Bild: Friederiker Rieger
Vor 200 Jahren übernachteten Kaiser Franz I. von Österreich und seine Gemahlin Kaiserin Karoline Auguste im Hotel Krebs in Donauwörth.
Donauwörth - "Das schönste Haus ist außer der Stadt, das Wirths- und Bräuhaus zum Krebse, das, in einem sehr edlen Style gebaut, mehr einem Pallaste als einem Einkehrhause gleicht. Sein Besitzer, Hr. Dietrich und seine Söhne zeichnen sich eben so vortheilhaft durch Bildung und Fleiß und Reichthum vor den überigen Bräuern und Wirthen an der Donau aus …“
Mit diesen begeisterten Worten beschreibt 1819 Joseph August Schultes in seinem Buch „Donau-Fahrten“ den Gasthof Krebs, das heutige Maximilium in Donauwörth. Der Gasthof „Rothe Krebs“ oder „Krebs“ war seit 1774 im Besitz von Matthias Dietrich (1720–1796), der mit Maria Walburga Lauther, Tochter des Besitzers des Urfahrhofes Johann Lauther, verheiratet war. Zur großen Verwandtschaft der Lauther oder Lauterer in Donauwörth (hier waren es die Familien Baudrexel, Schoderer, Dietrich und Sallinger), Fürstenfeldbruck und München gehörte auch die reiche Brauerfamilie Hierl in München.
Zwischen dem Krebswirt Andreas Dietrich, Sohn von Matthias Dietrich, in Donauwörth und seiner Cousine Anna Eva Hierl, der Besitzerin der Fuchsbräu in München und Mutter seiner Schwiegertochter, bestand ein reger Briefwechsel, der sich heute im Privatbesitz befindet.
„Verehrteste Frau Baase!“, so schreibt der Krebswirt Andreas Dietrich in einem Brief im November 1818, „die Anwesenheit Ihrer beyden Majestäten des Kaisers und der Kaiserinn über Nacht in meinem Hause, so wie der Durchmarsch von 11 000 Mann Oestr. Truppen machten uns viel zu schaffen.“
Bild: DRA
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Der Brief wurde von einem unmittelbaren Nachfahren der Familie Lauterer-Dietrich-Hierl, Baron Norbert Hierl-Deronco, in der Publikation „Dass ich ein Bayer bin. Reisebriefe eines Münchner Brauers von 1818“ veröffentlicht. Anhand der Hofberichterstattung in den Ausgaben der (Augsburger) Allgemeinen Zeitung von 1818, die in der Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg liegen, lässt sich die Reiseroute des Kaiserpaares genau rekonstruieren.
Der Habsburger Kaiser Franz I. von Österreich nahm am Aachener Kongress teil, der zwischen dem 29. September und 21. November 1818 stattgefunden und als Ziel die Rückkehr Frankreichs in das Konzert der europäischen Großmächte nach der napoleonischen Herrschaft hatte. Am 17. November brach Kaiser Franz I. in Aachen auf, um sich mit seiner „erhabenen Gemahlin Karoline Auguste“ zu treffen, die bereits zu ihren Eltern, König Maximilian I. von Bayern und Königin Auguste Wilhelmine, nach München gereist war. Im „Gefolge“ des Kaisers befand sich ein kaiserlich-österreichisches Armeekorps mit 12012 Mann, das auf dem Rückmarsch aus dem vormals besetzten Frankreich war.
Wiedersehen nach langer Trennung Am Morgen des 22. November 1818 war der österreichische Kaiser in Crailsheim nach Süden aufgebrochen. Zur gleichen Zeit reiste die Kaiserin Karoline von Österreich ihrem „erlauchten Gemahl“ von München aus entgegen. Nach Monate langer Trennung traf das Kaiserpaar sich in Donauwörth und übernachtete vom 22. zum 23. November 1818 im Hotel Krebs in Donauwörth. Über das freudige Wiedersehen nach monatelanger Trennung in Donauwörth und über die Romantik der ersten gemeinsamen Nacht (im Gasthof Krebs) schweigt sich die Hofberichterstattung der Augsburger Allgemeinen Zeitung bedauerlicherweise aus. Am Morgen des 23. Novembers 1818 reiste das Kaiserpaar nach München. Am 27. November 1818 „wohnten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Österreich in Gesellschaft Ihrer königlichen Majestäten von Baiern und der Königlichen Familie im neuen Theater zu München der Aufführung der Oper „Die Zauberflöte“ bei.“
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Vom „Rothen Krebs“ zum Fachärztezentrum Maximilium

Direkt an der Anlegestelle für Donau-Dampfschiffe und an Donauwörths ersten Bahnhof gelegen war der „Gasthof zum rothen Krebs“ und später das „Hotel Krebs“ im 18. und 19. Jahrhundert beliebte Luxusherberge für Reisende. Nicht nur Kaiser Franz I. und seine Ehefrau stiegen dort ab. 1809 soll auch Kaiser Napoleon vom gebildeten Krebswirt auf französisch begrüßt worden sein und 1849, 1854 und 1860 nahm Bayerns König Maximilian II. sein Mittagessen im Gasthof ein. Die Familie Dietrich war als außergewöhnlicher Gastgeber bekannt und somit kehrten viele Adelige dort ein.

Mit dem Einstellen der Donauschifffahrt und der Verlegung des Bahnhofes an den jetzigen Standort, verlor das Hotel Krebs an Bedeutung. Mit dem zweiten Weltkrieg wurde der Hotelbetrieb ganz eingestellt und das Gebäude wurde unter anderem von NSDAP-Funktionären besetzt und als Auffanglager für Flüchtlinge genutzt. Nach zahlreichen Pächter- und Besitzerwechseln fing der Westtrakt des Gebäudes an Silvester 1992/93 Feuer und es wurde zunehmend zu einer „Ruine“.

Nach über zehn Jahre langer Verhandlungen kam es 2002 zum Umdenken. Mit der Idee, aus dem alten Hotel ein medizinisches Kompetenzzentrum zu machen, entstand ein neues Projekt. Bei den Restaurationen sollte Altes und Modernes verbunden werden, um so den Charme des früheren Hotels nicht zu verlieren. 2009 wurde dann die Einweihung des Maximiliums gefeiert. Ein Ärztezentrum mit Orthopädie, Kinder- und Jugendmedizin, Gynäkologie, Zahnmedizin, Podologie, Ergo- und Physiotherapie entstand. Außerdem zog noch eine Apotheke, ein Sanitätshaus und ein Café ein.

Ein Artikel unserer Gastautorin Friederike Rieger