Viele können sich vermutlich an die EM 2021 erinnern, als der dänische Fußballprofi Christian Eriksen während des Spiels gegen Finnland einen Herzstillstand erlitt. Noch auf dem Feld wurde er von Einsatzkräften reanimiert. Diese schnelle Hilfe rettete ihm das Leben. Der damals 29-Jährige steht heute wieder auf dem Fußballplatz. So schnelle Hilfe ist allerdings nicht selbstverständlich. Denn bis ein Rettungswagen einen Patienten erreicht, können gerade im ländlichen Raum gut und gerne 15 Minuten oder mehr vergehen. Doch gerade im Falle eines Herzstillstandes sinkt mit jeder Minute, die ohne Hilfe vergeht die Überlebenschancen des Patienten um 10 Prozent. Genau hier will das Projekt "Herzsichere Kommune" ansetzen, für das der Landkreis Donau-Ries zusammen mit der Björn Steiger Stiftung gestern den Startschuss gegeben hat. Flächendeckend soll der Landkreis nun mit Laien-Defibrillatoren ausgestattet und die Bevölkerung geschult werden. "Wir freuen uns, dass wir der 1. Landkreis in Bayern sind, der diese Kooperation eingeht", betonte Landrat Stefan Rößle.
Landkreis als Vermittler
Mit ihrer Initiative "Herzsicher" hat sich die Stiftung seit 2013 dem Kampf gegen den Herztod verschrieben. Diesen Kampf geht die Stiftung bundesweit gemeinsam mit Verbänden, Organisationen, Vereinen und Kommunen an. "Wir holen uns dafür gerne die Landkreise bzw. Landräte ins Boot", erklärt Dietmar Engelhard, Projektmanager der Initiative "Herzsicher" bei der Björn Steiger Stiftung. Die Björn Steiger Stiftung ist vielen bereits durch die Notrufsäulen, die die Stiftung seit Jahrzehnten bundesweit betreibt, ein Begriff. "Die sind auch heute noch ein Thema, vor allem an Badeseen oder bei Touristen, die in eine Notsituation geraten und ihren genauen Standort nicht kennen", so Engelhard.
Gerade in Baden-Württemberg, dem Bundesland in dem die Stiftung beheimatet ist, gib es bereits einige Kooperationen mit Landkreisen. In Bayern ist das Donau-Ries nun der erste Landkreis, der eine solche Kooperation eingeht und als Vermittler für seine Kommunen auftritt. Projektpartner sind dann die Kommunen selbst. "Für 3.000 Euro erhalten die Kommunen oder auch Vereine ein Komplettpaket mit einer Laufzeit von 8 Jahren. Die weiteren Kosten trägt die Björn Steiger Stiftung", erklärt Dietmar Engelhard. Inbegriffen sind darin der AED, also der Automatisierte externe Defibrillator oder auch Laien-Defibrillator, ein klimatisierter Wandkasten, zwei Schulungen pro Jahr und eine Infotafel, die die vier Schritte zur Wiederbelebung kurz und einfach beschreibt. Außerdem übernimmt die Stiftung die Kosten für den Tausch von Batterien und Elektroden nach jedem Einsatz bzw. turnusgemäß nach vier Jahren. Auch gegen Vandalismus und Diebstahl ist das Gerät im Rahmen der Kooperation versichert und wird in so einem Fall durch die Stiftung ersetzt oder ausgetauscht. Das Anbringen des Wandkastens und der Informationstafel sowie die regelmäßige Sichtkontrolle und der Tausch der Batterien und Elektroden sind die Aufgabe der Kooperationspartner. "Wir halten den Aufwand für den jeweiligen Kooperationspartner damit möglichst gering", erklärt der Projektmanager. An laufenden Kosten kommen für die Projektpartner dann noch die Stromkosten dazu, die der Kasten für die Klimatisierung des Geräts benötigt. Diese, so Dietmar Engelhard, liegen bei ungefähr 25 Euro pro Jahr.
Hemmschwelle senken
Allein mit einer Anschaffung und der damit verbundenen Bereitstellung des Geräts ist es allerdings nicht getan, weiß Dietmar Engelhard. Deshalb gehören zum angebotenen Paket auch jährlich zwei Schulungen für die Bevölkerung, um diese mit dem Gerät vertraut zu machen, Hemmschwellen abzubauen und auch nochmal die Grundlagen der Notfallversorgung aufzufrischen. "Das Gerät hat zwei Knöpfe. Einen zum Einschalten und einen, um den Schock auszulösen. Der Knopf für die Defibrillation wird allerdings nur bei Bedarf freigegeben", klärt Dietmar Engelhard auf. Die Angst einen Schock aus Versehen auszulösen ist also unbegründet. "Das Gerät führt den Helfer durch den ganzen Reanimationsprozess. Einmal eingeschaltet, gibt es dem Helfer akustische Anweisungen. Über die Elektroden, die im Verlauf der Reanimation angebracht werden müssen, misst das Gerät die Herztätigkeit und gibt im Bedarfsfall, also dann, wenn Herzkammerflimmern vorliegt, die Defibrillator-Funktion frei. "Die Anwendung des Geräts ist kinderleicht. Aber man muss natürlich trotzdem von Anfang an die Herzdruckmassage ausführen, denn das kann das Gerät nicht", informiert Engelhard. Organisiert werden die Schulungen im Landkreis zusammen mit dem BRK Donau-Ries. Die Projektpartner müssen lediglich einen Raum für die Schulung zur Verfügung stellen.
Im Landkreis interessieren sich bereits 10 Kommunen für einen AED. Als erster Projektpartner wird der TSV Wemding einen Defibrillator erhalten. Sieben weitere Geräte sind bereits bestellt. Weitere Interessenten können sich beim Landratsamt melden und werden dann an die Björn Steiger Stiftung vermittelt.