So steht es um die medizinische Versorgung unserer Kinder. Bild: istock
Im November und Dezember letztes Jahr schlugen Kliniken und Kinderärzt*innen Alarm. Grund war eine Influenza- und RS-Virus-Welle. Viele Kinderkrankenhäuser waren am Limit, die Praxen voll, die Schlagzeilen überhäuften sich. Mittlerweile ist das Thema wieder aus den Medien verschwunden – doch wie ist die Situation aktuell und warum gibt es im Landkreis Donau-Ries eigentlich keine Kinderklinik? Teil 1 unserer Serie: Gute Besserung? So steht es um die medizinische Versorgung unserer Kinder.

Unser Gesundheitswesen ist gezeichnet von einer mehr als zwei Jahre andauernden Coronapandemie. Als kurz vor Weihnachten 2022 dann noch zahlreiche Influenza und RSV-Fälle hinzukamen und viele Kinder stationär behandelt werden mussten, war in fast allen Kinderkliniken in Deutschland „Land unter“. Auch Ärztinnen und Ärzte in Kinderarztpraxen schlugen allerorts Alarm und selbst Apotheker*innen waren im Ausnahmezustand. Aufgrund von Engpässen bei den Lieferketten waren Fiebersäfte für Kinder und andere Medikamente nicht erhältlich.

Die Gründe für die Situationen der Kinderkliniken sind vielfältig:

Kürzungen im Bereich der Kindermedizin, fehlendes Personal und ein System an der Auslastungsgrenze sorgt selbst bei kleinen Viruswellen, die nicht erst seit Corona in dieser Jahreszeit vollkommen normal sind, für Überlastung. Im Dezember 2022 alarmierte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), dass von 110 Kinderkliniken 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei hätten. Lediglich 83 freie Betten gab es generell noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland – das sind 0,75 freie Betten pro Klinik, also weniger als eines pro Standort. Das hat eine Umfrage der DIVI ergeben. Die Erhebung zeigte außerdem, dass jede zweite Klinik berichtete, sie habe in den vergangenen 24 Stunden ein Kind nach Anfrage durch Rettungsdienst oder Nordaufnahme nicht für die Kinderintensivmedizin annehmen können. Die DIVI fordert bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in der Kinderkrankenpflege sowie den Aufbau telemedizinischer Netzwerke für den Austausch der behandelten Teams untereinander und den Aufbau von Kinderintensivtransport-Systeme.

Im Kreis Donau-Ries gibt es zwar Krankenhäuser in Donauwörth, Nördlingen und Oettingen – doch Kinder werden dort nur notfallmäßig, zum Beispiel bei Knochenbrüchen, behandelt. Wenn kleine Patient*innen beispielsweise wegen Atemwegserkrankungen in eine Kinderklinik müssen, fahren Eltern aus dem Ries fast 45 Minuten nach Aalen oder eine Stunde nach Augsburg. Im Ostalbkreis gibt es zwei Kliniken für Kinder, in Augsburg ebenfalls. In den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen hingegen keine einzige. Stellt das eine Versorgungslücke in Nordschwaben dar?