Eigner Angels Coach Matiss Rozlappe (rechts) und Angel Rosa Lehtortanta (mitte, gegen Keltern) dürften mit dem Start ins neue Basketballjahr alles andere als glücklich sein. Beim Pokalsieger und deutschen Vizemeister gab es eine deutliche 73:88 – Niederlage. Bild: Jochen Aumann
Eine Woche nach dem verlorenen Topspiel gegen Keltern und eine Woche vor dem Bundesligaknaller gegen Alba Berlin zu Hause absolvierten die Eigner Angels ein weiteres Spitzenspiel.

Ziel der Nördlingerinnen am 14. Spieltag war der Tabellenvierte, die TKH Hannover. Bei den Luchsen wollten die Kraterbasketballerinnen, aktueller Fünfter, den Erfolg aus dem Hinspiel in der Hermann-Keßler-Halle wiederholen, als man gegen den amtierenden Vizemeister und Pokalsieger TK Hannover Luchse 68:56 gewann. Außerdem wollte man sich den direkten Vergleich sichern und sich um einen Platz nach oben verbessern, verspricht der vierte Tabellenplatz bei möglichen Playoffspielen doch den einen oder anderen Heimvorteil mehr und die ein oder andere Fahrt weniger. Um es kurz zu machen: die Angels leisteten sich nach einer Reihe von guten und spannenden Spielen eine schwächere Vorstellung. Dabei verloren sie nicht nur das Spiel mit 73:88, sondern auch noch den direkten Vergleich, den sogenannten Tie breaker, was in der Endabrechnung richtig schmerzen könnte.

Das erste Viertel verschliefen die Gäste aus dem Ries. Das frühe Aufstehen und die siebenstündige Anfahrt schienen noch in den Knochen zu stecken. So war die Gegenwehr nach drei Minuten (4:4) auch verhalten, als die Luchse einen kleinen Lauf starteten und sich von den Nördlingerinnen absetzen konnten (11:4). Dieser Run bedeutete den letzten Führungswechsel in diesem Spiel und war in der Nachbetrachtung spielentscheidend. Das Spiel der Hannoverinnen war geprägt von einem lebhaften Passspiel, während der Nördlinger Ballvortrag von Einzelaktionen zehrte. Mit 26:16 ging man in das zweite Viertel. In diesem schien es, als ob sich Nördlingens Erika Davenport den Frust aus dem Kelternspiel von der Seele spielen wollte, als sie mit drei Freiwürfen drei Sekunden vor Schluss des Matches das Spiel hätte gewinnen können, aber nur einen traf. An ihr und den Freiwürfen scheiterte das Nördlinger Spiel heute nicht. Davenport beendete das Spiel als Nördlingens Topscorerin mit 21 Punkten und elf Rebounds. Hannovers Scharfschützin Sarah Polleros mit 28 Punkten und die Angels selbst standen sich im Weg und leisteten sich nach guten Spielphasen immer wieder Aussetzer. Die Gastgeberinnen wirkten in vielen Bereichen cooler, spielten durchweg konzentrierter und organisierter. Beim 44:34-Halbzeitstand wechselte man die Seiten.

Interessant die Verteilung der Freiwürfe, was auch ein Indikator für die Intensität in der Offensive ist: einem Freiwurf (Davenport) standen zehn auf Seiten der Hannoverinnen gegenüber. Fünf erfolgreiche Dreier aus elf Versuchen netzte die Heimmannschaft bei den Nördlingerinnen ein. Siebenmal versuchten diese ihr Glück jenseits der 6,25-Meter-Linie und trafen nur ein mal. Am Ende erzielte Hannover aus der Langdistanz 24 Punkte, Nördlingen 15 Punkte weniger. Und: Hannovers Darah Taylor hat mit fünf Assists mehr erfolgreiche Ballzuspiele in den ersten 20. Minuten als Nördlingen zusammen. Nach Schlusspfiff lautete diese Quote 21:9, ein Beleg, wo es am Sonntag bei den Nördlingerinnen krankte. Und wo Hannover durch starke Verteidigung ansetzen konnte. Gibt es kein (Nördlinger) Passspiel, muss man es mit (Nördlinger) Einzelaktionen versuchen, was die Luchse erfolgreich unterbanden.

Ärgerlich aus Nördlinger Sicht dürfte sein, dass der Gewinn des direkten Vergleichs nicht aggressiver und vehementer verteidigt wurde. Zwar liegen die Rieserinnen noch auf Rang fünf, sind aber schon zwei Siege von Platz vier (Hannover) entfernt. Das mehr für Bayerns einzige Bundesligamannschaft in der DBBL drin gewesen wäre, zeigt ein 9:0-Lauf im dritten Viertel, als man in drei Minuten aus einem 39:54 ein 48:54 machte. Der Pokalsieger ließ sich dennoch nicht nervös machen, hatte man mit Polleros immer eine rechtzeitige Antwort. Letztendlich konnte man den zehn Punkte Rückstand aus dem ersten Viertel nicht aufholen, verlor insgesamt drei Viertel und konnte lediglich die zweiten zehn Minuten mit 18:18 ausgeglichen gestalten. Zwar punkteten mit Davenport (21), McCray (15), Lehtoranta (14) und Beasley (10) vier Spieler zweistellig, am Ende waren es die schlechte Dreipunktquote (3/17) gegenüber acht von 21 bei Hannover und die zu hohe Fehlerquote beim eh schon überschaubaren Zuspiel des Balls in den Spielphasen, in denen man das Momentum auf die Nördlinger Seite hätte ziehen können.  Am kommenden Samstag, 18.30Uhr,  kommt der Tabellenzweite aus Berlin nach Nördlingen. Hier stehen die Rieserinnen erstmals unter Zugzwang, denn mit Halle und Freiburg stehen zwei punktgleiche Teams in Lauerstellung. (pm)