16. Januar 2021, 08:30
Kultur in der Krise

Kultur ist systemrelevant

Bild: Mara Kutzner
Michael „Double“ Wanke und seine Frau Katharina betreiben den Doubles Starclub in Donauwörth. Seit Ende März konnten hier so gut wie keine Events stattfinden. Was den Clubbetreibern Sorge bereitet und warum sie sich trotzdem nicht unterkriegen lassen.

Wenn in Donauwörth eine Bühne oder Beschallungsanlage aufgebaut wird, ein Konzert oder eine Party stattfindet, kann man fast sicher sein, dass Michael „Double“ Wanke seine Finger im Spiel hat. In seinem „Starclub“ in der Donauwörther Kronengasse ist normalerweise jedes Wochenende etwas für Musikliebhaber und Partygänger geboten. Menschen treffen sich hier zum Tanzen, Feiern, auf ein gemütliches Feierabendbier oder zum Billiard spielen. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist der Club aber dicht – ein „Genickschuss“, wie es Wanke beschreibt. Lediglich im Herbst war es möglich an einigen Tagen den Club für den Kneipenbetrieb zu öffnen. An zwei Wochenenden konnten sogar Konzerte stattfinden - und das nur unter strengen Hygieneauflagen.

Ende Oktober haben es die gesetzlichen Vorgaben zugelassen, dass Konzerte in kleinem Rahmen im „Starclub“ stattfinden konnten. Die Tische im Bistrobereich des Clubs waren mit Trennwänden abgehängt, Desinfektionsmittel stand bereit, nur 50 Gäste durfte Wanke in seinem Club begrüßen. „Alle waren diszipliniert“, erinnert sich Double und seine Gäste hätten sich „tierisch gefreut“, endlich wieder Livemusik zu hören. Für den Musiker und Clubbetreiber steht fest: Kunst und Kultur sind für die seelische Gesundheit und für den Ausgleich im Alltagstrott wichtig – egal ob es Livemusik in seinem Club ist, eine Theatervorstellung, die Oper oder ein Besuch im Museum. Dass viele Musiker im vergangenen Jahr Konzerte sogar kostenlos als Streamingangebot ins Netz gestellt haben, sieht Wanke kritisch. „Das Zwischenmenschliche stirbt aus“, befürchtet der Clubbetreiber. Seine Meinung: „Kultur ist das, was zwischen den Menschen passiert.“

Wird mit zweierlei Maß gemessen?

Seit Mitte Dezember haben nicht nur Gastronomiebetriebe und Kultureinrichtungen geschlossen, der sogenannte „harte Lockdown“ war nötig, um die steigenden Infektionszahlen einzudämmen – zu spät, findet Michael Wanke. Schließlich hatten Schulen und öffentliche Verkehrsmittel während des „Lockdown light“ im November und Dezember weiterhin geöffnet. „Wir Gastronomen und die Veranstaltungsbranche haben Hygienekonzepte ausgearbeitet. Jeder hat ja gewusst, dass die zweite Welle kommt“, so Wanke. Dass es in vielen Lebensbereichen nur unzureichende Digitalisierungs- und Hygienekonzepte gab, ist für Wanke unverständlich. Während er und andere Veranstalter ihre Locations geschlossen halten mussten, kamen in den Schulen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln mehrere hundert Menschen zusammen. „Was haben die das ganze Jahr denn gemacht?“, fragt Wanke, der sich von der Politik viel bessere Hygienekonzepte gewünscht hätte, um die Pandemie einzudämmen.

Die Ungewissheit ist zermürbend

Obwohl der Club gerade geschlossen hat, zu tun haben die Wankes trotzdem allerhand. Double ist tagtäglich in Kontakt zu Musikern, bucht Bands für die kommenden Monate und plant Veranstaltungen. Schließlich hat er die Hoffnung, die Krise kann bald überwältigt werden und sein Club wird dann wieder öffnen.

Für diesen Fall möchte er gewappnet sein und seine Gäste bei möglichen Lockerungen zu einem durchdachten und attraktiven Veranstaltungs- und Konzertprogramm einladen. „Wenn ich jetzt keine Musiker buche, sind ja alle schon verplant“, gibt Wanke zu verstehen. Wann der Starclub wieder öffnen kann, ist jedoch ungewiss. „Das ist so zermürbend“, sagt Katharina Wanke. „Wir planen, organisieren und haben ein Hygienekonzept erarbeitet und wissen nicht einmal, ob und wann diese Veranstaltungen überhaupt stattfinden können.“ Michael und Katharina Wanke hoffen aber weiterhin, dass sie schon bald, wenigstens im kleinen Rahmen, wieder aufmachen können und ihren Gästen ein Stück Lebensgefühl zurückgeben können.