Symbolbild Bild: pexels
Gut vier Wochen nach dem offiziellen Ausbildungsstart ist viel Bewegung auf dem Markt: Allein im September sind bei der IHK Schwaben rund 800 zusätzliche Ausbildungsverträge für das laufende Jahr eingegangen.

„Wegen der Corona-Krise war die Berufsorientierung und -findung im Frühjahr lange lahmgelegt. Jetzt zeigt sich ein deutlicher Nachholeffekt“, sagt Gregor Ludley, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Dillingen. Der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Donau-Ries, Andreas Dirr, ist überzeugt, dass sich der Trend fortsetzen wird: „Die Wirtschaft ist auf Erholungskurs. Die jungen Menschen erkennen, dass eine berufliche Ausbildung beste berufliche Perspektiven bietet.“

Die Zahl der neuen Auszubildenden ist schwabenweit auf gut 7.700 gestiegen und liegt damit nur knapp unter dem Vorjahresniveau. „Angesichts eines monatelangen Lockdowns und des eingeschränkten Schulbetriebes hatte man noch vor wenigen Monaten einen massiven Einbruch befürchtet“, sagt Ludley. „Daher sind diese Zahlen durchaus positiv zu bewerten. Die Anstrengungen, junge Menschen in dieser schwierigen Situation für eine Ausbildung zu begeistern, haben sich gelohnt“, so Ludley. In Nordschwaben liegt die Zahl der Neuverträge aktuell bei 923 und damit sogar über dem Vorjahresniveau. 2020 waren es zum gleichen Zeitpunkt 844 Neuverträge. Bei den Bewerbern waren in den vergangenen Wochen insbesondere technische Berufe wie der KfZ-Mechatroniker sowie kaufmännische Berufe gefragt.

Wirtschaftliche Unsicherheit schreckt Bewerber ab

Ein Rückgang bei der Zahl der Neuverträge im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem in den Bereichen Metall und Elektro sowie im Hotel- und Gastgewerbe zu verzeichnen. Grund dafür ist nicht allein die Corona-Krise. „Wir spüren auf dem Ausbildungsmarkt seit langem den demografischen Wandel. Die Zahl der Schulabgänger geht deutlich zurück“, erklärt Dirr. Darüber hinaus sorgt der ungebrochene Trend der Akademisierung für einen Bewerberschwund. „Viele glauben fälschlicherweise, dass der Abschluss einer weiterführenden Schule oder ein Studium der bessere Einstieg ins Berufsleben ist“, sagt Dirr. Verstärkt wurden diese Faktoren nun bereits im zweiten Jahr in Folge durch die massiven coronabedingten Einschränkungen: Praktika in Betrieben waren über Monate nur schwer möglich, die Berufsberatung an den Schulen deutlich erschwert. „Zusätzlich haben wir bei den Bewerbern viel Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe und die konjunkturelle Lage gespürt“, berichtet Dirr. Die Folge: Viele Schulabgänger haben sich in dieser Situation eher für eine weiterführende Schule als für eine duale Ausbildung entschieden. Doch schon mit Beginn der Corona-Lockerungen zeigte sich eine Umkehr: „Aufgrund der deutlich besseren wirtschaftlichen Situation unserer Unternehmen und der besseren Möglichkeiten, die jungen Menschen über berufliche Optionen zu beraten, rechnen wir mit einer Zunahme der Bewerberzahlen“, so Dirr.

Mehr offene Stellen als Bewerber

Nach wie vor gibt es einen großen Überhang offener Stellen, vor allem im Handel und in der Gastronomie. „Die Chancen für junge Menschen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, stehen auch jetzt sehr gut“, betont Ludley. Sollte es bisher mit dem Traumjob nicht geklappt haben, empfehlen die IHK-Experten, sich über verwandte Berufsbilder zu informieren. „Es lohnt sich zudem, nicht nur vor der Haustüre zu suchen, sondern den Blick zu weiten.“ Mit zahlreichen Maßnahmen, die in den kommenden Wochen fortgeführt werden, trägt die IHK Schwaben dazu bei, dass Jugendliche, die bislang bei der Lehrstellensuche leer ausgegangen waren, doch noch zum Zug kommen. „Die Unternehmen in Nordschwaben sind dringend auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. Daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert. Daher müssen wir alles unternehmen, um das Ausbildungsniveau hochzuhalten“, sagt Dirr. Die IHK Schwaben legt besonderes Augenmerk auf eine gezielte Nachvermittlung. Dabei kümmern sich Experten der IHK in individuellen Beratungen um Unternehmen, die einen Auszubildenden suchen, oder um Schulabgänger, die noch in diesem Jahr mit einer Ausbildung starten möchten. Dazu steht man in engem Kontakt mit weiterführenden Schulen. Flankiert werden die Bemühungen durch digitale Angebote wie die weiter ausgebaute Online-Jobbörse, Projekte wie die Schulpartnerschaften oder die digitalen Ausbildungsscouts. Die Kampagne „Elternstolz“ richtet sich vor allem an Eltern, die man für das Thema Berufswahl sensibilisieren will. (pm)

Kontakt für Unternehmen und Jobsuchende

Junge Menschen, die an einer Ausbildung interessiert sind, sowie Unternehmen, die ausbilden möchten, können sich an die Hotline der Berufsorientierung der IHK Schwaben unter Telefon 0821 / 3162100 wenden. Informationen zu den Angeboten der IHK Schwaben für Interessierte gibt es unter lehre-macht-karriere.de