Färbermeister Norbert Paris im ehemaligen Stammbetrieb in Nördlingen. Bild: privat
Bereits im 16. Jahrhundert übten die Vorfahren der Familie Paris die Berufe Tuchscherer, Tuchmacher oder Färber aus – im Ries hat die Textilherstellung und -veredelung ohnehin eine lange Tradition.

1937 war es Färbermeister Hugo Paris, der eigentlich aus Thüringen stammte und sich gemeinsam mit seiner Frau in Oettingen niederließ, der das bis heute bestehende Familienunternehmen gründete. Die Familiengeschichte der Familie Paris lässt sich bis in das Jahr 1560 zurückverfolgen, als Stepfan Parichs in Goddula in Sachsen-Anhalt geboren wurde. Bereits er war in der Textilveredelung tätig. Die Ahnenreihe listet außerdem den 1614 bei Leipzig geborenen Tuchscherer Hanß Pariß (die Schreibeweise des Familiennamens hat sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert) oder den 1828 geborenen Julius Paris auf, der Tuchscherermeister und Spinnereimaschinenbesitzer war. Der 1892 geborene Otto Paris war in Koblenz Färber- und Reinigermeister. Nach ihm übten diesen Beruf mehr als zehn seiner Nachkommen aus.

Über 500 Jahre Färbergeschichte im Ries

Das Färberhandwerk und die Textilherstellung haben auch im Ries eine lange Geschichte. So waren schon bei der Nördlinger Messe 1446 eine Reihe an Waidhändlern vertreten. Waid wurde damals als Färbemittel eingesetzt und aus einer Staude gewonnen, deren Saft einen bläuenden Farbstoff enthält. Die urkundlich erwähnten Kaufabschlüsse der Oettinger und Nördlinger Färber beweisen, dass diese bereits im 15. Jahrhundert zunftmäßig organisiert waren. Die Wollweberei und die Lodenherstellung im Ries lässt sich sogar bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen – 1540 gab es in Nördlingen 257 Wollwebermeister, im Jahr 1600 waren es sogar 381. 1570 bekam die Rieser Textilherstellung plötzlich starke Konkurrenz aus Venedig, Augsburg und der Türkei. Auch größere Indigo-Einfuhren aus Indien waren billiger und ergiebiger als Waid. Gefärbt wurde außerdem mit tierischen Farbstoffen wie Purpur, dem aus Schildläusen gewonnenen Kermes oder pflanzlichen Färbemitteln wie Krapp oder Farbhölzern. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Naturfarben durch synthetische Farben verdrängt.

Um 1880 gab es in Wemding eine Färberei, in Oettingen waren es zwei und in Nördlingen fünf Betriebe – 50 Jahre später gab es nur noch zwei Betriebe im Ries. Einen davon führte Hugo Paris jun. weiter, der den Oettinger Betrieb seines Vaters übernahm. Dessen Bruder, Norbert Paris, der letzte Färbermeister im Ries, eröffnete 1965 in der Deininger Straße in Nördlingen einen neuen Stammbetrieb, der 1996 von seiner Tochter Beatrix Fuchs, geb. Paris, Textilreinigermeisterin, übernommen wurde. Der Oettinger Stammbetrieb, der 1974 vom Nördlinger Betrieb getrennt wurde, arbeitete noch bis 1998 weiter.