19. September 2020, 09:00
blättle

Regionalgespräch mit: Claudia Marb

Claudia Marb, die 1. stellvertretende Landrätin. Bild: privat; Beate Werner
Für jedes blättle treffen wir uns mit einer bekannten und interessanten Persönlichkeit aus dem Landkreis Donau-Ries. Unsere Redakteurin Jenny Wagner hat sich mit der 1. stellvertretenden Landrätin Claudia Marb zum Gespräch getroffen. Marb ist 47 Jahre alt und seit vielen Jahren nicht nur an ihrem Wohnort in Rain kommunalpolitisch aktiv, sondern setzt sich auch seit 2008 für die politischen Belange des Landkreises ein. Zudem ist sie Vorsitzende des Kreisverbandes der Frauenunion, leitet gemeinsam mit ihrem Mann das Musik Atelier in Rain und ist Mutter von vier Kindern.

Liebe Frau Marb, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unser Regionalgespräch nehmen. Zum Einstieg beginnen wir mit ein paar persönlichen Fragen.

Tee oder Kaffee?
Kaffee. Tee trinke ich nur, wenn ich krank bin.

Krimi oder Komödie?
Auf jeden Fall Krimi!

In der Gruppe verreisen oder lieber alleine?
Ich verreise am liebsten alleine, gemeinsam mit meinem Mann oder unseren Kindern.

Hund oder Katze?
Hund! (schmunzelt) Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, wir hatten immer einen Hund.

Film oder Buch?
Buch.

Beschreiben Sie sich doch einmal mit drei Eigenschaften:
Ich würde mich als humorvoll, ehrlich und neugierig beschreiben.

Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?

Ich wurde in Neuburg geboren und bin in Königsmoos aufgewachsen

Wo leben Sie heute?
Ich wohne gemeinsam mit meiner Familie in Rain.

Wie sind Sie eigentlich zur Politik gekommen?
Wie die Jungfrau zum Kind! (lacht) Ich wurde in Bayerdilling für den Schützenverein in die Vorstandschaft berufen. So hat alles begonnen. Als ich dann Mitglied der Vorstandschaft war, wurde ich im Jahr 2007 gefragt, ob ich für den Rainer Stadtrat kandidieren wolle. Sie haben mir aber keine großen Chancen ausgerechnet, da ich ja nicht gebürtig aus Rain bin. Letztendlich bin ich aber dennoch im darauffolgenden Jahr in den Stadtrat gewählt worden. Im Jahr 2011 wurde ich dann zur Vorsitzenden der Frauenunion Donau-Ries gewählt, nachdem Doris Meyer aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt zur Verfügung stellte. Schließlich bin ich im Jahr 2013 gefragt worden, ob ich für den Bezirkstag kandidieren möchte. Dadurch habe ich erstmalig den gesamten Landkreis kennengelernt. Und schließlich wurde ich 2014 zum ersten Mal in den Kreistag gewählt.

Was reizt Sie an der Kommunalpolitik und auf was hingegen könnten Sie verzichten?
In der Kommunalpolitik gibt es sämtliche Themenfelder, die sehr interessant sind. Bereits kleine Veränderungen können für Familien große positive Auswirkungen haben. Verzichten könnte ich hingegen auf die endlosen Debatten, die es manchmal gibt. Und natürlich auf Kommentare, die unter die Gürtellinie gehen.

Warum haben Sie sich für die CSU als Partei entschieden?
Grundsätzlich kam für mich nie eine rechts- oder linksorientierte Partei in Frage. Die Grünen haben sehr gute Ansätze, sind mir aber zu einseitig. Die CSU hingegen deckt alle meine Wertvorstellungen ab, da fühle ich mich gut aufgehoben.

Haben Sie das Gefühl, dass Frauen es in der Politik im Allgemeinen, aber auch in der CSU, schwerer haben als Männer?
Definitiv! Aber nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Man muss sich als Frau wirklich durchsetzen können. 13 Gibt es zu wenig Frauen in der Politik? Wenn ja, warum und wie kann man das ändern? In der Politik gibt es definitiv zu wenig Frauen. Warum das so ist, das würde ich auch gerne wissen. (schmunzelt)

Eine Statistik des Bundeswahlleiters ergab, dass vor allem bei jungen Menschen die Wahlbeteiligung niedrig ist.
Wie kann man Ihrer Meinung nach wieder mehr junge Menschen für die Politik begeistern?

Gemeinsam mit meinen erwachsenen Kindern Magdalena und Johannes diskutieren wir sehr viel und eifrig über die politischen Geschehnisse. Ich glaube, das bei vielen das Interesse an Politik im Allgemeinen schon da ist. Vielleicht liegt es daran, dass bei jungen Leuten in der großen Masse das politische Verständnis fehlt und daher gewisse Entscheidungen nicht verstanden werden.

Bei der Kommunalwahl im März 2020 haben Sie sich um das höchste Amt in Rain beworben – unterlagen aber Ihrem Gegenkandidaten. Welche Erfahrungen nehmen Sie vom Wahlkampf mit?
Es war eine wahnsinnig interessante Zeit. Es war schon etwas Besonderes, überhaupt als Bürgermeisterkandidatin nominiert zu werden. Die Gespräche und auch die Wahlversammlungen waren sehr gut. Und auch der Wahlkampf zwischen den Kandidaten verlief sehr fair. Ich nehme sehr viele positive Erfahrungen mit.

Im Wahlkampf haben Sie sich unter anderem für die Einrichtung eines Hauses der Jugend und für die Einstellung eines Seniorenreferenten in Rain ausgesprochen. Werden Sie diese politischen Ziele trotz der Niederlage weiterhin verfolgen?
Wir werden definitiv den Spielplatz in den Lechauen vorantreiben. Durch die Corona-Pandemie sind natürlich viele Projekte etwas in den Hintergrund gerückt. Wichtig ist mir aber auch, dass es eine zentrale Anlaufstelle für die Nachbarschaftshilfe geben wird. Das Thema „Senioren“ ist mir ein großes Anliegen. Wir werden alle einmal alt, und benötigen Hilfe und Unterstützung.

Könnten Sie sich derzeit vorstellen, sich noch einmal zur Wahl zu stellen?
Das bereitet mir momentan keine schlaflosen Nächte. (schmunzelt)

Durch die Corona-Pandemie fehlen der Stadt Rain mehrere Millionen Euro an Steuereinnahmen. Einige große Bauvorhaben stehen in den Startlöchern – welche müssen Ihrer Meinung nach unbedingt umgesetzt werden?
Ganz wichtig ist der Bau einer neuen Kinderkrippe und der Grundschule. Außerdem müssen wir die Renovierung des Schlosses vorantreiben, um weiterhin am Förderprogramm teilzunehmen. Mittelfristig müssen wir den Neubau des Feuerwehrhauses im Auge behalten. Für mich wäre ein Haushaltsstopp nicht das richtige Signal nach außen.

Ist dieser Posten ein kleiner Trost für Sie nach der Niederlage bei der Kommunalwahl?
Es war der Lichtblick schlechthin! Es war mir so wichtig, dass endlich eine Frau diese Position besetzt.

Sie sind die erste Frau, die dieses Amt im Landkreis innehat. Eine längst überfällige Entscheidung, diesen Posten mit einer Frau zu besetzen?
Ich finde es sehr positiv. Die Postenbesetzung hat eine sehr gute Wirkung nach außen.

Welche Aufgaben haben Sie als stellvertretende Landrätin?
Als stellvertretende Landrätin darf ich in allen Ausschüssen dabei sein. Ich darf Sitzungen leiten und den Landrat bei vielen Veranstaltungen vertreten.

Welche Projekte müssen Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren ganz oben auf der Agenda des Landkreises stehen?
Vor Kurzem haben wir im Kreistag beschlossen, dass es einen Pflegestützpunkt geben wird. Sowohl in Nördlingen als auch in Donauwörth wird es eine Beratungsstelle geben. Es ist eine wichtige Sache, denn Menschen, deren Eltern zu Pflegefällen werden, brauchen eine Anlaufstelle, an die sie sich wenden können. Wichtig sind zudem auch die Themen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Kinder- und Familienfreundlichkeit.

Im Kreisausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Technologie fiel der Startschuss für ein neues Digitalisierungskonzept des Landkreises. Wie wichtig ist Fortschritt in diesem Bereich?
Sehr wichtig! Das Konzept sieht eine Anlaufstelle für Kommunen im Landratsamt vor. Sie bekommen dort Hilfe im Allgemeinen, aber werden vor allem in Punkto Fördermöglichkeiten Beratung erhalten.

Sie haben viele Jahre als medizinische Fachangestellte, zum Beispiel in Kliniken in Ingolstadt und Neuburg, gearbeitet. Wie sehr hat Sie diese Arbeit bis heute geprägt?
Ich habe viele Jahre in der psychiatrischen Ambulanz gearbeitet und dort viele sehr schwere Fälle gesehen. Das war für mich schon eine sehr heftige Erfahrung. Man sieht häufig, wie ein Schicksalsschlag einen Menschen komplett aus dem Leben reißen kann. Das könnte jedem von uns auch passieren. Daher habe ich aus dieser Zeit mitgenommen, einen Menschen nicht gleich vorzuverurteilen.


Gemeinsam mit Ihrem Mann leiten Sie das Musik Atelier Rain. Wie kam es dazu?
Mein Mann ist der Musiker. Er war schon immer sehr musikalisch. Irgendwann hat er sich dann selbstständig gemacht. Unter der Woche gibt er im Musik Atelier in Rain Musikunterricht und am Wochenende ist er mit seiner Band unterwegs. Ich kümmere mich um die kaufmännischen Belange.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf den Alltag des Musik Ateliers ausgewirkt?
Wir haben gleich am Anfang auf digitalen Unterricht umgestellt. Die Kinder, die bei uns Unterricht haben, waren richtig froh um jede Ablenkung. Bei vielen Kindern merkt man, dass sie sehr fleißig geübt haben.

Sie sind selbst Mutter von vier Kindern. Wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert?
In dieser Hinsicht muss ich mich um meine zwei älteren Kinder nicht mehr kümmern. Wenn die Kinder ihre Aufgaben gerne gemacht haben, dann war die Situation eigentlich ganz gut zu meistern. Meine Kinder haben sich wieder sehr gefreut, als sie in die Schule durften! (lacht)

Was für Musik hören Sie?
Ich bin ein Kind der 80er. Ich höre am liebsten Rock.

Auf was in Ihrem Leben könnten Sie nicht verzichten?
Auf meine Familie. 30 Gibt es ein Lebensmotto oder einen Spruch, der Sie begleitet? In der Ruhe liegt die Kraft.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich lese gerade „Die Ernte des Bösen“ von Robert Galbraith alias J.K. Rowling.


Was ist Ihr Lieblingsort im Landkreis?
Ich bin wahnsinnig gerne in den Lechauen. Als ich 2013 während des Wahlkampfs für den Bezirkstag den Landkreis kennengelernt habe, hat es mir auch im Ries sehr gut gefallen. Mein Traum ist es, in einem alten Bauernhaus an einem Fluss zu wohnen.


Was war Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Geschichte.


Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Ich wollte Bäuerin werden.

Was darf in Ihrem Kühlschrank nie fehlen?

Joghurt!

Organisationstalent?
10 Punkte.

Geschäftsfrau?
9 Punkte.

Sportlerin?
2 Punkte.

Zuhörerin?
10 Punkte.

Optimistin?
10 Punkte.


Vielen Dank, Frau Marb, für das freundliche und interessante Gespräch!