Moderne Stadtentwicklung

Das Eger-Viertel - Modern interpretiertes Wohnen im historischen Umfeld

So stellen sich die Verantwortlichen das neue Eger-Viertel in einer Illustration vor. Bild: Eco Residential GmbH & Co. KG
Wie in vielen historischen Altstädten hält die Stadtentwicklung auch in Nördlingen die ein oder andere Herausforderung bereit. Umso wichtiger sind Projekte wie das Eger-Viertel. Auf dem Gelände der alten Ankerbrauerei entsteht ein neues Stadtviertel, das modernsten Ansprüchen entsprechen soll – und das mitten in der Altstadt.

Die Ankerbrauerei gehört zur Nördlinger Stadtgeschichte wie der Kirchturm Daniel oder die Stadtmauer. Die frühesten Aufzeichnungen der Brauerei reichen bis in die Anfänge des 17. Jahrhunderts zurück. Mittlerweile ist die Brauerei im Westen der Stadt allerdings nur noch ein Ort der Erinnerung an eine einstmals glorreiche Vergangenheit. Im September 2016 wurde die Produktion an diesem Standort eingestellt. 

Doch die Geschichte der Ankerbrauerei ist damit nicht vorbei – ganz im Gegenteil. Auf dem Areal entsteht nun das Eger-Viertel, das allen Anforderungen des modernen Wohnens in einer historischen Altstadt gerecht werden soll. Nicht verwunderlich, dass das Projekt Eger-Viertel daher im Städteplanungskonzept als bedeutendes städtebauliches Projekt in der Nördlinger Altstadt angesehen wird. „Die Stadt begrüßt die Entwicklung ausdrücklich“, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung.

Das Erbe der Ankerbrauerei im modernen Gewand

Der historische Baubestand bietet auch Platz für Gastronomie wie z.B. ein Tagescafé. Bild: Eco Residential GmbH & Co. KG

Und auch Sebastian Haag, dem zusammen mit seiner Mutter noch ein Teil des ehemaligen Brauerei-Areals gehört, zeigt sich zufrieden mit der Art und Weise, wie das Erbe der Ankerbrauerei im Eger-Viertel weiterlebt. Einige historische Gebäude wie das Sudhaus oder der Schalander – der ehemalige Aufenthaltsraum der Brauer und Mälzer – bleiben erhalten und werden in das neue Konzept integriert. Dort sind moderne Wohnungen geplant. In anderen denkmalgeschützten Bereichen wird ein Tagescafé oder Büroflächen einziehen. „Zum anderen weist die Namensgebung einzelner Straßen auf die Ankerbrauerei hin. Da gibt es die Ankergasse und dann noch den Marie-Grandel-Weg“, erklärt Sebastian Haag und fügt hinzu: „Marie Grandel war meine Urgroßmutter, von ihr stammte die Brauerei.“ 

Doch nicht nur das Erbe der Brauerei, auch das Entwicklungskonzept selbst spielte für Haag und seine Mutter eine wichtige Rolle. „Wir wollten die Zügel nie ganz aus der Hand geben und haben gegenüber allen interessierten Investoren und Bauträgern klar kommuniziert, dass wir mitreden wollen und sich unsere Ideen und Vorstellungen in den Planungen wiederfinden müssen“, beschreibt er die Bauträgerauswahl, die schlussendlich auf das Augsburger Unternehmen Eco Residential GmbH & Co. KG fiel.

67 Wohnungen auf 5.700 Quadratmetern

Ein Umstand, der Stephan Deurer, geschäftsführender Gesellschafter von Eco Residential, stolz macht. „Das Eger-Viertel ist eine wunderbare Arrondierung der historischen Altstadt, wo eine heruntergekommene Industriebrache mit einem gemischt genutzten städtebaulichen Konzept zukunftsfähig ausgerichtet wird“, schwärmt er von dem Projekt, das voraussichtlich ein Gesamtvolumen von 35 Millionen Euro haben wird und damit zu den großen Projekten im Portfolio des Unternehmens zählt. Insgesamt entstehen auf einer Fläche von 7.000 Quadratmetern innerhalb der historischen Stadtmauer rund 67 Wohneinheiten. Besagte Büro- und Gewerbeeinheiten sowie das Tagescafé und eine Einrichtung für Kinderbetreuung runden das Angebot ab.

Das Brauerei-Areal auf einer historischen Luftaufnahme. Bild: Eco Residential GmbH & Co. KG

Vor allem die Kindertageseinrichtung liegt der Stadt Nördlingen am Herzen, wie Oberbürgermeister David Wittner betont: „Damit investiert Nördlingen ganz bewusst in die Zukunft junger Familien.“ Von den 7,5 Millionen Euro Baukosten allein für diese Einrichtung kommt der Löwenanteil aus dem Stadthaushalt. Dadurch entstehen 24 Krippen- und je 50 Kindergarten- und Hortplätze – alles in allem also Platz für 124 Kinder. So soll maßgeblich zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beigetragen werden, um den Wirtschaftsstandort Nördlingen noch attraktiver zu machen. 

Überhaupt soll das Eger-Viertel zu einem Vorzeigeprojekt werden, das aufzeigt, wie aus historischen Industriearealen moderne Stadtviertel erwachsen können, die Altstadt-Charme mit zukunftsträchtigen Wohnkonzepten verbinden. Denn „das Leben in einer historischen Altstadt genießt ungebrochene Popularität und das wird im Eger-Viertel nicht anders sein“, weiß Stephan Deurer. 

Die Altstadt als Herausforderung im modernen Bauen

Um diese Attraktivität in dem neu entstehenden Arrondissement zu gewährleisten, werden verschiedene Lösungen präsentiert. Zum einen hat man sich für ein verkehrsarmes städtebauliches Konzept entschieden, zum anderen werden technische Installationen in den Gebäuden angeboten, wie etwa eine dezentrale Lüftung oder dezentrale Warmwasserstationen für eine individuelle und effiziente Wassergewinnung. Die größte Herausforderung stellt dabei der Altstadtstandort selbst dar, da hier typische Herangehensweisen wie Photovoltaik oder Wärmepumpen nur selten umsetzbar sind. Aber „wir sehen das konstruktiv und haben das in unser Gesamtkonzept integriert. Grundsätzlich bieten historische Altstädte alle Antworten an das Leben in der Zukunft, im Eger-Viertel nunmehr modern interpretiert im historischen Umfeld“, betont Deurer. 

Und überhaupt überwiegt nun die Vorfreude, dass es endlich losgehen kann mit den Bauarbeiten, um das zukünftige Eger-Viertel zu gestalten. „Wir sind einfach nur froh, dass das Eger-Viertel nach acht Jahren Planungs- und Genehmigungszeit endlich realisiert werden kann. Auch aufseiten des Bauunternehmers will man endlich loslegen. „Wir haben so ziemlich alles an Problemstellungen mitgenommen und nun stehen wir doch an der Startlinie und werden zeitnah loslegen.“

In drei Jahren soll Nördlingens Zukunft realisiert werden

Grundsätzlich rechnet Stephan Deurer damit, dass das Projekt innerhalb von drei Jahren umgesetzt ist. Der erste Vertriebsabschnitt umfasst direkt 40 Einheiten und stellt damit den größten Teil der Planung dar. Teil davon ist auch das größte Unterprojekt: die 25 seniorengerechten Wohnungen im Herzen des Areals. Die Stadt selbst hofft auf eine Fertigstellung der dringend benötigten Kindertageseinrichtung für das Jahr 2026. 

Zusammen mit einem 3.000 Quadratmeter umfassenden grünen Rückzugsort im Stadtgraben samt Kinderspielplatz entsteht so in Nördlingen ein neues Viertel, das die Stadt für die kommenden Jahrzehnte prägen wird. Damit zeigt das Projekt, wie ein Relikt einer vergangenen Epoche zu einem neuen Lebensraum im Herzen der Altstadt werden kann – ohne die eigene Geschichte zu vergessen. 

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

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