25. April 2021, 10:00
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Jedes Kunstwerk ist ein Wagnis

Künstler Fred Jansen. Bild: Max Bosch
Der freischaffende Künstler Fred Jansen lebt seit über 40 Jahren im Ries und hat an zahlreichen Orten seine Spuren hinterlassen – vor allem seine Brunnen konnten immer wieder Wettbewerbs-Jurys überzeugen und zieren viele Plätze, Schulen, Ämter und andere öffentliche Einrichtungen. Aber die Kunst von Fred Jansen ist noch weit vielfältiger als das.

Es ist ein verschneiter und sehr kalter Tag im Februar, an dem ich mich mit Fred Jansen in seinem Atelier in der Bleichgasse in Oettingen treffe. So ungemütlich es draußen ist, so warm ist der Empfang, mit Feuer im Holzofen, Tee und Keksen. Jansen und seine zutrauliche Hündin Tinka heißen mich willkommen. Das Haus ist die ehemalige Autowerkstatt der Firma Joas, die mittlerweile innerhalb der Stadt umgezogen ist.

Das Gebäude bietet dem Bildhauer genügend Platz um zu leben und zu arbeiten. „Ich lebe heute genauso, wie ich es mir immer gewünscht habe: In einem Loft“, so Jansen mit einem Lächeln im Gesicht. In seinem Ausstellungsraum, der über ein Schaufenster einsehbar ist, zeigt mir der 65-jährige Künstler einige seiner Werke. Da ist die große Skulptur aus einem Nussbaum, der einmal in Jansens früherem Haus in Lehmingen stand und jetzt ein dreigeteiltes Kunstwerk ist. An der Wand finden sich Gemälde, Öl und Acryl auf mit der Kettensäge bearbeiteten Holzplatten. Eines zeigt eine Gestalt am Boden, eingepfercht von zahlreichen Stangen, wie Gulliver bei den Pygmäen. Auf einem anderen Bild sieht man brennende Schneeflocken auf einem Gesicht – zugegeben, das Motiv musste mir Jansen erst erklären. Auf einem weiteren, sehr dynamischen Werk, das unter anderem mit Erde aus dem Ries gemalt wurde, ist der Meteoriteneinschlag zu sehen.

Man merkt: Bei Fred Jansens Kunst geht es um mehr als nur schön anzusehende Wasserspiele. Er versteht sich auch auf die Malerei und besonders auf den Metallguss mit Bronze, Stahl oder Aluminium im Wachsausschmelzverfahren.

Wasser und Skulpturen: Immer ein Hingucker

Der 1955 in Düsseldorf geborene Bildhauer kam 1980 ins Ries, zunächst nach Wemding, als Bildhauer für Restaurationsobjekte. Dort hat Jansen zwei Jahre gearbeitet und eine Lehre zum Steinbildhauer absolviert, bevor er sich als freischaffender Bildhauer selbstständig machte. Nach mehreren Zwischenstationen verschlug es ihn 1992 nach Lehmingen, wo er bis 2016 lebte und arbeitete. Dann folgte der Umzug nach Oettingen. Seine vielen Brunnen, die man im ganzen Landkreis und darüber hinaus findet, sind das Ergebnis gewonnener Ausschreibungen der örtlichen Gemeinden. Mit seinen Entwürfen setzt sich Jansen seit den 80er-Jahren oft durch. Das Thema liegt ihm: „Wasser ist in Verbindung mit Skulpturen immer ein Hingucker“, so der Künstler. „Das Vertrauen der Menschen in meine Arbeit bewirkt immer neue Herausforderungen“, berichtet mir Jansen.

Über 20 Brunnen hat er in der Region schon entworfen und umgesetzt, ganz genau wisse er die Zahl nicht mehr. Seine jüngsten Arbeiten waren der Brunnen an der Montessori-Schule in Oettingen, die Wiedererrichtung des Brunnens am Harburger Marktplatz sowie die Kirchengestaltungen in Deiningen und Hoppingen. Das faszinierende sei für ihn, dass jede Arbeit ein Prototyp sei – man wisse vorher nicht, ob der Entwurf funktioniert. „Es ist jedes Mal spannend, jedes Mal ein Wagnis“, meint Jansen.

Die handwerkliche Ausbildung hilft ihm sehr

Eine Besonderheit von Fred Jansens Kunst ist, dass er alles selbst bearbeitet. Hier kommen ihm seine handwerklichen Ausbildungen zugute. Seine Ideen für Werke in Metall formt Jansen in seiner Werkstatt in Modelle aus Stein, Gips oder Holz, die dann in der Gießerei in Metall gegossen werden. Was weitere Materialien anbelangt, so arbeitet Fred Jansen ausschließlich mit heimischen Werkstoffen wie Eichenholz, Juragestein, Muschelkalk und Dolomit.

Er mag die Rieser*innen, auch wenn sie nicht einfach sind

Fred Jansen, der gebürtige Nordrhein-Westfale, lebt sehr gerne im Ries. Mit den Eigenheiten der Rieser*innen hat er kein Problem: „Ich mag den Menschenschlag, der nicht so einfach ist“, meint Jansen, denn bei seiner Arbeit gefällt es ihm schließlich auch, mit schwierigen Materialien zu arbeiten. Hier hat er viele Freunde gefunden, und auch viele Sammler seiner Kunst, die seine Arbeit schätzen. „Zum Glück gibt es Menschen, die noch Gefühl haben für Kunst“, so Fred Jansen.