24. September 2023, 07:00
Schloss Leitheim

Die Renaissance des Leitheimer Weins

Weintrauben an den Hängen von Schloss Leitheim Bild: Aschenputtel Studio Fotografie & Design
Über Jahrhunderte hinweg wurde von Mönchen des Klosters Kaisheims an den Donauhängen in Leitheim ertragreicher Weinbau betrieben. In Spitzenjahren entstanden bis zu 50 000 Liter Wein. Bis in die 1970er-Jahre wurden noch Trauben geerntet, ehe die Tradition vorerst endete. Seit 2015 wird an den Hängen vor Schloss Leitheim wieder Wein angebaut.

Es war das Jahr 1134, als Heinrich II., Graf von Graisbach-Lechsgemünd, ein Kloster namens Kaisheim rund zehn Kilometer östlich von Donauwörth gründete. Er umringte das Kloster mit zwölf Bauernhöfen, darunter Leitheim, welches für die Weinversorgung des Klosters zuständig war. Um das Jahr 1427 legte Abt Leonard Weinmayr erstmalig großflächige Weinberge an, aus denen in guten Jahren 50 000 Liter Wein hervorgingen. 1542 wurden die Leitheimer Weinberge mit einer festen Mauer umgeben und das Weingärtnerhaus erbaut, in diesem befindet sich heute das gleichnamige Restaurant des Hotels Schloss Leitheim. Im Kloster Kaisheim, auch „Carcer Ordinis“ genannt, herrschten strenge Regeln. Als Rückzugsort für die Mönche während der schweren körperlichen Arbeit am Weinberg wurde ein weiteres Gebäude errichtet. Dort konnten sich die Ordensbrüder entspannen und ihre Gesundheit wiederherstellen. Die Kirche und die Sommerresidenz des Abtes wurden um das Jahr 1690 erbaut. In der Zwischenzeit wurde das Kloster aufgrund seiner zunehmenden Bedeutung zu einem freien, souveränen Staat erhoben. Dies bedeutete neue Aufgaben und veranlasste den künstlerisch denkenden Abt Coelestin I., Mermos, das Schloss Leitheim um ein weiteres Geschoss zu erhöhen und dieses nach dem Geschmack und Stil der Zeit – dem bayerischen Rokoko-Stil – zu dekorieren.

Weniger als eine Generation später war Kaisheim einer der 112 kleinen Staaten, die von Napoleon säkularisiert werden sollten, was damit zugleich die religiöse und kulturelle Mission der ehemals wichtigen Abtei beendete. 1816 wurde das Kloster Kaisheim in ein Gefängnis umgewandelt und Schloss Leitheim vom Grafen von Montperny gekauft. 1835 folgte sein Schwiegersohn Baron von Tucher. Der Bau der Donautalstraße ermöglichte es trotz schwerwiegender Schwierigkeiten, das Schloss Leitheim für Freunde der Künste zu öffnen und 1959 mit den Konzerten des Schlosses Leitheim zu beginnen. 2008 wurde das gesamte Ensemble von der Messerschmitt-Stiftung übernommen. Anschließend baute die Stiftung neben dem Schloss ein 4-Sterne-Plus-Hotel.

Traditionen aufleben lassen

Bild: Aschenputtel Studio Fotografie & Design

Gastgeberin Colette Zinsmeister leitet seit Eröffnung im Jahr 2015 das Haus. Wert liegt die studierte Hotelfachfrau vor allem auf ein ganzheitliches Konzept im 4-Sterne Superior Hotel, dazu zählt auch das Thema Regionalität. „Bei uns wird Regionalität auch wirklich gelebt“, sagt Colette Zinsmeister. Daher festigte sich auch von Beginn an der Entschluss, die Tradition der Mönche wieder aufleben zu lassen und so wurden im Jahr 2016 wieder Weinstöcke gepflanzt – Weißburgunder und Merlot. 2018 erfolgte die erste Lese, nur zwei Jahre später war die Ernte so groß, dass 700 Flaschen Weißburgunder abgefüllt wurden. Das Ergebnis überzeugte die Verantwortlichen: „Es war ein frischer, knackiger Weißwein. Für einen Erst-Wein war er fantastisch!“

Seit Beginn ist die Weinlese in Leitheim echte Handarbeit und wird durch den erfahrenen fränkischen Winzer Armin Düll vom Weingut an der Steige in Mailheim betreut. 2021 war die Ernte noch reichhaltiger, sodass rund 2 700 Flaschen Pinot Blanc gekeltert wurden. „Es ist ein frischer, knackiger Sommerwein mit gut eingebauter Säure. Er ist sehr ausgewogen und hat eine leichte Limettennote“, so beschreibt Colette Zinsmeister den Geschmack des Weines aus dem Jahr 2021. Auch die Ernte im Spätherbst 2022 fiel glücklicherweise reichhaltig aus, zum ersten Mal wird daher neben einem Weißwein auch ein Rosé-Wein gekeltert.

Kreativ, aber bodenständig

Gekauft werden kann der Weißwein ausschließlich im Leitheimer Schloss. Gäste des Hotels können den regionalen Wein aber auch im hauseigenen Restaurant „Weingärtnerhaus“ auf Herz und Nieren testen. Als „kreativ, aber bodenständig“ beschreibt Colette Zinsmeister die gehobene Küche des Hauses. Ihr Ehemann Paul Zinsmeister ist Küchenchef des Weingärtnerhauses und besitzt langjährige Erfahrung in der Sterne-Gastronomie. In der prämierten Küche des Schlosshotels setzen Paul Zinsmeister und sein Küchenteam auf regionale und frisch zubereitete Speisen. Wert wird im Restaurant zudem auch auf eine moderne Ausbildung gelegt. Jeden Sonntag und Montag übernehmen die Auszubildenden die Küche. „Wir fördern unsere Azubis von Beginn an, so führen wir sie zum selbstständigen Kochen heran. Sie dürfen das Menü selbst kreieren und ihre eigenen Erfahrungen sammeln“, sagt Colette Zinsmeister. Sie fügt an: „Unsere Azubis sind sehr eifrig bei der Sache. Sie müssen keine niederen Arbeiten verrichten.“ Insgesamt bietet das Schloss Hotel Leitheim 54 Zimmer, davon sechs Suiten und 48 Doppelzimmer. Erst im Jahr 2021, erzählt die Gastgeberin, habe die Messerschmitt-Stiftung das alte Wohnhaus der Familie von Tucher kernsaniert. Entstanden sind dort vier neue Suiten und ein Tagungsraum.

Kammermusik im Rokoko-Saal des Schlosses

Seit 1959 finden auf Schloss Leitheim die Leitheimer Schlosskonzerte statt. Die Harmonie von Kammermusik und dem einmaligen Ambiente im Rokoko-Saal des Schlosses machen den besonderen Reiz dieser Konzertreihe aus – mit Klassikern wie Mozart und Beethoven bis hin zu John Lennon & Paul McCartney.