Porträt

Rudi Schmieder – Von der Therapie zum Deutschen Meister

Auf dem Trainingsgelände der VSG Wemding legt er die Basis für seinen Erfolg. Bild: Manuel Habermeier
Bei der Deutschen Meisterschaft im Bogenschießen steht Rudi Schmieder erstmals ganz oben auf dem Podest. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Reise, die als Therapie begonnen hatte und mittlerweile zur großen Leidenschaft wurde.

Viele kennen es noch aus der eigenen Kindheit. Mit Pfeil und Bogen machte man den eigenen Garten unsicher oder zog durch die Nachbarschaft – immer auf der Suche nach einem geeigneten Ziel. Für den Kinderspaß brauchte es nur ein geeignetes Stück Holz, eine Schnur und viel Fantasie. 

Über diese Art Bogen ist Rudi Schmieder längst hinausgekommen. Der 70-Jährige hat sich mittlerweile auf den Compoundbogen spezialisiert und nennt damit ein Hightech-Gerät sein Eigen. Dass er damit umgehen kann, hat er erst im März 2025 bewiesen. Bei der Deutschen Hallenmeisterschaft in Chemnitz landete der Schütze der VSG Wemding einen echten Volltreffer und sicherte sich den Deutschen Meistertitel bei den Herren Ü65 im Compound. Anfang Mai legte er noch mit dem Titel bei der offenen Bayerischen Meisterschaft in Lehmingen nach.

In Chemnitz durfte sich Rudi Schmieder über seine ersten Deutschen Meistertitel freuen. Bild: Manuel Habermeier

Als zweitältester Teilnehmer in der Ü65-Klasse war die Freude über den Premierentitel groß. „Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, dass überhaupt die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft glückt“, erklärt der Titelträger. Denn „die 65-Jährigen drücken nach. Die haben etwas mehr Kraft und Ausdauer“, gibt Rudi Schmieder zu bedenken. Nun hat der Mann aus Huisheim jedoch die langersehnte Goldmedaille. In einem Herzschlagfinale setzte er sich am Ende mit 555 Ringen durch – Rang zwei schoss 554 Ringe. Insgesamt trennten die ersten fünf Plätze lediglich fünf Ringe. 

Damit führt Rudi Schmieder eine Wemdinger Tradition fort. Als Hochburg des Bogensports kamen aus dem Verein schon zahlreiche Deutsche Meister sowie EM- und WM-Teilnehmer in den verschiedensten Bogenklassen. „Dort finde ich hervorragende Trainingsmöglichkeiten das ganze Jahr über“, lobt Rudi Schmieder die Voraussetzungen vor Ort.

Jahrelanger Fleiß wird endlich belohnt 

Dass er zu den besten Bogenschützen des Landes gehört, stellte er in der Vergangenheit bereits mehrfach unter Beweis. Nicht umsonst sprang in seiner Klasse bei den Deutschen Meisterschaften in den vergangenen zehn Jahren immer ein Top10-Platz heraus. Zweimal durfte er sich mit Bronze schon über einen Podiumsplatz freuen. Zudem steht sein Name auch in den Rekordbüchern des Deutschen Bogensport-Verbands DBSV. Am 16. November 2019 erzielte er in Ballhausen bei der Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft ein Gesamtergebnis von 576 Ringen. Damit überbot er den bisherigen Rekord im Compound Ü65 um ganze sechs Ringe. 

Der Erfolg in Chemnitz war nun der Höhepunkt einer Bogensportkarriere, die einen ungewöhnlichen Ursprung hat. Zwar ist Rudi Schmieder zeit seines Lebens im Schützenverein, war lange Jahre aber an der Pistole aktiv. Im Jahr 2006 schlug dann jedoch das Schicksal in Form einer gesundheitlichen Ausnahmesituation zu. „Genau zwei Jahre und sechs Tage war ich außer Gefecht.“ So lange hatte es gedauert, bis er wieder Golf spielen konnte, seine größte Leidenschaft damals.

Rudi Schmieder und seine Golfleidenschaft

Welch sportlicher Ehrgeiz in ihm steckt, stellte er hierbei schon unter Beweis. Seit nunmehr 28 Jahren hat er ein Single Handicap. Vor dem Schlaganfall stand für ihn ein Handicap von 2,1 zu Buche. Zuvor war er im Minigolf aktiv und wie sollte es anders sein – auch dort war er erfolgreich. Bevor der gebürtige Niederbayer ins Donau-Ries zog, war er in Ingolstadt als Versicherungsmakler tätig und spielte mit dem MGC Ingolstadt in der Minigolf-Bayernliga. 

Und auch hier hat er für Furore gesorgt. Dreimal wurde er bayerischer Meister, ging zweimal bei der Deutschen Meisterschaft an den Start und war bayernweit der erste Spieler, der auf zehn Runden Minigolf auf einer Eternitbahn unter 200 Schlägen bleib. 198 Schläge waren es, um genau zu sein.

Das Ziel hat Rudi Schmieder immer fest im Visier seines Compoundbogens. Bild: Manuel Habermeier

Das Bogenschießen als Therapieempfehlung

Das Bogenschießen kam dann in späteren Jahren hinzu, da ihm aufgrund von Rückenschmerzen von einem Arzt empfohlen wurde, den Sport auszuprobieren. „Der Muskelaufbau und die geistige Herausforderung waren ideal“, ist Rudi Schmieder dem Arzt noch heut dankbar für diesen Tipp. 

Mit welcher Hingabe er sich der neuen Leidenschaft hingibt, zeigt der Aufwand, den er betreibt. Bis zu viermal die Woche geht es für zwei bis drei Stunden auf den Bogenschießplatz. Dazu kommen noch unzählige Stunden daheim, in denen die Pfeile vorbereitet werden. Denn diese kommen nicht von der Stange. Vielmehr werden die Einzelteile gekauft und dann in akribischer Handarbeit so lange bearbeitet und zusammengefügt, bis alle Pfeile auf das Gramm genau das gleiche Gewicht aufweisen. 

Ein Aufwand, der sich lohnt – wie der Deutsche Meistertitel beweist. Und den schmerzfreien Rücken gibt es gratis dazu.

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

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