Das sogenannte Binge-Eating ist die am weitesten verbreitete Essstörung. Der Begriff „Binge“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Gelage“. „Anders als Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Anorexie (Magersucht) beginnt die Binge-Eating-Störung meist erst im späteren Jugend- oder frühen Erwachsenenalter“, sagt Cornelia Zink, Ernährungsexpertin bei der AOK Donau-Ries. Von einer Binge-Eating-Störung spricht man, wenn Betroffene in einem Zeitraum von mehreren Monaten mindestens eine Essattacke pro Woche haben. Binge-Eater versuchen dabei häufig nicht, eine Gewichtszunahme zu verhindern und sind daher sehr oft übergewichtig.
Menschen mit starkem Übergewicht haben ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Gelenkbeschwerden. Bei Essattacken haben die Betroffenen das Gefühl, die Kontrolle über ihr Essverhalten zu verlieren: Sie essen zu viel und zu schnell, ohne auf Hunger und Sättigung zu achten. Infolge der Essstörung leidet auch die Psyche. Scham- und Schuldgefühle nach den Essanfällen können die negative Sicht auf den eigenen Körper verstärken, zu Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen führen. Die genauen Ursachen für die Binge-Eating-Störung sind bisher nicht bekannt. „Vermutet wird, dass Betroffene mit den Essattacken versuchen, gegen negative Gefühle, Ängste, Beziehungskonflikte, Langeweile oder Einsamkeit anzukämpfen“, erklärt Zink. Eine starke Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und wiederholte Diäten können der Störung vorausgehen.
Langfristiges Therapiekonzept
Ist die Diagnose gestellt und haben sich die Binge-Eater zu einer Therapie entschlossen, geht es zunächst darum, das Essverhalten zu normalisieren. „Als wirksam hat sich hierbei die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen“, so Cornelia Zink. Dabei finden die Betroffenen etwa mithilfe eines Tagebuches heraus, in welchen Stimmungslagen sie unkontrolliert essen. Sie trainieren, solche Situationen ohne Essattacken zu bewältigen und sich besser zu kontrollieren. Außerdem lernen sie, Hunger und Sättigung wahrzunehmen, regelmäßig zu essen, sich gesünder zu ernähren und sich mehr zu bewegen. Erst wenn die Patientinnen und Patienten ihr Essverhalten in den Griff bekommen haben, können sie mit einer Gewichtsabnahme beginnen. „Dabei ist es wichtig, auf kurzfristige Diäten zu verzichten, da man damit eine Essstörung eher verstärkt als ablegt“, betont Zink. Mehr Erfolg verspricht eine langfristige Änderung des Lebensstils und der Ernährungsgewohnheiten. Und: Bereits ein Leben ohne Essattacken bedeutet für viele Betroffene eine verbesserte Lebensqualität. (dra)
Weitere Informationen im Internet:
Binge-Eating-Störung: Ursachen, Folgen und Therapie (www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/binge-eating-stoerung-ursachen-folgen-und-therapie/)
Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit: Binge-Eating-Störung: www.essstoerungen.bioeg.de/was-sind-essstoerungen/arten/binge-eating-stoerung/#c189