Die Welt der Eisenbahn kann auf Menschen eine besondere Faszination ausüben. Diese wollen viele auch zu Hause erleben. Eine Möglichkeit ist eine Miniatureisenbahn im eigenen Garten.
Weichen werden gestellt, Lichtsignale wechseln auf Grün, ein Zug fährt unter deutlich vernehmbarem Stampfen aus dem Bahnhof ab. Was an Tausenden von Bahnhöfen in Deutschland zur Routine gehört, ist auch im Garten von Martin Gebele ein alltäglicher Anblick. Bei Nördlingen hat sich der Ehemann und Vater zweier Töchter in den vergangenen Jahrzehnten auf rund 200 Quadratmetern seine eigene Miniaturlandschaft geschaffen. Bis zu 18 Züge – vier davon gleichzeitig – fahren hier über 250 m Gleislänge. Dazu kommen noch fünf Brücken, fünf Tunnel mit einer Gesamtlänge von zehn Metern und ein Viadukt von einem Meter Länge. Komplettiert wird die Anlage von fünf Personenbahnhöfen und einem Güterbahnhof. Für das Ambiente sorgen zahlreiche Häuser, Menschen, Bäume und andere Details – natürlich im entsprechenden Maßstab. Darauf legt Martin Gebele großen Wert und bemüht dafür auch immer wieder die Gartenschere. Denn Plastikbäume sucht man auf der Anlage vergebens. „Alles auf der Anlage ist echt gewachsen und Natur“, betont er und fügt hinzu: „Aber wenn man dahinter ist, ist es nicht aufwändiger als ein schöner, gepflegter Garten.“
So realistisch wie möglich, so pragmatisch wie nötig
Diese Art der Gartenarbeit ist für den Miniatureisenbahner mittlerweile bereits Standard. Im Alter von drei Jahren bekam er von seinem Vater den ersten Zug geschenkt. Mit zwölf Jahren ging es dann im Garten los. Zu Beginn war die Anlage jedoch noch nicht dauerhaft. Mittlerweile sind die Gleise im vorderen Bereich komplett auf Platten verlegt, die wiederum in Splitt liegen, der verklebt ist. So bleibt alles das ganze Jahr über an seinem Platz. „Ein großer Vorteil beim Hecke schneiden“, erklärt Martin Gebele. Überhaupt ist er zu dem ein oder anderen Kompromiss bereit. Obwohl zur Eisenbahn auch eine Oberleitung gehört, findet man diese in der Miniaturlandschaft nur auf dem Berg. Zwar wäre es schöner, wenn überall eine Oberleitung aufgestellt wäre, hier schlägt Pragmatismus allerdings den Realismus.
Doch auch so ist es ein beeindruckendes Bild, wenn die Züge über die Gleise gesteuert werden. Um noch mehr Gefühl für seine Züge haben, hat sich Martin Gebele gegen eine digitale Steuerung entschieden. Jeder Zug wird analog von ihm gelenkt. „Es gibt keinen festen Fahrplan“, wie er es selbst ausdrückt. Zusätzlich haben seine Züge noch einen Sound Generator, der für jede Lokomotive die richtigen Geräusche abspielt.
Kein Vorbild, aber ein besonderes Jubiläum
Was hingegen der Fantasie überlassen wurde, ist die Miniaturlandschaft selbst. Weder für Bahnhöfe noch für die Gleisanlagen gibt es ein bestimmtes Vorbild. Lediglich die europäische Schmalspurbahn lenkt das Design in gewisse Bahnen. Da diese vor allem in der Schweiz, aber auch in Österreich sowie dem Harzgebirge vorkommt, wurde die Landschaft dementsprechend gestaltet.
In diesem Jahr feiert Martin Gebele noch ein besonderes Jubiläum. Vor nunmehr 50 Jahren wurde er von der Faszination Eisenbahn infiziert. Dafür plant er ein Gartenfest mit Freunden und Nachbarn. Die Ehrengäste werden in Form von Lokomotiven dann auf Spurgröße G angefahren kommen.