Symbolbild Bild: pixabay
Wer sich fürs Pilgern interessiert, wer Tipps von alten (Pilger-)Hasen benötigt und Neuheiten und Trends in Sachen Pilgern erfahren möchte, kommt zu den alljährlich angebotenen Pilgertagen, die rund um das Donauwörther Kreuzfest jeweils im September stattfinden.

Warum „Donauwörth zusammen führt“ zeigte Tourismusleiterin Ulrike Steger eindrucksvoll an einer Europa-Karte, die die Große Kreisstadt als Schnittpunkt vieler kultureller, wirtschaftlicher und touristischer Wege zeigt.

Die Pilgerrouten des Rom-Pilgerweges Via Romea Germanica, des internationalen Jerusalemweges und die Jakobus-Pilgerwege aus Ostbayern, Schwaben und Franken kreuzen sich in der Donaustadt. 2024 soll der Wolfgangweg auf den Spuren des Heiligen Wolfgang von seiner Geburtsstadt Pfullingen zu seiner Grablege in Regensburg noch dazu kommen.

Im Namen von Oberbürgermeister Jürgen Sorré und Dekan Robert Neuner hieß Ulrike Steger die Gäste der Pilgertage aus nah und fern willkommen und berichtete ferner, dass Pilgern und Wallfahren aus der Geschichte Donauwörths nicht wegzudenken sind und die alljährlichen Pilgertage heuer und die nächsten Jahre darauf hinweisen: Im Jahre 2029 ist die kostbare Reliquie der „Donauwörther Kreuzpartikel“ dann, so die historische Überlieferung, 1000 Jahre in der Stadt!

Beeindruckende Pilgerreise auf dem Jakobusweg

Der Raum im Forum für Bildung und Energie war bis auf den letzten Platz besetzt, als Dr. Georg Schädle und seine Frau Maria von den Etappen ihrer Pilgerwanderung von Donauwörth aus nach Santiago di Compostela herzerfrischend und berührend und mit vielen Bildern berichten. Georg Schädle schaffte es mit seiner ruhigen Art und seinen interessanten Erzählungen, die etwa 80 Zuhörer in seinen Bann zu ziehen.

Die Erlebnisse des Donauwörther Ehepaares Schädle auf ihrem ganz persönlichen Weg, der den Übergang des Lehrerehepaares in den Ruhestand markierte, waren sehr besonders und die Begegnungen auf dem Weg (fast) unglaublich.

So trafen sie in der Schweiz zufällig auf die in Donauwörth geborene Ordensfrau Schwester Christina, die in Albanien lebt, den Ärmsten der Armen dort hilft und im Namen der Nächstenliebe wirkt. Georg Schädle berichtet dankbar von weiteren Zufällen, kleinen, herzerwärmenden Nachrichten in Gästebüchern und wertvollen Begegnungen. Er und seine Frau nennen es lächelnd „Geschenke des Himmels“. - „Man hätte während Ihres Vortrages eine Stecknadel fallen hören können“ so Ulrike Steger, als sie sich mit Sonnenblumen bei den Referenten bedankte.

Reise nach Jerusalem

Wer kennt es nicht das Spiel mit den Stühlen, bei dem immer ein Stuhl weniger steht, als Umhergehende im Raum. Wenn die Musik stoppt, muss sich jeder schnell hinsetzen. Der, der keinen Stuhl zum Sitzen hat, scheidet aus. Und der, der den letzten Stuhl ergattert, hat sein Ziel – Jerusalem - erreicht. Selbst im Spiel, eine anstrengende Reise…Sein 2-bändiges Buch „Reise nach Jerusalem“ stellte der Aachener Frieder C. Löhrer nun bei den Pilgertagen vor.

Dabei gelang es dem früheren Industrie-Manager, der sein Herz fürs Pilgern entdeckt hat, durch sein großes geschichtliches Wissen und quer durch die jüdische, christliche und muslimische Religion mit all ihren Facetten die Zuhörer anzuregen. Hierbei stand das gehörte Wort im Vordergrund. „Starke Worte statt Bilder!“ so Löhrer. Die Bilder entstehen dabei im Kopf der gespannten Zuhörer.

Einmalig ist: Löhrers Buch als Tage-Buch geschrieben kann nicht nur chronologisch, sondern auch thematisch gelesen werden, denn an jedem Tag hat er beim Gehen über ein Wort sinniert, das er im Buch dann näher betrachtet, tiefer beleuchtet und interpretiert hat. Genial! So kann der Leser entweder einen Tag aufschlagen und einfach draufloslesen oder sich ein Wort bewusst im Inhaltsverzeichnis aussuchen, das ihn persönlich aktuell anspricht und Löhrers Interpretation dazu lesen. Ein Buch zum Innehalten, Nachspüren und Sinnieren.

Bayerisch-schwäbischer Jakobusweg

Die beiden Vorsitzenden der Jakobus-Pilgergemeinschaft Augsburg, Brigitte Tanneberger und Josef Heirich, berichteten höchst sachkundig von den Wegen in Bayerisch-Schwaben.

Ein Großteil wurde von Josef Heirich sogar selbst ausgeschildert. Besonderes Augenmerk legten die Pilgerexperten auf ihre Homepage. Hier wurden die Wege, Routen und Streckenvorschläge exzellent mit Karten aufbereitet und liegen dort als GPX-Track oder als PDF zum Download bereit. Damit wollen Sie es allen Nutzern möglichst leicht machen „einfach loszulaufen“ und in Bayerisch-Schwaben „Pilgerluft zu schnuppern“. Hierfür gibt es sogar eine eigene Pilger-Urkunde.

Trend: Radpilgern – Tür in die Welt des Pilgerns

Über den unaufhaltbaren Trend „Radpilgern“ berichtete der Pionier der ersten Stunde, Pfarrer Jürgen Nitz, der das Radpilgern im süddeutschen Raum salonfähig machte. Mit sprühenden Worten erzählte der evangelische Pfarrer aus Kaufering von seiner Passion. „Nicht alle sind gesundheitlich gut zu Fuß. Manchen fällt das Laufen schwer. Ihnen kann das Fahrrad zu einer Tür in die Welt des Pilgerns werden. Mit dem Rad zu pilgern bringt andere Pilgererfahrungen als zu Fuß, aber auch diese Wege können eine große Faszination und Tiefe gewinnen“ ermunterte Nitz die Zuhörer.

Mittlerweile wurden von ihm repräsentative 4.500 km Radpilger-Wege im süddeutschen Raum ausgeschildert. Der Pfarrer ist gerngesehener Gast bei den Pilgertagen in Donauwörth, sind doch die Donauwörther von Anfang an von seiner Idee begeistert und Mitstreiter in der Akzeptanz dieses Trends bei Touristikern und Behörden.

Pilgern auf dem Jerusalemweg, Via Romea Germancia & Co

In jedem Jahr steht auch eine geführte Pilgerwanderung auf dem Programm der Donauwörther Pilgertage. War es im letzten Jahr eine Rad-Pilgertour auf dem Jakobusweg und eine Wanderung auf der europäischen Kulturroute der VIA ROMEA GERMANICA stand heuer eine Pilgerwanderung donauabwärts auf dem JERUSALEMWEG auf dem Programm, routiniert geführt von Brigitte Tanneberger.

Das „Zuckerl“ der Tour war die spirituelle Wegbegleitung der österreichischen Pilgerexpertin, Kommunikationstrainerin und Pilgerbegleiterin Christine Dittlbacher, die in ihrer gewohnt versierten, kompetenten und liebevollen Art die Pilgergruppe inspirierte.

Pilgerstammtisch schafft Begegnung

Ein wichtiger Bestandteil der Pilgertage ist der Austausch der Pilger untereinander und die Begegnung. Daher ist ein Pilgerstammtisch stets mit von der Partie. Es entstehen Kontakte, Impulse und Anregungen rund um’s Pilgern.

Mit dem feierlichen Festgottesdienst der Kreuzerhöhung in der Kloster- und Wallfahrtskirche Heilig Kreuz (umrahmt vom Männerchor Heilig Kreuz) erreichten die 3. Donauwörther Pilgertage ihren Höhepunkt. Heuer gab es sogar in der sommerabendlichen Idylle eine Lichterprozession durch den Heilig-Kreuz-Garten und entlang der kleinen Wörnitz zurück in die Kirche zur Einzelsegnung mit dem Donauwörther Kreuzpartikel.

Die Pilgertage werden alljährlich von der Städt. Tourist-Information Donauwörth organisiert und in Koordination mit der Volkshochschule Donauwörth veranstaltet. (pm)