Abendstimmung in Donauwörth mit Blick auf die Friedensbrücke. Bild: Mara Kutzner
Wir haben uns den Donauwörther Pilger-Leitfaden zur Hand genommen und besuchten die 15 Orte der Stille, die in dem kleinen Büchlein vorgestellt werden. Aber auch rund ums Pilgern hat der Leitfaden einige Tipps für Neulinge und alte Hasen unter den Wallfahrern. Übrigens: Am kommenden Wochenende treffen sich beim 1. Via Romea Pilger-Symposium Pilger aus ganz Europa in Donauwörth. 
In einem beispielhaften Gemeinschaftsprojekt mit Schülern, der Stadtverwaltung und den verschiedenen Religionen und Konfessionen der Stadt, wurden im Taschenformat alle wichtigen Informationen für Pilger und Wallfahrer, ruhesuchende Reisende aber auch spirituelle Rastende, egal welcher Konfession, zusammengefasst.
Schüler erarbeiteten Pilger-Leitfaden im Unterricht
Am Anfang stand die Idee von Tourismus-Leiterin Ulrike Steger, die bei Doris Glötzl, Lehrerin der Privaten Wirtschaftsschule Donauwörth, gleich auf Zustimmung stieß. Zusammen mit der katholischen Gruppe ihrer Klasse wurde das Projekt „Pilgern in Donauwörth“ in Angriff genommen. Viele gute Ideen und Anregungen kamen aus den Religionsstunden, die zusammen mit Irene Weichert und Ulrike Steger von der Städtischen Tourist-Information als Arbeitskreise aufbereitet wurden. Beispielsweise wurde über das handliche Format diskutiert, Für und Wider abgewogen, die Inhalte festgelegt, ja sogar „leere Seiten“ für individuelle Einträge der Pilger und Wallfahrer vorgesehen und fixiert.
15 Orte der Stille in Donauwörth
Maria-Hilf-Kapelle Bild: Mara Kutzner
„Durch Donauwörth führen seit dem 13. Jhdt. Pilgerwege“, liest man im Leitfaden. Auch heute kommen Pilger durch die Stadt und Wallfahrer besuchen die vielen Kirchen und Kapellen. Der bayerisch-schwäbische, der fränkische und der ostbayerische Jakobusweg treffen in Donauwörth aufeinander. Es gibt den Luther-Radpilgerweg und den Heilig-Kreuz-Wallfahrerweg, sogar die Via Romea Germanica nach Rom führt durch Donauwörth. Egal, ob für Pilger von weit her oder für Einheimische, es lohnt sich, die 15 Orte der Stille in Donauwörth, die im Pilger-Leitfaden aufgeführt sind, zu besuchen oder mit einem kleinen Stadtspaziergang zu verbinden. Beginnen möchte man freilich am Münster „Zu Unserer Lieben Frau“ (Station 1 im Pilger-Leitfaden), die Stadtpfarrkirche, die imposant über der Reichsstraße wacht. Von dort aus sind es nur wenige Meter zur Kloster- und Wallfahrtskirche Heilig Kreuz (2). „Seit fast tausend Jahren werden hier in der Gruftkapelle die Kreuzpartikel verehrt, die Mangold I. vom byzantinischen Kaiser als Geschenk erhielt“, erfährt man im Pilgerführer. Als Station 3 und 4 werden die evangelische Christuskirche und St. Johann inder Pflegstraße aufgeführt. Von dort geht es in die Promenade zum Kalvarienberg. „Am Fuße des Schellenbergs wurde 1734 der Kalvarienberg im Gedenken an die vielen Soldaten errichtet, die hier in der Schlacht am Schellenberg 1704 ihr Leben verloren“, informiert der Pilgerführer. Über die große Treppenanlage und die Kreuzwegstationen gelangt man zur Maria-Hilf-Kapelle, zur Kapelle zur schmerzhaften Muttergottes und zur Kreuzigungsgruppe. Der Kalvarienberg ist ein Ort der Stille, des Gedenkens, des Betens und der Meditation.
Wer einen Pilgerrundweg durch Donauwörth macht, kommt anschließend an der kleinen Maria-Schnee-Kapelle am BRK-Seniorenheim vorbei und läuft weiter durch die Promenade. Mit ihren Brunnen, Ruhebänken, Beeten und ihrem alten Baumbestand ist die „grüne Lunge“ der Stadt eine der schönsten Parkanlagen Donauwörths. Durchs Ochsentörl und vorbei am Rathaus führt der Weg in die Kapellstraße. Im Pilgerführer ist vermerkt, dass dort in der Spitalkirche auch nach rumänisch-orthodoxem Ritus Gottesdienste gefeiert werden. Von der Kirche ist es nur ein Katzensprung zum Alten Donauhafen, der im Pilger-Leitfaden als weiterer „Ort der Stille“ gelistet ist.
Vom Hafen aus geht es wieder zurück in Richtung Innenstadt. Bei der Umkehr überqueren wir die Wörnitz auf der „Friedensbrücke“. Genau dort fand 1606 das blutige Kreuz- und Fahnengefecht, eine Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten, statt. Die Friedensbrücke soll uns heute an ein friedliches Zusammenleben der Konfessionen und Religionen in der Stadt erinnern. Südlich der Brücke geht ein Fußweg zum Donauspitz – der Ort an dem Wörnitz und Donau zusammenfließen. Am 31.10.2017 wurde am Donauspitz zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“ anlässlich der Namensgebung der „Friedensbrücke“ gemeinschaftlich von der Aktion Anker Donauwörth e.V., der Stadt Donauwörth sowie den katholischen, evangelischen und islamischen Gemeinden eine „Friedenslinde“ gepflanzt. Der kleine Park am Donauspitz rund um die Friedenslinde lädt zum Erholen und Innehalten ein.
Wieder über die Brücke ans andere Wörnitzufer gehen wir die Stufen zu einem Fußweg hinab. Von hier läuft es sich wunderbar entlang der kleinen Wörnitz, vorbei am Riedertor und dem Färbertörl durch die Onkel-Ludwig-Anlage zum Heilig-Kreuz-Garten. Unterwegs laden zahlreiche Ruhebänke zum Verweilen ein. Durch den Heilig-Kreuz-Garten kommen wir wieder zum Kloster und zurück in die Reichsstraße. Wer möchte, kann danach noch einen Abstecher zu den anderen Gotteshäusern machen, die im Pilgerführer gelistet sind. Vorgestellt werden die Neuapostolische Kirche in der Gartenstraße, die Freie evangelische Gemeinde im Pappelweg und die muslimische Moschee in der Dillingerstraße. Im Pilger-Leitfaden sind auch alle Gebets- und Öffnungszeiten der Kirchen und Gotteshäuser notiert.
Pilgern von A bis Z
Aber nicht nur viele Infos zu den Donauwörther Kirchen- und Pilgerstätten entdeckt man beim Blättern durch den Leitfaden. Die Rubrik „Pilgern von A bis Z“ erarbeiteten alle Schüler in Gruppenarbeit. „So kamen wir an eine Fülle von Aspekten für das Pilger-Alphabet, die von Sinnsprüchen und nachdenklichen Worten begleitet werden sollten“, freut sich Ulrike Steger über das Ergebnis. So findet man unter A nicht nur Apotheken für die Notfall-Versorgung, sondern auch den Begriff „Anfangen“, unter D „Durchhalten“ oder unter Z „Zweifel“. Den wohl ungewöhnlichsten Aspekt im Pilger-Alphabet findet der Leser unter dem Buchstaben X. Dort ist folgendes zu lesen: „‚X-MAL BEGINNEN – halten wir für keine Schwäche, sondern für Größe und Mut!, Alles beginnt mit dem ersten Schritt‘, ... ist das Motto von Johannes Aschauer und David Zwilling, Begründer des Jerusalemweges, die uns durch die persönliche Begegnung im Oktober 2017 motiviert haben, dieses Büchlein mit Infos für Pilger zusammenzutragen.“
Vorträge, Gottesdienste und geführte Pilger-Touren VIA ROMEA-PILGER-SYMPOSIUM VOM 14. BIS 16. SEPTEMBER IN DONAUWÖRTH
In der Gruftkapelle der Heilig-Kreuz-Kapelle kann man die Monstranz mit der Kreuzpartikeltafel sehen. Bild: Mara Kutzner

Info

Vom 14. bis 16. September findet in Donauwörth das 1. Via Romea-Pilger-Symposium statt. Pilger treffen auf Gleichgesinnte, tauschen ihre Erfahrungen aus und lernen sich kennen. Begonnen wird am Freitagmorgen mit einem Pilger-Gottesdienst, anschließend wird eine geführte Pilger-Wanderung auf der Via Romea Germanica nach Wörnitzstein angeboten. Am Abend folgt ein Vortrag über den Donauwörther Kreuzpartikel. Später treffen sich Pilger zum Pilgerstammtisch. Am Samstag finden mehrere Vorträge über verschiedene Pilgerwege statt, bevor am Nachmittag eine geführte Rad-Pilger-Tour auf dem Luther-Radpilgerweg und auf dem Jakobuspilgerweg nach Kaisheim und zurück sowie ein interaktiver Stadtspaziergang zum Thema „Tourismus & Spiritualität“ angeboten werden.

Am Sonntag wird das Symposium mit einem Fest-Gottesdienst zur Kreuzerhöhung in der Heilig Kreuz Kirche beendet. Bürger und Gäste sind zum Innehalten und zur Begegnung eingeladen. Die anschließende Einzel-Segnung mit dem Kreuzpartikel – der Splitter des Kreuzes Christi, welcher seit fast 1000 Jahren in Donauwörth aufbewahrt wird – führt Gläubige aus nah und fern in die Stadt. Zeitgleich zum Kreuzfest fi ndet auch der evangelische Gottesdienst in der Christuskirche statt.