Jahresthema

Besondere Gotteshäuser in Donau-Ries

Gotteshaus Bild: pexels
Im Landkreis Donau-Ries gibt es eine Vielzahl von Kirchen und Kapellen. Im sechsten Teil unseres Jahresthemas haben wir einige für euch herausgesucht.

870 St. Walburga in Monheim – einst bedeutende Pilgerstätte

Das Jahr 870 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Monheims, als zwei adelige Damen auf ihren Besitzungen ein Benediktinerinnenkloster errichteten. Um ihre Stiftung vor dem Zugriff missgünstiger Verwandter zu sichern, übereigneten sie diese an den Bischof von Eichstätt. Im Gegenzug erhielt man Reliquien aus dem Grab der heiligen Walburga, die in einem feierlichen Prozessionszug nach Monheim gebracht wurden. In dessen Verlauf wurde von mehreren Spontanheilungen berichtet und auch ein Buch über weitere Wunder der Heiligen (Miracula S. Walburgis Monheimensia) löste eine enorme Wallfahrtsbewegung aus. 

In kürzester Zeit wurde Monheim zum bedeutendsten Kultzentrum des Ostfrankenreiches. Zunächst stand auf dem Platz der heutigen Stadtpfarrkirche eine Klosterkirche, die St. Salvator als Patron hatte. Der gewaltige Pilgerstrom veranlasste Mitte des 11. Jahrhunderts den Neubau eines Gotteshauses, das zu Ehren Walburgas konsekriert wurde. Dieses wurde zwischen Mitte des 13. und Ende des 15. Jahrhunderts von drei schweren Bränden heimgesucht. Der jetzige Kirchenbau stammt aus spätgotischer Zeit, das Nordportal weist die Jahreszahl 1509 auf. 

 

Im 18. Jahrhundert wurde das Kircheninnere barock ausgestaltet, was man an der stuckierten Kanzel in der Kirchenmitte anschaulich nachvollziehen kann. Aber auch Elemente des Jugendstils sind an der Nordseite in Form einer Weltenschöpfungsuhr zu entdecken. Einen besonderen Blickfang bieten zudem die vier Seitenaltäre, die der Monheimer Landrichter Johann Adam von Reisach 1803 aus dem säkularisierten Kloster Kaisheim erwarb. Mit zum Kostbarsten in der Kirche gehört eine Silberstatuette der heiligen Walburga in der ihr geweihten Kapelle im nördlichen Chorwinkel. 

Dort befinden sich auch wieder Reliquien der Heiligen, nachdem die ursprünglichen in der Zeit der Klosterauflösung Mitte des 16. Jahrhunderts verloren gingen. An die große Epoche der Benediktinerinnen erinnert der noch erhaltene Westflügel eines Kreuzgangs, der sich an die Südseite der Stadtpfarrkirche St. Walburga anschließt.

1143 Die älteste Kirche im Ries: Pfarrkirche St. Laurentius in Minderoffingen

Älteste Kirche im Ries Bild: DRA

Die Pfarrkirche St. Laurentius steht erhaben im Zentrum von Minderoffingen im ummauerten Friedhof. Die katholische Pfarrkirche, die innen wie außen romanisch geprägt ist, wird in ihrer ersten urkundlichen Erwähnung, die auf den 24. September 1143 datiert, als „eclesia baptis malis“, also als Taufkirche, bezeichnet. Sie gilt als die älteste Kirche im Ries. Seit 1216 gehörte die Minderoffinger Kirche zum Bistum Augsburg. Eine Notmaßnahme, um die bedeutende Außenposition zu sichern. Von diesem Tag an ging die Baupflicht an der Kirche, der Unterhalt des Pfarrers sowie die Gewährleistung der Seelsorge an die bischöfliche Kammer über. 

Im Gegenzug erhielt diese die Einkünfte aus der Kirche. Im Buch „Zur Geschichte der Gemeinden Marktoffingen und Minderoffingen“ beschreibt Elisabeth Grünenwald die St. Laurentius-Kirche und auch die Einverleibung durch das Bistum Augsburg: „Diese enge Verbindung des Pfarrverbandes Offingen mit Bischof und bischöflicher Kammer seit 1216 macht wahrscheinlich, daß die stilistisch in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datierende, für Dorfkirchen ungewöhnlich aufwendige architektonische und bildhauerische Ausgestaltung der Chorpartien auf persönliche Initiative des Augsburger Bischofs erfolgt ist, gleichgültig was den äußeren Anlass dazu geboten hatte.“ Der heutige Bau stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert. 

Aufgrund des Namens der Kirche ist davon auszugehen, dass es bereits einen Vorgängerbau gab, da oft in der Zeit nach der Schlacht auf dem Lechfeld, die 955 stattfand, Laurentius als Patron gewählt wurde. Als Wehrkirche bot die St. Laurentius-Kirche den Menschen in unsicheren Zeiten Schutz hinter ihren massiven Wänden aus behauenen Tuffquadern. Unter der Leitung des Münchner Architekten Hansjakob Lill erfolgte zwischen 1961 und 1966 eine Renovierung, bei der die romanische Bausubstanz wieder freigelegt wurde. Nachträglicher Putz wurde entfernt, frühere Umbauten rückgängig gemacht und das Ostfenster, das 1790 vermauert worden war, wurde wieder geöffnet. 

Im Inneren der Kirche finden sich Malereien, die aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammen sowie lateinische Inschriften in Versform, die die Bogenläufe zieren. Die barocke Glocke im Geläut ist dem Heiligen Laurentius geweiht und wurde 1748 von Nicolaus jun. und Claudius Arnoldt gegossen. Wer sich auf dem Friedhofsareal umschaut, findet im Nordosten einen kleinen Kapellenbau mit Lourdesgrotte und an der Westmauer eine holzgerahmte Ölbergnische.

1180 Die Kirche mit doppelter Konfession: Die Simultankirche in Ehingen

An einem der höchsten Punkte der Gemeinde steht seit dem 12. Jahrhundert die Pfarrkirche St. Stephanus und Ulrich – zumindest wurde in dieser Zeit (1180) der Westturm erbaut. Das Langhaus wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert und der Chor Ende 15. Jahrhundert errichtet. Während der Innenraum des Langhauses mit einer Flachdecke überspannt ist, hat der Chor ein Tonnengewölbe. Die Fresken im Langhaus der Kirche zeigen Szenen aus dem Leben des Hl. Stephanus. 

Die Sakristei im Norden stammt aus dem 20. Jahrhundert. Das gefasste Holzkruzifix aus dem frühen 13. Jahrhundert ist das älteste erhaltene Kunstwerk im Ries. Das Besondere an der Pfarrkirche: es ist eine Simultankirche. Infolge der Reformation wurden große Teile der damaligen Bevölkerung konfessionell geteilt. Zwar war dies auch in Ehingen der Fall – trotzdem nutzen Protestanten und Katholiken seit jeher die Kirche gemeinsam. Bis heute hat sich diese Tradition fortgesetzt und St. Stephanus und Ulrich ist eine von nur wenigen Simultankirchen in Deutschland. 

Im Außenbereich ist nach wie vor die ursprüngliche Nutzung des Gotteshauses als sogenannte Wehrkirche zu erahnen. Schießscharten in den Mauern und in der Kirche selbst zeugen von einer Zeit, in der die Simultankirche als Rückzugsort vor Plünderern genutzt wurde. Das oberste Geschoss des Kirchturms beherbergt vier Kirchenglocken, die 1950 von Friedrich Wilhelm Schilling gegossen wurden.

1750 Am höchsten gelegen: Die Kapelle St. Petrus in Wörnitzstein

Kirche mit doppelter Konfession Bild: Harald Erdinger

Die Kapelle liegt auf einem Kalksteinfelsen weithin sichtbar in sonst flacher Landschaft am linken Ufer der Wörnitz wenige Kilometer nordwestlich von Donauwörth. Der Kalksteinbrocken wurde vor 15 Millionen Jahren bei der Rieskatastrophe – dem Einschlag eines Meteoriten – bis hierher geschleudert. Der Wörnitzstein ist also ein Fremdkörper, nicht eine natürliche Erhebung der Fränkischen Alb. Ein gut angelegter Stufenweg, durch Geländer gesichert, führt in Kehren direkt zum Portal des anmutigen Kirchleins. Um 1750 hatte der Reichsabt Coelestin I. von Kaisheim die Idee, auf dem Felsplateau eine neue Kapelle bauen zu lassen. 

Es gelang ihm, gute Handwerker und Künstler zu verpflichten. Besonders hervorzuheben ist der Maler Gottfried Bernhard Götz, welcher gerade die großen Deckengemälde in der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee geschaffen hatte. Dem Ort entsprechend wurde für das Deckenbild das Wort Mt 16,18f. vorgegeben: „Du bist Petrus, auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen … und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“. (rev.EÜ) Die Gestaltung des Künstlers ist weit mehr als Dekoration oder Illustration, welche er selbstverständlich meisterhaft beherrscht. 

Die zarte, hell gekleidete Frau mit einer weißen Taube vor der Brust ist ein Sinnbild der Kirche, und zwar der römischen, vom Papst geleiteten Kirche, dessen Insignien Tiara und Papstkreuz sie trägt. Zwei weitere Frauen in Gestalt griechisch-römischer Göttinnen verkörpern Veritas (Wahrheit) und Constantia (Standfestigkeit), in deren Spannungsfeld besonders die römisch-katholische Kirche zur Zeit der Aufklärung steht. Im unteren Teil des Bildes wird es dramatisch. Der Putto, ein gefallener Engel mit nur einem Flügel, stemmt einen Kalksteinbrocken abwurfbereit nach oben, um den unter ihm liegenden gequälten Menschen mit einem Buch auf dem Schoß zu zerschmettern. 

Constantia hält ihn im Zaum, obwohl der Bedrohte gefährlich an ihrem Gewand zerrt. Und da ist der Mann mit weißer Kopfbinde, der mit starkem Arm versucht, die Mächte der Unterwelt abzudrängen. Zusammenfassend kann man sagen, dass Götz hier seine Ansicht zu den „Mächten der Unterwelt“ darstellt. Keine Gewalt im Umgang mit Andersdenkenden, die oft als Ketzer bezeichnet werden. Und den bösen Mächten soll man sich entgegenwerfen, wie der Künstler Gottfried Bernhard Götz es tut. Der Mann mit der weißen Kopfbinde ist sein Selbstbildnis. In diesem Deckenbild ist keine Vernichtung eines sog. Ketzers und kein Triumph der Kirche über das Böse dargestellt!

1998 Die Heidebrünnl-Kapelle in Kaisheim – Eine Erinnerung an die Heimat

Auf der Jurahöhe zwischen Gunzenheim und Kaisheim erbaute 1998 Ernst Seifert das Heidebrünnl. Seit jeher ist die hölzerne Wallfahrtskapelle Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens in Kaisheim. Im vergangenen Jahr wurde das 20-jährige Jubiläum zum Fest der Hl. Anna gefeiert. Eng mit der Historie des Heidebrünnls verbunden, ist die persönliche Lebensgeschichte des Stifters Ernst Seifert. Als Sudetendeutscher musste er gemeinsam mit seinen Eltern Ende des Zweiten Weltkrieges seine Heimat verlassen. Besonders schwer fiel seiner Mutter der Abschied von der Heidebrünnl-Kapelle im Altvatergebirge nahe der Grenze zur ehemaligen österreichischen Markgrafschaft Mähren im heutigen Tschechien. 

Deshalb versprach der 15-jährige Ernst Seifert schon damals, eine Heidebrünnl-Kapelle in der neuen Heimat zu erbauen, sobald es für ihn beruflich und finanziell möglich sei. 1948 ließ sich Familie Seifert in Gunzenheim nieder. Später siedelte Ernst Seifert nach Kaisheim über und gründete gemeinsam mit seiner Ehefrau den Teppichhandel „Eska“. Nachdem der finanzielle Grundstein gelegt war, erwarb Seifert eine rund zwei Hektar große Magerrasen-Heidefläche auf der Jurahöhe zwischen Gunzenheim und Kaisheim. Dort entstand ab 1998 nach dem Vorbild der Kapelle im Altvatergebirge das neue Heidebrünnl. Nach sechsjähriger Bauzeit war die Gedenkstätte 2004 vollendet. Aufgrund der Geschichte des Erbauers ist das Heidebrünnl zum Ort des Gedenkens an die heimatvertriebenen Sudeten geworden. 

Das ursprüngliche Heidebrünnl im Altvatergebirge ist 1946 nach einem Blitzeinschlag abgebrannt. Umso mehr entwickelte sich die Kapelle in Kaisheim zur Pilger- und Gedenkstätte für all diejenigen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Nicht nur sie, sondern auch die Bewohner Kaisheims verbinden mit der Kapelle ihre Heimat. Ebenfalls stellt sie heute einen beliebten Ort für Wanderer und Besucher dar, dies zeigen auch die eindrucksvollen Besucherzahlen. Im Jubiläumsjahr 2024 besuchten an 51 Tagen mehr als 1 500 Personen Veranstaltungen und Führungen. Nicht nur das Heidebrünnl selbst beeindruckt mit seinem Charme, sondern auch seine Umgebung. Schon zu Baubeginn 1998 pflanzte Ernst Seifert 8 000 Bäume und Sträucher. 

Heute umrundet das Heidebrünnl ein Waldlehrpfad aus 200 verschiedenen Baum- und Sträucherarten. Der einstige Erbauer und Stifter verstarb bereits 2016 im Alter von 86 Jahren. Ein 2017 errichteter Gedenkstein im Außenbereich der Kapelle erinnert an ihn. Der Erhalt der Kapelle ist vor allem den ehrenamtlichen Helfern des Freundeskreises zu verdanken. Einst gegründet von Franz Oppel und Ernst Seifert übernimmt der Verein seit 2004 die Pflege der Anlage sowie wichtige organisatorische Aufgaben, darunter auch das jährlich im Juli stattfindende Fest zur Verehrung der Hl. Anna. 

Für Besucher ist die Heidebrünnl-Kapelle über die Bundesstraße 2 von Donauwörth nach Weißenburg sowie über Wanderwege, darunter der Jakobsweg, zu Fuß zu erreichen. Die Führungen durch die Gedenkstätte übernimmt die Marktgemeinde Kaisheim. Öffentlich zugänglich ist das Heidebrünnl an Sonn- und Feiertagen von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr. (dra)