26. Juni 2021, 07:00
Feuer Frei Chili

Schärfe für Jedermann

Matthias Herrmann - ein Chili-Experte. Bild: Thomas Oesterer
Matthias Herrmann aus Ederheim baut seit sechs Jahren seine eigenen Chilis an. Egal ob Carolina Reaper, Jays Peach Scorpion oder Lemon Drop, bei „Feuer Frei Chilis“ findet man die exotischsten Chilis der Welt. Wir haben den Schärfe-Liebhaber zu Hause besucht.

Scharfes Essen – ein Thema das polarisiert. Die einen sind Schärfe-Enthusiasten, die anderen vermeiden Schärfe im Essen, so gut es geht. Unter dem Motto „Schärfe für Jedermann“ will Matthias Herrmann seine eigene Vorstellung von Schärfe vermitteln und mit Vorbehalten gegenüber Chilis aufräumen. „Ja es stimmt schon, mittlerweile ist das Unternehmens-Motto auch zu einer kleinen Mission für mich geworden“, bestätigt Herrmann. Bereits 2015 baut der damals 19-Jährige seine ersten Chilis an. Was zunächst aus reiner Neugier an der Chilipflanze im elterlichen Garten begann, wurde spätestens mit der Gründung von „Feuer Frei Chilis“ zu einem zeitintensiven Hobby.

Regionalität an erster Stelle

Seit 2018 arbeitet Herrmann in der heimischen Küche an eigenen Rezepten rund um das Thema Chili. Aktuell gibt es Gewürzsalze in den Geschmacksrichtungen Chili-Basilikum, Chili Rotwein und Chili-Zitrone sowie eine Chili Ananas Grillsauce zu kaufen. Kleine Besonderheit: Neben der ursprünglichen Sauce wurde eine weitere, viel schärfere Variante eigens für die „Fladenpiraten Nördlingen“ hergestellt. Verkauft werden die Produkte dann im regionalen Einzelhandel – für Herrmann eine absolute Herzensangelegenheit: „Ich bin hier im Ries geboren, meine Chilis wachsen hier, also sollen sie auch direkt im Ries verkauft werden.“ Ein eigener Online-Shop käme bisher nicht in Frage, betont der Kleinunternehmer: „Feuer Frei Chilis ist immer noch ein Hobby. Wenn wir unsere Produkte auch überregional verkaufen würden, müssten wir einen echten Vertrieb aufbauen. Das wäre neben meinem Beruf als Informatiker nicht möglich.“

Anbau und Ernte benötigen fast ein Jahr

Auch ohne eigenen Vertrieb nimmt der Anbau der Chilis viel Zeit in Anspruch. Von Januar bis April zieht Herrmann seine Setzlinge in der eigenen Wohnung groß. Dazu hat er seinen Kleiderschrank zum Gewächshaus umgebaut. Wenn die Pflanzen groß genug sind, werden sie umgepflanzt und ziehen in den Garten um. Ertrag und Zeitpunkt der Ernte variieren stark. Geerntet wird zwischen Mitte Juli und Ende Oktober. Damit die Ernte nicht nur auf einen kurzen Zeitraum im Sommer fällt, hat Matthias Herrmann eine gesunde Mischung aus Früh- und Spätblütlern gefunden. „Mittlerweile haben wir 120 Pflanzen mit unterschiedlichen Chilisorten, aus denen wir am Ende circa 15 Kilogramm zur Verarbeitung gewinnen“, erklärt Herrmann.

Chili Plantage Bild: Thomas Oesterer

Geheimtipp für echte Schärfe-Fans

Neben der Regionalität liegt dem 25-Jährigen besonders Nachhaltigkeit am Herzen. Stolz ist er deshalb vor allem darauf, dass er die Samen seiner allerersten Chilis so kultivieren konnte, dass er für diese Sorte kaum mehr Samen zukaufen muss. Obwohl Bioqualität für Konsumenten immer wichtiger wird, muss Feuer Frei Chilis aktuell noch auf ein solches Gütesiegel verzichten. „Aus Kostengründen ist es für uns einfach nicht rentabel ein Bio-Zertifikat zu erwerben. Trotzdem produzieren wir ausschließlich ohne Konservierungs- und Zusatzstoffe“, erklärt Matthias Herrmann. Mit dem Anbau und Verkauf von extrem scharfen und exotischen Chili-Sorten konnte sich der Ederheimer in den letzten zwei Jahren einen echten Kundenstamm aufbauen. Unter Kennern ist besonders die „Carolina Reaper“ berühmt-berüchtigt. Mit einem Schärfegrad von 2,2 Millionen Scoville gehört sie zu den schärfsten Chilis der Welt.

Mission längst nicht abgeschlossen

Wie es für Feuer Frei Chilis weitergeht, ist aktuell noch nicht abzusehen. Die Anzahl an Pflanzen wächst seit Jahren beständig, ist aber als Zwei-Personen-Betrieb gut zu bewältigen. „Wir sind ständig am Ausprobieren und Tüfteln neuer Rezepte für die kommende Saison, es wird also das ein oder andere neue Produkt geben“, bestätigt Matthias Herrmann. Für ihn ist die Mission „Chilis für Jedermann“ noch längst nicht abgeschlossen.