarnsystem auch für andere Städte und Gemeinden in ganz Bayern von großem Nutzen sein kann – insbesondere für jene, die in der Vergangenheit stark von Hochwasserereignissen betroffen waren. So setzte sich die Abgeordnete gemeinsam mit ihren Kollegen aus der CSU-Fraktion dafür ein, dass über eine Fraktionsinitiative eine halbe Million Euro im Nachtragshaushalt 2026 festgeschrieben wurde, die für die Implementierung des Ergoldsbacher Systems in besonders betroffenen Kommunen verwendet werden soll. Gerade die Region Nordschwaben, die im Frühsommer 2024 so stark von den Unwettern getroffen wurde, soll hierbei profitieren.
„Wir müssen aus den Ereignissen im letzten Jahr unsere Lehren ziehen: wir brauchen unter anderem schnellere Genehmigungsverfahren und müssen die Menschen vor Ort gleichzeitig früher und besser warnen“, so die Abgeordnete Marina Jakob. „Umso mehr freut es mich, dass bei dem Thema von allen Beteiligten über Parteigrenzen hinweg zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger gedacht wird. Dafür bin ich sehr dankbar. Nachdem einige Kommunen bereits die Initiative ergriffen haben, konnten wir uns auch unter allen Abgeordneten der unterschiedlichen Wahlkreise sowie mit den Landratsämtern darauf einigen, wie die jeweiligen Landkreise bestmöglich unterstützt werden können. Unser gemeinsames Ziel ist es, in der Lage zu sein, im Falle eines Starkregenereignisses die Bürgerinnen und Bürger schon viel früher vor möglichem Hochwasser warnen zu können. Es gibt unglaublich tolle digitale Möglichkeiten, die die Landkreise und Kommunen hierbei unterstützen. Diese Möglichkeiten müssen wir selbstverständlich nutzen.“
Die Bürgermeister der Gemeinden entlang der Schmutter haben sich bereits darauf verständigt, bei der Implementierung eines einheitlichen Frühwarnsystems eng zusammenzuarbeiten. „Die Mittel des Freistaats sind genau an der richtigen Stelle eingesetzt. So kann bei Starkregen- oder Hochwasserereignissen schneller und präziser reagiert werden“, so Tobias Kunz, Erster Bürgermeister aus Nordendorf.
„Nordendorf war eine der am stärksten von der Hochwasserkatastrophe getroffene Gemeinde in Bayern. Deshalb gilt: Neben dem Bau von Hochwasserschutzmaßnahmen sind digitale Systeme ein wertvoller Baustein, um den Schutz der Bevölkerung vor Unwetterereignissen deutlich zu erhöhen und den Einsatzkräften wertvolle Unterstützung zu liefern. Wir haben alle noch die Bilder aus Fischach, Dinkelscherben und Nordendorf vor Augen. Die Mittel unserer Fraktionsinitiative sind hier genau richtig eingesetzt“, so Jakob. (dra)