18. Dezember 2021, 08:00
Vereinsleben

Für den Erhalt einer Nördlinger Attraktion

Von links nach rechts: Stadtpfarrer Benjamin Beck, Sr. M. Sigrid Ritzer und Krippenbaumeister Leonhard Rauwolf. Bild: Rudi Scherer
Ein Schatz ruht im Kloster Maria Stern in Nördlingen: Krippenfiguren, Utensilien, Accessoires in Hülle und Fülle – alles, was man zur Darstellung biblischer Szenen benötigt. Die Franziskanerinnen können sich mit fortschreitendem Alter nicht mehr darum kümmern. Daher bildet sich gerade ein Freundeskreis der Krippen des Klosters von Maria Stern, der diese Aufgabe für sie übernimmt und diesen Schatz für Nördlingen erhält.

Seit den 80er Jahren haben Schwester Norbertine und Schwester Sigrid die Krippen von Maria Stern aufgebaut. Mit der Zeit haben sie einen reichhaltigen Fundus an Figuren und Zubehör angelegt. „Unvorstellbar“, sagt Rudi Scherer von der Kirchenverwaltung St. Salvator, sei die riesige Sammlung an Figuren, Modellen, Ausstattung, Kulissen und Hintergründen: „Ich glaube, das ist für Nördlingen einmalig, eine Attraktion.“

Die Materialien aus diesem Fundus, von den Klosterschwestern selbst angefertigt, nutzten Schwester Sigrid und Schwester Norbertine seit Jahrzehnten für die Jahreskrippe von Maria Stern und für die Weihnachtskrippe. Mit den circa 300 Figuren wurden in der Jahreskrippe 270 verschiedene Szenen im Wechsel dargestellt.

Auf dem Bild sieht man den ersten der mobilen Schaukästen. Bild: Maximilian Bosch

Mobile Schaukästen sind die Lösung

Altersbedingt sind die Schwestern von Maria Stern nicht mehr in der Lage, die Krippen zu gestalten, aufzubauen und zu präsentieren. Seit Schwester Sigrid ihre Besorgnis bezüglich des Fortbestands der Krippen geäußert hat, sind die Dinge in Bewegung geraten. Auf Initiative von Stadtpfarrer Benjamin Beck haben sich die Pfarrei St. Salvator und die Katholische Pfarreiengemeinschaft Nördlingen eingeschaltet. Um die Krippen zu erhalten, wurde über die Gründung eines Vereins nachgedacht, oder alternativ eines losen Verbundes, eines Freundeskreises. Man landete bei letzterem, um den bürokratischen Aufwand möglichst gering zu halten. Ein erstes Treffen von gut 40 Interessierten fand Ende Juli 2021 statt.

Der Architekt Hermann Moser kam im Vorfeld auf die Idee, Krippenszenen in transportablen Schaukästen aufzubauen. Das hat Krippenbaumeister Leonhard Rauwolf aus Minderoffingen im Auftrag der Kirchenverwaltung St. Salvator schließlich auch umgesetzt. Bei dem Treffen im Juli konnte die erste derartige Vitrine bereits präsentiert werden. Aktuell ist die Szene, die Christus beim Vortrag des Gleichnisses vom Sämann zeigt, in der Kirche St. Salvator in Nördlingen zu sehen. In dieser Form sollen insgesamt zehn Szenen in Schaukästen mit Hintergrundgemälde eingebaut werden. Der Vorteil dabei ist, dass die Krippen so nicht mehrfach umgebaut werden müssten und in verschiedenen Kirchen ausgestellt werden können.

Ein Schritt nach dem anderen

Später einmal wäre ein eigener Raum schön, in dem die Krippen ausgestellt werden, aber dafür braucht man auch eine Aufsicht und muss Eintritt kassieren. „Das ist der übernächste Schritt“, sagt Rudi Scherer, der für den Moment dabei hilft, die Strukturen des Freundeskreises aufzubauen. Bisher hat sich schon eine gewisse Dynamik rund um die Krippen gebildet, aber es braucht jetzt noch engagierte Menschen und finanzielle Unterstützung, um die zehn Schaukästen  auch wirklich umzusetzen. Denn ein solches Ausstellungsstück kostet zwischen 1800 und 2 000 Euro. Außerdem werden Leute gesucht, die sich um Teilbereiche der Sammlung kümmern, wie zum Beispiel die Kleidung der Figuren. Circa die Hälfte der Gäste des ersten Treffens im Juli war bereit, sich innerhalb eines Freundeskreises einzubringen und Aufgaben rund um den Erhalt der Krippen zu übernehmen.

Worauf Schwester Sigrid großen Wert legt, ist, dass auch jemand die Darstellungen in den Kästen erklären kann. Daher haben sie und eine kleine Jury bereits die zehn darzustellenden Szenen, je fünf aus dem Alten und dem Neuen Testament, ausgewählt und erläuternde Texte verfasst. Der Freundeskreis ist aktuell dabei, sich eine Form zu geben, engagierte Mitglieder und Spender*innen zu finden und Aufgaben zu verteilen. Der Zweck der Vereinigung soll sein, die Krippen und alle zugehörigen Materialien zu bewahren, zu pflegen und zu erhalten sowie öffentlich auszustellen. Denn es wäre sehr schade, wenn sich niemand mehr um die Krippen kümmern würde, wenn die Schwestern einmal nicht mehr sind. Jetzt, wo sie ihr Wissen noch einbringen können, gilt es, das zu organisieren, damit das Ergebnis dieser jahrelangen Arbeit auch in Zukunft seinen Platz in Nördlingen hat.