10. März 2019, 10:00
Matthias macht mit

Computertastaturen aus Nördlingen

Die Tastaturen werden nach dem Lasern auf Fehler untersucht. Bild: Rudolf Stimpfle
Es gibt kaum einen Haushalt, in dem kein Computer zu finden ist – sei es ein klassischer Desktop-PC oder ein Notebook. Dazu gehören auch in Zeiten von Touchscreens immer noch Tastaturen. Davon werden jedes Jahr über eine Million Exemplare in der Roko-Werkstätte hergestellt.

Der Geschäftsführer der Roko GmbH, Stefan Heilbronner, begrüßt mich in der Industriestraße 31 in Nördlingen. Hier befinden sich nicht nur die Donau-Ries-Werkstätten der Lebenshilfe, sondern auch die Räume der Tochterfirma Roko. „Herzlich Willkommen in Nördlingen, Herr Stark. Wir fangen direkt an und gehen in unser Zolllager“, begrüßt mich Stefan Heilbronner.

Hier lagert die Ware aus China, die von Roko nach Deutschland importiert wird. „Die Tastaturen werden in Fernost von einem Partner von Fujitsu hergestellt. Wir übernehmen die Ware in Hongkong und kümmern uns als Dienstleister um alle weiteren Schritte bis die Ware ins Hauptlager des Konzerns kommt. So ersetzen wir drei, vier weitere Dienstleister und übernehmen alles aus einer Hand“, erklärt mir Stefan Heilbronner, während wir uns auf den Weg zum Lager machen.

Im Lager stehen dutzende Paletten mit Tastaturen „Wir haben Schablonen für circa 150 verschiedene Tastaturen. Dazu kommen noch Ausführungen in verschiedenen Sprachen. Wir können also sicher über 1000 unterschiedliche Arten von Tastaturen herstellen“, so Heilbronner, während wir vom Lager in die Produktionshalle gehen. Hier treffen wir Rudolf Stimpfle, der die Werkstätten in Nördlingen verantwortet. Er erklärt mir den genauen Ablauf: „Die Laser, mit denen wir die Tasten gravieren, gehören der Firma Fujitsu. Jeden Morgen um 6:00 Uhr übermittelt das Zentrallager den Bedarf. Unsere Mitarbeiter nehmen sich die Aufträge heraus und arbeiten diese ab.“

Über 1000 Arten von Tastaturen kann die Roko GmbH in Nördlingen herstellen. Bild: Matthias Stark

4000 Tastaturen am Tag

Durch ein Rolltor betreten wir nun die Produktionshalle. Sofort steigt uns der Geruch von verbranntem Kunststoff in die Nase. Während ich die Nase verziehe, lacht der Werkstattleiter: „Das vergeht in einigen Minuten. Wir gravieren die Tastaturen mit dem Laser. Dabei wird eine feine Schicht abgelöst. So kommt der Geruch zustande.“ Er führt mich an eine von insgesamt sechs Maschinen. „Je nach Auftrag müssen die Mitarbeiter sich die Rohlinge aus dem Lager holen. Manchmal ist es nur einer, manchmal zehn und teilweise sind es auch mehrere Paletten.“

Bild: Rudolf Stimpfle

Die Laser sind durch eine Datenleitung mit der Firma Fujitsu verbunden. Diese erkennen den Auftrag und lasern automatisch die benötigte Schrift darauf. Das dauert bei Tastaturen nur wenige Sekunden. Sind die Tastaturen auf deutsch, dauert das Lasern beispielsweise rund neun Sekunden. „Chinesische Tastaturen brauchen fast eine Minute, bis der Laser fertig ist“, erklärt Stimpfle. Dann heißt es für mich Tastatur auspacken und Sichtkontrolle. „Unsere Mitarbeiter müssen die Tastaturen auf Fehler untersuchen. Mit der Zeit entwickelt man ein Auge dafür, Kratzer und Lackblasen zu entdecken“, so Stimpfle weiter. Und tatsächlich, die Tastatur weist einen feinen Einschluss im Lack auf. „Die können wir nicht nehmen“, legt Stimpfle sie beiseite und markiert den Fehler mit einem Post-it. Die nächste ist in Ordnung. Das Programm läuft. Ich lege die Tastatur in die Schablone ein, gehe zurück und die Maschine dreht die Tastatur in den Laser. Durch ein Seitenfenster kann man den Laser über der Tastatur beobachten. Nur Sekunden später ist die Tastatur fertig. Die Rohlinge sind mit schwarzer Farbe bedampft. Durch den Laser wird die oberste Schicht heruntergebrannt. Dadurch quillt die Farbe etwas auf und erzeugt den 3D-Effekt. Dabei werden die Tastaturen nicht nur auf der Vorderseite beschriftet. Auf die Rückseite kommt eine Ident-Nummer, mit welcher die Tastatur eindeutig zu identifizieren ist.

Nach der Produktion werden die Tastaturen wieder verpackt und gehen ins Ausgangslager. Einmal am Tag fährt ein Lkw die Tastaturen ins Lager nach Augsburg. „Am Tag schaffen wir rund 4000 Tastaturen. Wenn wir in Zweischicht arbeiten, sogar das Doppelte. Das ergibt im Jahr rund eine Million Tastaturen für Laptops und PCs“, erklärt Stefan Heilbronner. Wie lange die zehn Mitarbeiter allerdings noch Tastaturen lasern, ist unklar. Nach der Ankündigung, den Standort in Augsburg zu schließen, hat sich die Konzernleitung von Fujitsu noch nicht geäußert, wie sich die Schließung auf die Roko auswirkt. Deshalb ist man dort auf der Suche nach neuen Aufträgen. „Wir sind für viele Ideen offen“, so Heilbronner abschließend.

Die Roko GmbH ist ein gemeinnütziger Dienstleistungsbetrieb der Lebenshilfe Donau-Ries, der Lebenshilfe Dillingen und der Gemeinde Asbach-Bäumenheim. Die Roko fördert die Beschäftigung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und setzt die Gewinne daraus ausschließlich dafür ein. Dafür hat die Roko GmbH Standorte in Asbach-Bäumenheim, Dillingen und Nördlingen.