Ende einer Ära

Udo Knauer: „Die Kirchenmusik war einfach meins!“

Bild: Hermann Waltz
32 Jahre lang war Udo Knauer für die Kirchenmusik in der Kirchengemeinde von St. Georg in Nördlingen verantwortlich. Am 31. August geht er nun in den Ruhestand. Damit geht eine kirchenmusikalische Ära in Nördlingen zu Ende.

Seit 1993 ist Udo Knauer Kantor für die Nördlinger St. Georgskirche und das Dekanat Nördlingen. An der St. Georgskirche ist er seit nunmehr 32 Jahren für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste und ein umfangreiches Konzertprogramm mit regelmäßigen Oratorienaufführungen der Kantorei, Chorkonzerten, Kindermusicals, Gastkonzerte und die Orgelmusiken zur Marktzeit, die er 1994 ins Leben gerufen hat, verantwortlich. Außerdem unternimmt er mit dem Kammerchor St. Georg und dem Sing@Life-Gospelchor Konzertreisen, auch ins Ausland. Als Dekanatskantor ist er Ansprechpartner in allen kirchenmusikalischen Fragen und zuständig für die Aus- und Fortbildung für angehende nebenberufliche Kirchenmusiker und -musikerinnen, gibt Orgel- und Chorleitungsunterricht und bereitet die Prüflinge auf ihre D-Prüfung vor.

Ein Schlüsselerlebnis brachte ihn zur Orgel

Bild: Silke Hampp

Udo Knauer ist kein gebürtiger Rieser. Er stammt aus dem Coburger Land und besuchte in Coburg das Albertinum. „In der dritten und vierten Klasse hatte mein Klassenlehrer den Instinkt, dass das musische Gymnasium etwas für mich ist“, schmunzelt Udo Knauer, wenn er sich daran zurückerinnert. Der Lehrer sollte Recht behalten. Das erste Instrument, das Udo Knauer erlernte, war das Klavier. Ein „Schlüsselerlebnis“, sagt der Kirchenmusiker, brachte ihn dann in der siebten Klasse zur Orgel. „Es war ein Schulgottesdienst, bei dem ein älterer Mitschüler die Toccata aus der Suite Gothique von Léon Boëllmann gespielt hat. Das hat mich begeistert. Und dann habe ich gesagt, ich will Orgel lernen“, erzählt Knauer. Mitten im Schuljahr überzeugte er den zuständigen Lehrer ihn am laufenden Unterricht teilnehmen zu lassen.

Dass Udo Knauer Kirchenmusiker werden würde, war im Kindesalter noch nicht absehbar. „Ich komme nicht aus einer Musikerfamilie, aber mein Vater war im Gesangsverein im Dorf und hat mich mitgenommen, sobald ich aus dem Stimmbruch war“, sagt Udo Knauer. Vor seinem Plan Kirchenmusiker zu werden, hätten ihn seine Eltern sogar ein bisschen gewarnt. Sie hatten die Sorge, dass er nicht davon leben könne. „Die Kirchenmusik war einfach meins“, so der passionierte Musiker. Während seiner Schulzeit spielte Knauer nicht nur Klavier und Orgel, sondern gründete auch schon seinen ersten Chor – einen Kinderchor. In der 13. Klasse folgte dann der zweite
Chor zusammen mit seinen Mitschülern. „Das war dann fast wichtiger als das Lernen für das Abitur“, erinnert sich Udo Knauer lächelnd zurück.

Bach brachte die Entscheidung

Das Mitwirken im Coburger Bachchor und die damit verbundene Arbeit mit dem damaligen Chorleiter, den er als sehr charismatisch erlebte und der die Fähigkeit hatte junge Menschen zu begeistern, hätten schließlich dazu geführt, dass er sich endgültig für die Kirchenmusik entschied. „Ich durfte bereits als Jugendlicher große Oratorien mitsingen und bei den Chorproben am Klavier korrepetieren, also beim Einstudieren der Stücke begleiten“, so Knauer. 1980 bestand Knauer die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik in Würzburg und bekam einen von nur vier Studienplätzen. Nach seinem Studium und der bestandenen A-Prüfung, die heute einem Master-Abschluss gleichzusetzen ist, erhielt Knauer zunächst eine Stelle als Dakanatskantor in Uffenheim. Dass er wohl nicht in seiner Heimat im Coburger Land würde arbeiten können, war Udo Knauer bereits vor seinem Studium klar. „Es gibt in ganz Bayern nur rund 120 hauptamtliche Kirchenmusikstellen. In Uffenheim war es am Anfang sogar nur eine dreiviertel-B-Stelle, aber irgendwie muss man ja einsteigen. Es war eine Zeit, in der es wenig Stellen für relativ viele Kirchenmusiker gab. Momentan kehrt sich das gerade um“, so Knauer.

Immer wieder ist Udo Knauer mit seinen Chören auf Konzertreise. So hat er mittlerweile alle Partnerstädte Nördlingens, einschließlich Wagga-Wagga in Australien und Markham in Kanada, mit einem der Chöre besucht. Seine erste Reise führte ihn 1989, damals noch mit dem Uffenheimer Dekanatsjugendchor, nach Thailand und wird ihm
wohl für immer besonders im Gedächtnis bleiben: „Den Mauerfall habe ich im Flughafen in Chiang Mai erlebt. Da erinnert man sich ewig dran. Auf großen Bildschirmen wurde das dort übertragen. Das war ein weltbewegendes Ereignis und ein riesiger Jubel am Flughafen.“

Brahms Requiem Bild: Hermann Waltz

Nach acht Jahren in Uffenheim bot sich für Knauer dann 1993 die Gelegenheit eine A-Stelle in Nördlingen anzutreten und diese nutzte er auch und blieb 32 Jahre. In über drei Jahrzehnten gab es für Udo Knauer so manches Highlight, wie zum Beispiel die Aufführung der Carmina Burana von Carl Orff mit allen Nördlinger Chören und den
Nürnberger Symphonikern zum Stadtjubiläum im Jahr 1998. Am 20. Juli um 14 Uhr wird Udo Knauer nun offiziell mit einem Gottesdienst in St. Georg in den Ruhestand verabschiedet. Der letzte konzertante Auftritt von Knauer als Kantor findet am 23. August statt. Dann spielt er die 500. der Orgelmusiken zur Marktzeit in St. Georg.

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