Sommer, Sonne, sorglos baden!

Wache am Wasser: Wasserwacht und DLRG im Einsatz

Wache am Wasser und vom Ufer alles gut im Blick! Bild: Mara Kutzner
Sie sind die Helden des Sommers: die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Wasserwacht und der DLRG. In Schwimmbädern und an Badeseen sorgen sie während ihres Wachdienstes für Sicherheit und können im Notfall Erste Hilfe leisten.

Um Punkt 12:30 Uhr beginnt für Anna Haller und ihr Team die Schicht am Baggersee in Hamlar. Im Sommer übernimmt die Wasserwacht Bäumenheim dort den Wachdienst. Ein Wachleiter – heute übernimmt diesen Posten Anna Haller, die Vorsitzende der Bäumenheimer Wasserwacht – und mindestens zwei weitere Ehrenamtliche müssen dafür anwesend sein. Meistens wird der Trupp von Mitgliedern aus der Jugendgruppe unterstützt, die nicht nur tatkräftig mithelfen, sondern auch ganz praktisch üben und Erfahrungen sammeln sollen.

Bevor der Wachdienst so richtig losgehen kann, melden die Einsatzkräfte ihren Dienst bei der Integrierten Leitstelle in Augsburg an. Im Wachplan wird genau dokumentiert, wer anwesend ist und anschließend muss der Rettungsrucksack auf Vollständigkeit und Haltbarkeit überprüft werden. Meistens machen sich dann zwei Wasserwachtler auf zur Wachstreife, um den Bereich rund um den Steg am Hamlarer Baggersee besser einsehen zu können.

An diesem Sonntagnachmittag Anfang Juni spielt das Wetter allerdings noch nicht so ganz mit und es sind kaum Badegäste auf der Liegewiese oder im Wasser. „Wir haben also Zeit, um zu üben“, sagt Anna Haller.

Ihr Vater, Michael Haller, der vor Anna 30 Jahre lang Vorsitzender im Ortsverband war, engagiert sich nach wie vor mit Leib und Seele bei der Wasserwacht. Gemeinsam mit ihm geht es für einige Wasserwachtler immer wieder mit dem Motorboot hinaus auf den See. Der Ablauf ist jedes Mal ähnlich: Ein Mitglied spielt einen in Not geratenen Badegast, ein anderer springt vom Boot ins Wasser und sichert das „Opfer“. Per „Spineboard“, einem Rettungsbrett, wird der Hilfsbedürftige dann von der Besatzung aufs Boot gezogen. Jeder Handgriff muss sitzen, damit im Ernstfall alles schnell und sicher abläuft. Denn auf dem Wasser zählt jede Sekunde!

"Stilles Ertrinken" ist große Gefahr

An einen solchen Einsatz, bei dem wenige Sekunden über Leben und Tod entschieden haben, kann sich Michael Haller besonders gut erinnern.+ Er selbst hielt sich vor ein paar Jahren im Bereich der Plattform im See auf. Ein damals achtjähriges Mädchen – aktives Mitglied in der Wasserwacht – machte ihn plötzlich auf einen Notfall aufmerksam. „Da ertrinkt gerade jemand“, sagte das Kind. Haller fragte: „Bist du dir wirklich sicher?“. Keiner von den Erwachsenen rundherum hat etwas mitbekommen, obwohl viel los war im See. Doch die Tragödie spielte sich gerade einmal fünf Meter hinter dem erfahrenen Wasserwachtler ab. Ein Nichtschwimmer sprang von der Plattform aus ins Wasser und ging sofort unter. Sein Freund, der ebenfalls nicht schwimmen konnte, eilte noch zur Hilfe und wurde vom ersten immer weiter in die Tiefe gezogen. Dank der blitzschnellen Meldung des Mädchens konnten Haller und sein Team in Sekundenschnelle reagieren und beiden Menschen das Leben retten.

„Die meisten Menschen schreien nicht, wenn sie ertrinken. Sie sind so sehr mit ihrem Überlebenskampf beschäftigt“, erklärt Michael Haller. Das sogenannte „Stille
Ertrinken“ ist tückisch! Es gibt keine Hilfeschreie, kein Strampeln und passiert meist direkt vor den Augen anderer. Für Außenstehende ist die Notsituation dann nur durch das ungewöhnlich ruhige Verhalten im Wasser, einen oft leeren Blick oder einen stark nach hinten gelegtem Kopf zu erkennen. Die Beine werden meist nicht zum Schwimmen benutzt, der Körper steht fast senkrecht im Wasser und die Arme werden weit von sich gestreckt. Anna Haller deutet auf eine orangefarbene aufblasbare Boje. „Wir empfehlen jedem Schwimmer so eine Boje mit in den See zu nehmen! Sie sind eine super Möglichkeit, um das Schwimmen sicherer zu machen“, sagt sie. Die Boje wird mittels Gurts um die Hüfte befestigt, im Notfall oder bei einer Schwimmpause kann man sich auf ihr abstützen und die orange Signalfarbe ist weithin erkennbar.

Üben für den Ernstfall! Die Wasserwacht Bäumenheim probt, eine Hilfsbedürftige Person sicher aus dem Wasser zu bergen. Bild: Mara Kutzner

Kleine Notfälle und große Risiken

„Selbstüberschätzung, falsche Einschätzung von Wind und Entfernungen und Alkoholeinfluss“, Anna und Michael Haller zählen Dinge auf, die häufig Gründe für ihre Einsätze sind. 

Zwar ist sein Einsatzgebiet ein völlig anderes, aber Matthias Tegeler, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Nördlingen, macht ganz ähnliche Erfahrungen. Neben Wachdiensten am Brombachsee übernimmt die DLRG im Nördlinger Freibad auf der Marienhöhe den Wachdienst und unterstützt damit das Freibadpersonal der Stadt Nördlingen. Besonders die Rutsche hat sich zum Beobachtungsschwerpunkt entwickelt. „Viele rutschen auf den Knien oder mit dem Kopf voraus“, berichtet Tegeler. Weil das Wasser unten nicht tief genug ist, kann man sich schnell verletzten.

„Wir können nur gut zureden und appellieren“, sagt Tegeler. Aber es sind auch die kleineren Einsätze, bei denen die Ehrenamtlichen der DLRG und der Wasserwacht zur Seite stehen: Wespenstiche, Kinder, die ihre Eltern suchen, kleinere Schürfwunden oder Kreislaufprobleme wegen der Hitze.

Schwimmkurse retten leben

Kindern zu entfernen. „Ja, wer das Seepferdchen hat, kann schwimmen, aber die Kinder können eben noch nicht richtig gut schwimmen.“ Deswegen investieren sowohl Wasserwacht als auch DLRG viel Zeit und Aufwand in Schwimmkurse. Die DLRG in Nördlingen bietet immer ab September und ab Januar Kurse an und kann dadurch über 80 Kindern das Schwimmen beibringen. 

In Bäumenheim finden pro Jahr 25 Kurse statt. Begonnen werden kann schon mit drei Jahren und auch für fortgeschrittene Schwimmer*innen werden Kurse angeboten. Außerdem bietet die Wasserwacht Bäumenheim regelmäßig Schwimmkurse für Erwachsene an. „Vom Jugendlichen bis zum 80-Jährigen – da können alle mitmachen“, sagt Michael Haller und fügt an: „Mit der SEG (Schnelle Einsatz Gruppe) retten wir bei weitem nicht so viele Leben wie durch die Schwimmkurse!“ – Ein Satz, der zeigt, wie wichtig die Arbeit der Ehrenamtlichen ist: Sie sind nicht nur im Einsatz, wenn etwas passiert, sondern sorgen mit viel Engagement dafür, dass es gar nicht erst so weit kommt.

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