Historisches Stadtmauerfest

Nördlingen - eine Stadt geht auf Zeitreise

Oberbürgermeister David Wittner beim Stadtmauerfest. Bild: Aschenputtel Studio Fotografie & Design
Alle drei Jahre begibt sich die Stadt Nördlingen im September mitsamt Einwohnerinnen und Einwohnern auf eine Zeitreise in ihre mittelalterliche Geschichte. Drei Tage lang findet dann das Nördlinger Stadtmauerfest statt. Heuer wird vom 12. bis 14. September gefeiert.

898: Erste urkundliche Erwähnung

Nördlingen, ein Paradebeispiel einer mittelalterlichen Stadt, mit einer vollständig intakten und begehbaren Stadtmauer, kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Die erste archivalische Erwähnung der Stadt unter dem Namen „Nordilingin“ findet sich in den „Traditiones Fuldenses“. Der Eintrag wurde auf den Zeitraum zwischen 750 und 802 datiert.   Wesentlich bedeutender ist jedoch die erste urkundliche Erwähnung des karolingischen Königshofs „Nordilinga“ im Jahr 898. Kaiser Arnulf von Kärnten übergab den damaligen Königshof an den Bischof von Regensburg. 1215, über 300 Jahre später, erhielt Nördlingen dann unter dem Staufer-Kaiser Friedrich ll. wichtige Rechte und Freiheiten. Der Grundstein zum Aufstieg zur Freien Reichsstadt war damit gelegt.  Im weiteren Verlauf entwickelte sich Nördlingen zu einem wichtigen Handelszentrum, vor allem durch die Pfingstmesse, die seit 1219 regelmäßig stattfand, und eine der bedeutendsten Fernhandelsmessen Deutschlands war. 

1634: Leid und Verwüstung – Die Schlacht bei Nördlingen

Auch mittelalterliche Handwerker zeigen ihr Können. Bild: Diana Hahn

Das Jahr 1634 sollte Nördlingens Schicksalsjahr werden. Der Dreißigjährige Krieg brachte im September 1634 mit der Schlacht bei Nördlingen Verwüstungen, Plünderungen und Morde über die einst blühende Handelsstadt.  Das zu großen Teilen protestantisch orientierte Nördlingen musste vor den katholisch-kaiserlichen Truppen kapitulieren. Vor der Schlacht wurde die Stadt für fast drei Wochen von diesen Truppen belagert. Durch Seuchen, Krankheiten, Hunger und Kriegsfolgen reduzierte sich die Bevölkerung um fast die Hälfte.  

Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges verlor Nördlingen auch seine Bedeutung als Handelszentrum, da sich der Handel nun in den Westen zu den Seehäfen verlagerte. Die Entwicklung der Stadt blieb stehen und schaut man sich heute in der Stadt um, könnte man meinen, dass auch die Zeit in der Stadt stehen blieb und das mittelalterliche Stadtbild mit seinen markanten Häusern dadurch bis heute erhalten blieb. Zu diesem Bild gehört auch die Stadtmauer aus dem Jahr 1327. Als einzige Stadtmauer in ganz Deutschland ist diese komplett erhalten und besitzt als Besonderheit einen durchgehend begehbaren und 2,6 Kilometer langen Wehrgang.  Insgesamt fünf Stadttore mit Tortürmen (Reimlinger, Baldinger, Berger, Löpsinger, Deininger), zwölf weitere Türmen und eine Bastei gehören zur Stadtmauer. Im 17. und 18. Jahrhundert stand es wirtschaftlich nicht besonders gut um die Stadt.  Erst nach dem Zweiten Weltkrieg besann sich die ehemalige Freie Reichsstadt auf ihre Tugenden und Traditionen und machte sich erneut auf den Weg zur Handelsstadt.

1977: Eine Tradition beginnt

Noch unter dem Namen „Bürgerfest“ wurde im Jahr 1977 zum ersten Mal ein Fest gefeiert, das der Vorläufer des heutigen Stadtmauerfestes war. Anlässlich des 650-jährigen Bestehens der Nördlinger Stadtmauer rief der damalige Oberbürgermeister der Stadt Nördlingen Dr. Hermann Keßler das Fest ins Leben. Die Feierlichkeiten wurden ein voller Erfolg und deshalb wurde auch in den Jahren 1979, 1981 und 1983 gefeiert. Seit 1984, damals wurde mit dem Stadtmauerfest an den 350. Jahrestag der Schlacht bei Nördlingen erinnert, wurde das Stadtmauerfest in Historisches Stadtmauerfest umbenannt. Die Veranstaltung findet normalerweise in einem dreijährigen Turnus statt.  Zur1 100 Jahrfeier Nördlingens im Jahr 1998 zog man das Stadtmauerfest um ein Jahr vor. 

Redaktionsleitung. Unterwegs für blättle und online. Ob Wirtschaft, neue Technologien oder Historisches aus dem Landkreis – sie fühlt sich in allen Themen zu Hause und mittlerweile auch in unserem Landkreis, als „Zugreiste“ aus dem Raum Dillingen. Hinterfragt gründlich und bringt Dinge auf den Punkt.

Telefon: 0906 / 977 598 - 21; E-Mail: dhahn@donau-ries-aktuell.de