Polo gilt als eine der ältesten Mannschaftssportarten der Welt. Seine Ursprünge reichen weit zurück in die Zeit altpersischer Reiterkrieger, die das Spiel zunächst als militärisches Training nutzten. Über Jahrhunderte hinweg entwickelte sich Polo zu einem Sport der Eliten, verbreitete sich über Kontinente und Kulturen hinweg und fand dabei auch seinen Weg nach Europa, Deutschland und seit 2012 auch in den Landkreis Donau-Ries – genauer gesagt in die beschauliche GemeindeTagmersheim. Verantwortlich dafür ist das Ehepaar Ingo und Isabell Beyer von Morgenstern, das das ortsansässige Schloss 2007 erwarb, wenig später bezog und im Anschluss das komplette Gelände in ein echtes Paradies für Fans des Polo-Sports und der Jagd verwandelte. Damit entwickelte sich Schloss Tagmersheim schnell zu einer der schönsten Poloanlagen Europas und zu einer der ersten Adressen, wenn es um Polosport in Süddeutschland geht.
Liebe zum Polosport entsteht in China
Kurioserweise entstand die Liebe der Familie zum Polo nicht während der gemeinsamen Zeit in Deutschland, sondern während eines zehnjährigen beruflichen Aufenthalts in China, genauer gesagt in Shanghai - in einem Land, das der Laie im ersten Moment nicht sofort mit Polo in Verbindung bringen würde. „Auch wenn der Sport heute hauptsächlich in Europa und Argentinien gespielt wird, weiß man, dass Polo bereits im 15. Jahrhundert am Chinesischen Königshof der Mandarin gespielt wurde. Damals hauptsächlich von Frauen“, so von Morgenstern. Genau hier schließt sich auch ein Kreis. In ihrer Jugend war Isabelle Beyer von Morgenstern eine talentierte Dressurreiterin – u. a. ritt sie für den österreichischen Nachwuchskader. Heute hilft die Passion für den Reitsport ungemein beim Polo weiter, wie sie selbst bestätigt :„Wer schon einmal ein Polo-Turnier besucht hat, der wird bestätigen, wie spektakulär und schnell so ein Spiel sein kann. Die schnellen Richtungswechsel der Pferde gehören absolut zur Tagesordnung. Da muss man schon gut reiten können.“
Klares Ziel und Wunsch der Familie war es seit dem Kauf des Schlosses, hier eine Poloanlage zu errichten und damit auch den Polosport in der Region beliebter zu machen. Die perfekten Voraussetzungen dafür fanden sie in Tagmersheim auf alle Fälle vor und so wurden zunächst die denkmalgeschützten und maroden Wirtschaftsgebäude auf dem Gelände grundlegend restauriert und u. a. in Stallungen für die Pferde verwandelt. Heute sind hier während der Polosaison rund 40 Tiere untergebracht – darunter mit „Cortchito“ auch einer der besten Polo-Zuchthengste in Deutschland und damit der absolute Star des Anwesens. Fünf Mitarbeiter kümmern sich Tag für Tag um die Tiere. Sie alle stammen aus Argentinien, dem Land mit den besten Polo-Spielern der Welt. Ergänzt wird die atemberaubende und rund zehn Hektar große Anlage durch ein eigenes Polofeld mit internationalen Standardmaßen und einem maßgleichen Trainingsfeld. Hierfür war mit Architekt Alejandro Battro, ebenfalls aus Argentinien, ein echter Experter seines Fachs zuständig.
Polo – das sind die Regeln:
Beim klassischen Polo spielen zwei Mannschaften a vier Spieler*innen auf einer Fläche von 270 x 18 Meter gegeneinander. Ziel ist es, den circa 150 Gramm schweren Ball mit einem langen Schläger ins gegnerische Tor zu schlagen. „Die besten Schläger sind aus Bambus“, erklärt Isabell Beyer von Morgenstern während einem Rundgang durch die Stallungen. Nach jedem Tor wird die Spielrichtung gewechselt. Ein Spiel besteht aus vier Abschnitten (Chukkas) mit einer Viertellänge von 7 ½ Minuten. Um die Gesundheit der Pferde zu schützen, werden diese in der Regel nach jedem Chukka gewechselt. Körperkontakt ist zwar erlaubt, allerdings werden Reiter und Pferd durch gewisse Regeln geschützt. Als wichtigste Regel gilt dabei das sogenannte Wegrecht. Diese bestimmt basierend auf der Fluglinie des Balls nach einem Schlag, welcher Spieler Vorrang hat. Der Spieler, der dem Ball entlang dieser Linie am nächsten folgt, hat das Wegerecht. Gegner dürfen ihn nicht gefährlich kreuzen, sondern nur kontrolliert und seitlich angreifen.
Oktoberfest-Cup 2025
Rasante Spielszenen, spektakuläre Tore und Pferde, die auf dem Feld eine Geschwindigkeit bis zu 60 km/h erreichen. Der Polosport weiß auf viele Arten zu begeistern und ist in Deutschland doch als Sport verrufen, der hauptsächlich der „Elite“ vorbehalten ist. „Diese Vorurteile müssen allerdings nicht für jeden Verein und für jedes Turnier gelten“, erklärt Isabell Beyer von Morgenstern. Dies sei einer der Gründe, warum ihre Familie seit 2012 jährlich mindestens zwei Polo-Turniere in Tagmersheim veranstaltet. Der diesjährige Oktoberfest-Cup findet am Wochenende vom 12. bis 14. September statt. Dann erwarten die Organisatoren wieder bis zu 700 Besucher*innen auf ihrer Anlage und Polosport auf absolutem Spitzenniveau. „Polo-Turniere sind häufig wahnsinnig schick“, weiß von Morgenstern. Hier in Tagmersheim soll allerdings alles etwas bodenständiger und zugänglicher sein. „Wir sind auch mit Bratwurst, Bier und Spezi zufrieden und freuen uns über jeden, der Mitte September vorbeikommt.“