Aktion

Vorwurf am Jahrestag des Hochwassers

Mit Luftballons erinnern die Betroffenen an die Katastrophe des letzten Sommers. Bild: Matthias Stark
Am Jahrestag des Hochwassers erinnern Betroffene an die Katastrophe des vergangenen Sommers. Dabei werden auch Vorwürfe gegen das Wasserwirtschaftsamt laut und es geht eine Forderung an die Politik heraus.

Ein Jahr zurück, am 01. Juni 2024 stehen weite Teile der Region unter Wasser. Katastrophengebiet. Die Ortschaften kämpfen gegen das Hochwasser. Zusum und Rettingen werden am Ende überschwemmt, Auchsesheim und Nordheim können durch aufwändige Dammbauten geschützt wären. „Soweit hätte es aber gar nicht kommen müssen, wenn die Dämme in den Zuständen wären, wie sie geplant wurden“, erklärt Hubert Gerstmeier aus Auchsesheim. Man hatte sich nach München ins Staatsarchiv aufgemacht und die alten Baupläne gesucht. 1897 wurde Auchsesheim mit einem Damm geschützt. Ein Jahr später - 1898 - wurden die Höhen der Dämme gemessen und eine sogenanntes Nivellement erstellt. 2012 wurden die Dämme auf eine private Initiative hin vermessen. Schon damals zeigten sich Abweichungen. Vor einigen Wochen wurden die Maße nun erneut genommen. „Die Dämme in Auchsesheim sind rund 70 cm niedriger, als damals gebaut“, stellt Hubert Gerstmeier fest. „Damit kann niemand sagen, dass die Dämme durch das Wasserwirtschaftsamt gut instandgehalten wurden“, macht er deutlich. Zwischen den Zeilen lässt sich herauslesen, dass das auch an anderen Stellen der Fall sein könnte und damit das gesamte Hochwasserschutzkonzept in Frage steht. „Der durch die beiden Dämme geschaffene Retentionsraum umfasst rund 3.500 Hektar. Fehlen an den Dämmen 50 cm Höhe, dann geht ein Rückhalteraum von 15 Millionen Kubikmetern Wasser verloren“, belegt Gerstmeier die Folge mit Zahlen.

Auch auf Zusumer Seite zeigt sich dieses Bild. Die Dämme sind niedriger als sie sollten, der Erhaltungszustand also eher schlecht. „Die Dämme senken sich pro Jahr um rund 1cm. Seit 70 Jahren werden die Dämme vom Wasserwirtschaftsamt und damit vom Staat unterhalten. Das sind die 70 cm, die hier in Auchsesheim fehlen“, beschreibt Gerstmeier die Situation. Vor dieser Zeit waren die Kommunen für die Erhaltung zuständig. „Und diese hatten ein entsprechendes Interesse an der Erhaltung. Wären dir Dämme noch in diesem Erhaltungszustand, hätten wir letztes Jahr nicht reagieren müssen“, schließt Gerstmeier.

Mit den neuen Erkenntnissen wird man nun auf die Politik zugehen. Jürgen Sorré, der ebenfalls anwesend war, kündigte seine Unterstützung an. „Diese Messergebnisse sind beeindruckend. Und das im negativen Sinne. Wir werden nun mit diesen Ergebnissen auf das Wasserwirtschaftsamt zugehen.“

Luftballons für Aufmerksamkeit

„Wir brauchen weiter die Aufmerksamkeit auf unsere Situation“, erklärt Tomo Bablok aus Zusum. Deshalb sind heute von den Anwesenden hunderte Luftballons in den Himmel gestartet. Die Karten sind an die Politiker der bayerischen Landesregierung adressiert. „Damit Zusum, Rettingen, Auchsesheim und Nordheim nicht vergessen werden“, so Bablok weiter.

Rund dreihundert Personen waren an diesem Sonntag auf den Dämmen. Vor einem Jahr stapelten sie hier Sandsäcke. Jetzt stehen sie hier, damit das in Zukunft nicht mehr nötig ist.

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