Claudia Koch in ihrem Element. Bild: Maximiliane Böckh
Wettkampfsportlerin durch und durch – das beschreibt Claudia Koch aus Nördlingen kurz und vor allem treffend. Die 72-Jährige trainiert fast jeden Tag knapp zwei Stunden, weil sie in ihrem Sport ganz vorne mitschwimmen möchte und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Claudia Koch ist Mastersschwimmerin. Mastersschwimmen ist der aktive Seniorensport im Schwimmsport. Diesem geht Koch seit über drei Jahrzehnten nach. Das Prädikat „sehr erfolgreich“ wäre bei Claudia Koch eine starke Untertreibung, denn mittlerweile hat die Sportlerin unzählige Meisterschaften gewonnen. Becken wie Freiwasser, Kurz- und Langstrecke, national wie international, darunter WM-Titel, EM-Titel und über 20 Deutsche Meisterschaften. Und das ist auch ihr Anspruch an sich selbst.

Dabei stammt sie aus keiner Sportlerfamilie: „Wir waren fünf Kinder. Aber ich war die einzige Sportlerin in der Familie“, so die zierliche 72-Jährige. Schon während ihrer Kindheit in der ehemaligen DDR habe sie nicht stillsitzen können, und sei so zum Leistungssport gekommen. „Fürs Turnen fand man mich mit meinen 47 Kilo zu dick. Dann wurde ich halt Schwimmerin“, lacht Claudia Koch.

Fünf- bis sechsmal pro Woche Training

Sport war für sie schon immer mehr als ein Hobby und so entschied sie dann auch beruflich in diese Richtung zu gehen, indem sie Sport studierte. Die Absicht, die ehemalige DDR zu verlassen und einen Ausreiseantrag zu stellen, sorgten dafür, dass Koch in der DDR keinen Sport mehr ausüben durfte. Und auch ihre Gesundheit machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Über sechs Jahre machte sie deshalb gar keinen Sport. „Als ich 33 war, wurde bei mir eine Arterienverkalkung der Bauchschlagader festgestellt und ich bekam eine Y-Prothese. Danach wurde mir geraten keinen Sport mehr zu machen“, erinnert sich Claudia Koch. Erst sechs Jahre später rät ihr ein Arzt dazu, wieder mit Sport anzufangen.

Claudia Koch, damals neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin am Theodor-Heuss-Gymnasium auch als Dozentin an der Altenpflegeschule in Nördlingen tätig, folgt dem Rat und geht mit den Frauen, die sie unterrichtet, schwimmen. Dort wird sie prompt von Schwimmtrainer Manfred Großmann „entdeckt“. „Heute ist Harald Biller mein Trainer und er ist ein richtig guter Trainer“, schwärmt Koch. Sie steigt ins Training ein und eineinhalb Jahre später, mit 42, feiert Claudia Koch bereits ihre ersten Meisterschaften. Seither trainiert die Nördlingerin fünf- bis sechsmal pro Woche für je rund zwei Stunden und legt pro Trainingseinheit vier bis fünf Kilometer zurück.

Claudia Koch: „Ich komme davon einfach nicht los"

Claudia Koch vor der idyllischen Bergkulisse von Kufstein. Bild: Gerd Schellhase

Im Wettkampf schwimmt Claudia Koch nach dem Motto: „Ich will eine Medaille! Sonst ist das vertane Zeit!“ In über 30 Jahren Wettkampfschwimmen hat die sportliche 72-Jährige viel gesehen und auch erlebt. Zum Beispiel erinnert sie sich an die WM in Neuseeland, als sie wegen einer Unterkühlung – der Wettkampf fand im 14 Grad kalten Wasser statt – ins Krankenhaus musste: „Ich weiß gar nicht, wie ich aus dem Wasser gekommen bin. Meine Beine waren taub und die Platzierung war auch nicht gut.“ Im Wasser helfe es nur, den Kopf abzuschalten, damit man die Kälte nicht spürt, erklärt die passionierte Schwimmerin. Was sie am meisten freue bei Meisterschaften, ist, wenn auch die Leistung der Mastersschwimmer*innen gewürdigt und nicht abgetan wird.

Heuer stehen für Claudia Koch noch einige Wettbewerbe auf dem Programm. Unter anderem wird sie bei den Internationalen Österreichischen Staatsmeisterschaften, der Masters-EM im serbischen Belgrad und natürlich der Deutschen Meisterschaft antreten. Claudia Koch schwimmt nicht nur selbst, sondern trainiert auch die 12- bis 16-Jährigen beim 1. SV Nördlingen.

Egal, ob Beckenschwimmen oder Freiwasserschwimmen – im Wasser ist Claudia Koch in ihrem Element. Spielt ihre Gesundheit mit, dann soll das auch noch lange so bleiben. „Ich komme davon einfach nicht los und will, solange es geht, bei Wettbewerben mitschwimmen“, lacht Claudia Koch.