150 Jahre Bahnhof Bäumenheim
Bereits am 20. November 1844 wurde die Eisenbahnstrecke Nordheim – Augsburg-Oberhausen eröffnet. Eine Haltestelle war zu dieser Zeit in Bäumenheim laut Bayerischer Staatsregierung, die den Bau durchführte, jedoch nicht notwendig. Dies änderte sich, als Maximilian Droßbach im Jahr 1865 eine Leinenspinnerei und Weberei in der Nähe des Bahngeländes (heute befindet sich auf diesem Gelände der Rewe-Markt sowie das Haus der Vereine) errichtete. Vor allem die Nähe zur Schmutter machten den Standort für den Unternehmer so attraktiv. Durch die Wasserkraft konnten die Spinnmaschinen angetrieben werden. Die Fabrik entwickelte sich rasch und ein Bahnhalt in nächster Nähe war für Droßbach unerlässlich. Bis dato mussten alle Güter – darunter vor allem Flachs, aber auch Kohle für die Dampfmaschinen der Fabrik – mit großem Aufwand nach Mertingen oder Donauwörth gebracht werden bzw. andersherum. Gleiches galt natürlich auch für alle Fahrgäste. Wer die Bahnstrecke nutzen wollte, konnte nicht in der Schmuttergemeinde zu- und aussteigen.
Durch jahrelanges Drängen und der Zusage Max Droßbachs, dass er 90 Prozent der Baukosten übernehme, erhielt Bäumenheim am 15. Oktober 1875 einen Bahnhof. Mit dem Bahnhalt zog ebenfalls ein für damalige Verhältnisse großes Stück Moderne in die Gemeinde: Am Bahnhof wurde eine Post- und Telegraphenstation errichtet. In dieser Zeit entwickelte sich der Bahnhalt zu einem belebten Zentrum mit Kiosk und Marktständen. Dass dort immer viel geboten war, oblag auch der Tatsache, dass es damals noch keine Unterführung gab. Wollte man die Gleise überqueren, musste man die Schranke nutzen, die sich mitten im Ort befand. Für die Sicherheit sorgten damals noch mehrere Schrankenwärter.
Bis in das Jahr 1900 verlief die Bahnstrecke Nordheim – Augsburg eingleisig, erst danach wurde die Trasse zweispurig.
Königlicher Besuch in Bäumenheim
Am 30. Mai 1900 hatte die Schmuttergemeinde die Ehre, den damaligen Prinzen Ludwig von Bayern, späterer König Ludwig III. von Bayern, begrüßen zu dürfen. Nachdem der Prinz in Nördlingen zu Besuch gewesen war, fuhr er mit der Bahn nach Donauwörth. Die Tageszeitung „Münchner Neuste Nachrichten“ berichtete in ihrer Ausgabe vom 4. Juni 1900, dass der Prinz abends um 7 Uhr in Donauwörth angekommen sei. Die Straßen waren feierlich geschmückt. In Bäumenheim angekommen, wurde er von verschiedenen Vereinen und der ganzen Einwohnerschaft lebhaft begrüßt und von Bürgermeister Uhl im Fabrikhof der Leinenspinnerei Droßbach willkommen geheißen. Anschließend ging es für ihn und sein Gefolge in die Privaträumlichkeiten von Oskar Mey, Inhaber der Leinenspinnerei und Weberei zu dieser Zeit. Während seines Aufenthaltes war der Prinz dessen Gast und nächtigte dort. Über die Ereignisse am Abend schrieb die Münchner Zeitung: „Während des Soupers (Anm. d. Redaktion: festliches Abendessen) fand ein Ständchen des Bäumenheimer Gesangvereins statt, das die Anerkennung des hohen Gastes fand. Bei Einbrechen der Dunkelheit begann ein Fackelzug der Arbeiter, an welchem sich über 350 Personen beteiligten.“
Im Laufe seines Aufenthaltes besichtigte Prinz Ludwig die Leinenspinnerei und 75 Häuser der Arbeiter, die sogenannten „Mey-Häuschen“, die der Firmenbesitzer für die Unterbringung erbauen ließ. Die Besichtigung endete mit dem Besuch verschiedener Wohlfahrtseinrichtungen sowie der Turnhalle, „woselbst der Turnverein Bäumenheim sich versammelt hatte, um dem fürstlichen Besuche und dessen Gefolge seine besten Leistungen vorzuführen.“ Anschließend hielt Prinz Ludwig eine längere Rede an die Arbeiterschaft und bedankte sich für deren Treue. Fabrikant Oskar Mey wählte diesen Tag als Anlass, Jubilare der Firma Droßbach zu ehren. Ebenfalls mit der Bahn machte sich Prinz Ludwig dann auf die Heimreise.