. Bild: THW
7125 Feuerwehrleute, davon über 300 Frauen, sind in den 160 Freiwilligen Feuerwehren, fünf Werks- und vier Betriebsfeuerwehren im gesamten Landkreis Donau-Ries tätig. Im Katastrophenfall sind die Feuerwehrleute meist die ersten am Einsatzort. Wir haben Kreisbrandrat Rudolf Mieling aus Kaisheim Fragen zur Katastrophenbewältigung und dem Feuerwehrwesen im Landkreis gestellt:
Sie sind seit 2013 Kreisbrandrat. Welche Aufgaben haben Sie?
Als Kreisbrandrat koordiniere ich den Dienstablauf und die Infrastrukturen der Feuerwehren im Kreis. Ich bin Mittelsmann zwischen Regierung von Schwaben, Landratsamt und den Freiwilligen Feuerwehren. Zudem bin ich Dienstvorgesetzter aller Feuerwehren. Mein Vorgesetzter ist der Landrat.
Welche Aufgaben haben Sie als Kreisbrandrat im Katastrophenfall?
Mit hoher Wahrscheinlichkeit bin ich Örtlicher Einsatzleiter. Im Katastrophenfall hätte ich dann sogar die Befehlsgewalt über die Polizei. Am Anfang ist eine Katastrophe wirklich eine Katastrophe. Aber wenn der Führungsstab steht und die Fachberater hinzugezogen werden, dann hat man schon viel geschafft. Feuerwehren leisten viel mehr als Feuer löschen.
An welche wichtigen Aufgaben denkt man als Laie nicht sofort?
Im Katastrophenfall und natürlich auch bei anderen Einsätzen müssen die Betroffenen und auch die Einsatzkräfte selbst seelisch aufgebaut werden. Die Feuerwehr hat dafür eigene Seelsorger.
Beim Hochwasser 1999 wurde das letzte Mal der Katastrophenfall in unserem Landkreis ausgerufen. Können Sie sich daran noch erinnern?
Ja, daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich war damals als Kreisbrandinspektor bei Marxheim eingesetzt. Das Wasser stand bis unter der Donaubrücke. Sie hätte beinahe dem Druck nicht standgehalten. Der Damm war völlig aufgeschwemmt und geflutet. Ganze 27 Stunden am Stück war ich da im Einsatz.
Stellen Sie sich einmal vor, in Donauwörth würden ein Kleinflugzeug und ein Kampfjet ineinander stoßen, die Flieger würden auf die Bahnlinie bei Nordheim stürzen und auch eine nebenliegende Fabrikhalle würde einstürzen. Wahrscheinlich sind die Feuerwehren aus der ganzen Region die ersten am Einsatzort, noch vor Polizei, Rettungsdienst und THW. Wie schaffen das die Feuerwehren, die sich rein ehrenamtlich organisieren?
Viel Idealismus! Die ehrenamtliche Arbeit bei der Feuerwehr kostet viel Freizeit!
Würden im gerade beschriebenen Fall auch kleine Feuerwehren aus den Dörfern alarmiert werden?
Alle örtlichen Feuerwehren werden alarmiert, denn es gibt für die Wehren eine Hilfeleistungspflicht in einem Umkreis von fünf Kilometern. Gibt es spezielle Ausrüstung für den Katastrophenfall? Ja, bei der Donauwörther Feuerwehr ist zum Beispiel ein Gerätewagen für Gefahrengut stationiert, in Harburg ein Dekontaminierungsfahrzeug, in Dillingen ein Messfahrzeug für Strahlenmessung. In Kaisheim und Wemding gibt es spezielle Löschwasserzüge mit insgesamt 2000 Metern Schläuchen. Außerdem haben wir im Kreis Gerätschaften für die Ölwehrund ein Sandsackkontingent.
Für fast alles gibt es bezahlte Spezialisten, aber ausgerechnet im Katastrophenfall tragen Ehrenamtliche die Hauptverantwortung im Einsatz. Kommen die Freiwilligen Feuerwehr und auch andere Hilfsorganisationen da nicht an ihre Grenzen?
Im Katastrophenfall fahren alle Einsatzkräfte am Limit, das ist klar! Wir opfern nicht nur unsere Freizeit, sondern setzen auch unsere Gesundheit und, ja, sogar unser Leben, aufs Spiel. Die Bürger erwarten jedoch, dass die Feuerwehrleute zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit sind. Das Verständnis für unsere Einsatzkräfte, die auch losfahren, wenn das eigene Kind gerade seine Erstkommunion feiert, fehlt in der Bevölkerung. Früher war das anders. Da hat man noch häufiger ein „Dankeschön“ nach einem Einsatz gehört.
Werden die Feuerwehrleute aus dem Landkreis im Katastrophenfall auch deutschlandweit eingesetzt?
Ja, sie könnten. Bisher ist das aber noch nicht vorgekommen. 2010 beim Oderhochwasser waren wir aber schon alarmbereit, nur der Marschbefehl hat noch gefehlt. Wir haben uns damals alle im Feuerwehrhaus in Donauwörth gesammelt und hatten jeden Moment mit unserem Einsatz gerechnet. Soweit ist es dann aber doch nicht
gekommen. Im Landratsamt gibt es ein Kontingent für den länderübergreifenden Katastrophenschutz mit 33 Feuerwehrfahrzeugen und 150 Kräften.