29. November 2016, 09:55

Mit Leidenschaft für Tradition und Handwerk: Springerle von Herta Käferlein

Eine große Auswahl an Springerle gibt es im Café Käferlein in Harburg Bild: DRA
[toggle title="Springerle selber backen - Das Rezept findet ihr hier" state="close"]Für 1 Blech (15-20 Springerle) benötigt man ein halbes Pfund Mehl, Puderzucker und 2 Eier. Wenn die Springerle zum Verzehr gedacht sind, kann man noch etwas Anis in den Teig geben, das gibt einen würzigen Geschmack. Den Teig ausrollen und die Springerle Model in den Teig drücken. Danach das Motiv mit einem Teigrädchen ausschneiden und vorsichtig auf ein Backblech legen. Die Springerle kommen dann 25 Minuten bei 125°C in den Backofen. Nach dem Backen sollten die Springerle einige Wochen in einer verschlossenen Keksdose aufbewahrt werden, damit sie weich werden.[/toggle]
Springerle sind zu Weihnachten eine beliebte Tradition, entweder als leckeres Gebäck oder als hübsche Weihnachtsdekoration. Im aktuellen blättle waren wir bei Herta Käferlein in Harburg zu Besuch, die im Café Käferlein jährlich ihre Springerle Ausstellung organisiert.
Herta Käferlein mit einer Auswahl ihrer Springerle Bild: DRA
Am Marktplatz 3 in der romantischen Harburger Altstadt laden Ernst und Herta Käferlein seit 1981 Gäste und Genießer in ihre Café Konditorei Käferlein ein. Das historische Haus stammt aus dem Jahr 1575 und wurde zunächst als Hufschmiede genutzt. Im Jahr 1893 wandelte Georg Käferlein es zu einer Bäckerei und Mehlhandlung um. "Das Springerle machen kenne ich schon seit meiner Kindheit. Bereits meine Großmutter und meine Mutter haben Springerle gebacken", erinnert sich Herta Käferlein. Geboren und aufgewachsen ist sie eigentlich in Nördlingen. Daher hat sie auch zahlreiche Nördlinger Motive im Angebot: "Ich habe Bauersleute in Rieser Tracht, den Daniel, das Rathaus und alle Stadttore. Mein Lieblingsmotiv ist das Deininger Tor, denn in dieser Straße bin ich geboren", erzählt sie. Jetzt zur Weihnachtszeit läuft ihre Springerle Produktion wieder auf Hochtouren. Rund 200 verschiedene Holzmodeln nennt sie ihr Eigen. "Einige Modeln, wie zum Beispiel die Blume, stammen aus meiner Familie. Die meisten Modeln sind schon sehr alt und sie wurden mir von Rieser Familien geschenkt. Früher wurden in jeder Familie Springerle gebacken und jede Familie hatte ihren Satz an handgeschnitzten Modeln", erklärt mir die begeisterte Konditorin.
Wie entsteht ein Springerle?
Herta Käferlein besitzt rund 200 verschiedene Modeln für Springerle Bild: DRA
An den Wänden des Verkaufsraumes hängen ihre Modeln. Die Motive sind vielfältig: Tiere, Pflanzen, Blüten, Berufe und Zünfte, Gebäude und vieles mehr. Manche davon sind historisch, manche sind neueren Datums. "Die ältesten Modeln die ich im Augenblick habe sind 'Bacchus' und 'Der Fuchs schleicht um den Rebstock'. Für das Springerle backen braucht man vor allem Geduld. Der Teig muss für jede Model neu ausgerollt werden. Dann wird die Model auf den ausgerollten Teig gedrückt und vorsichtig wieder abgenommen. Es muss einen sauberen Abdruck geben. Anschließend wird das Springerle mit einem Teigrädle ausgeschnitten. Dadurch erhält es einen gezackten Rand. Dann wird das Springerle vorsichtig auf ein Backblech gehoben. Dabei darf sich das Motiv nicht verzihen und ich muss aufpassen, dass keine Zacke abbricht. Ich benutze für meine Springerle nur Modeln. Ich habe auch eine Holzrolle mit mehreren Motiven, aber deren Anwendung ist noch schwieriger, deshalb benutze ich sie nicht. Für ein Blech mit ca. 20-30 Springerle brauche ich etwa eine Stunde. Danach werden die Springerle im Ofen mehr getrocknet als gebacken. Bei 125°C sind sie 25 Minuten im Ofen. Zum Schluss werden die Motive mit einem Pinsel von überschüssigem Mehl befreit. Dann sind die Springerle fertig", erklärt Herta Käferlein die Handfertigung ihrer Springerle.
Zur Springerle Herstellung kann man entweder eine Model oder eine Motivrolle verwenden Bild: DRA
Verzehr oder Verzierung?
Die Springerle kann man natürlich essen. Man sollte sie für den Verzehr an Weihnachten nur lange genug im Voraus backen und mindestens sechs Wochen in eine verschlossene Plätzchendose legen, dann sind sie zum Fest schön weich und lecker. Aber nach dem Backen ist die Arbeit für Herta Käferlein meist noch lange nicht zu Ende. Die meisten Springerle backt sie nicht zum Verzehr, sondern als aufwendig gestaltete Dekorationsspringerle. "Das Jahr über bemale ich immer wenn ich Zeit und Muse habe meine Springerle. Dafür verwende ich Aquarellfarben und ganz feine Marderhaarpinsel", erklärt sie. Die Springerle sind mit viel Liebe und sehr detailreich bemalt, jedes Detail ist noch einmal mit schwarzen oder goldenen Linien umrandet. "Diese Feinheiten sind mir ganz wichtig, das gibt den Motiven Tiefe. Ohne den feinen, schwarzen Endstrich fehlt etwas. Beim Malen brauche ich unbedingt Ruhe, sonst geht es nicht. Wenn ich aus Versehen kleckse, dann kommt das Springerle weg. Nur ganz akkurate Exemplare gehen in den Verkauf, da bin ich eigen", lacht sie. Die Käufer ihrer Springerle sind Liebhaber. Manche sammeln Springerle mit verschiedenen Motiven, die meisten Liebhaber verwenden sie zur Dekoration, vor allem in der Weihnachtszeit. Herta Käferlein schmückt ihren Weihnachtsbaum ganz klassisch mit bemalten Springerle, Holzfiguren und roten Kugeln. Auf Vorbestellung fertigt Herta Käferlein auch Springerle für Hochzeiten, Taufen oder auch zur Kommunion oder Konfirmation. Diese müssen allerdings lange genug im Voraus in Auftrag gegeben werden. Bei der Bemalung ihrer Motive variiert Herta Käferlein auch immer wieder. "Je nach Jahreszeit verwende ich eine andere Farbpalette. Mir ist es wichtig, dass ich die Motive auch immer mal anders male, denn man entwickelt sich ja auch weiter", erklärt sie.
Unter ihren Springerle hat Herta Käferlein auch viele Rieser Motive Bild: DRA
Weitergabe der Tradition
In Kursen gibt Herta Käferlein ihr umfassendes Wissen gerne weiter. "Gebacken wird in diesen Kursen nicht, dafür würde die Zeit fehlen. Doch erkläre ich, wie der Teig gemacht und die Springerle gebacken werden müssen. Ich erkläre die Arbeitsschritte und die nötigen Werkzeuge. Außerdem erzähle ich Wissenswertes zur Tradition der Springerle. Die Vorläufer der klassischen Holzmodeln wurden im 14. und 15. Jahrhundert aus Stein und Ton gefertigt. Von Hand geschnitzte Holzmodeln gibt es erst ab dem 16. Jahrhundert. Es macht übrigens nichts, wenn in der Model der Holzwurm drin war, wenn das Motiv nicht beschädigt ist, kann sie trotzdem noch verwendet werden. Die Hochburg der Springerleherstellung ist übrigens in Stuttgart. Ich mache meine Springerle aus Leidenschaft, und diese Begeisterung möchte ich weitergeben. In Zeit oder Geldwert lässt sich die Arbeit, die ich hineinstecke kaum aufrechnen. Dafür hält ein Springerle, wenn es nicht an einer feuchten Wand hängt, ewig. Man hat sein Leben lang Freude daran. Im weiteren Umkreis bin ich meines Wissens nach die einzige, die ein solch großes Fachwissen und über eine solch langjährige Erfahrung zur Herstellung und zur Bemalung von Springerle hat", schließt Herta Käferlein unser Gespräch.