21. August 2022, 08:00
Menschen & Ideen

Alle Tassen im Schrank

Bild: privat
Handgefertigte Keramik aus Oettingen, dafür steht Eva Schneid mit ihrem kleinen Label Glückskleeramik. Aus ihrem Hobby ist mittlerweile ein Online-Shop und ein Instagram-Account rund um ihre Töpferware entstanden.

Fast jeden Tag steht Eva Schneid in ihrem Keller an der Töpferscheibe. Diese hat sie vor gut zwei Jahren während ihrer Elternzeit von ihrem Mann geschenkt bekommen. Seitdem ist die meditative Arbeit an der Drehscheibe ihr täglicher Begleiter – mit ihren drei Kindern bleiben der 28-Jährigen meist nur die Abendstunden für ihr Hobby.

Bild: Mara Kutzner

Meistens stellt Eva Schneid Tassen, Schalen oder kleine Vasen her. Dafür trennt sie von großen zehn Kilo Tonblöcken die notwendige Masse ab und knetet den Ton gut durch. Der Tonklumpen kommt dann auf die Töpferscheibe. Die Scheibe dreht sich schnell und die Töpferin kann den Ton mit ihren Händen und etwas Wasser beliebig und gleichmäßig formen. Wenn der Ton in Form gebracht wurde, ist die Tasse aber noch lange nicht fertig. Die Herstellung der Keramiken ist zeitintensiv. Den Ton lässt Eva Schneid erst einmal 24 Stunden trocknen. Am nächsten Tag bearbeitet sie die Unterseite der Tassen und stellt sie dann erneut für zwei Wochen ins Regal zum Trocknen. Erst dann wird der Ton im sogenannten „Schrühbrand“ im Brennofen, der ebenfalls in der Werkstatt von Eva Schneid steht, bei 900 bis 950 Grad Celsius 24 Stunden lang gebrannt. Danach versieht die 28-Jährige ihre Keramik mit farbiger Glasur – meistens so, dass nicht die gesamte Tasse oder Schale mit Farbe bedeckt ist, sondern der ursprüngliche Rohstoff immer noch gut erkennbar bleibt. Wenn die Glasur getrocknet ist, kommen die Gefäße erneut in den Ofen, diesmal für gut 30 Stunden. Erst wenn die Tassen und Schalen danach abgekühlt sind, lassen sie sich verwenden. „Es ist jedes Mal aufs Neue faszinierend, was aus einem Tonklumpen alles entstehen kann. Jedes Teil wandert mehrfach durch meine Hände, bis ich am Schluss den Ofen öffne und sehe, ob ich erfolgreich war“, so Eva Schneid.

Bild: privat

„Die Energie, die ich reinstecke, überträgt sich auf meine Werke“, erzählt Eva Schneid von ihrer Arbeit.

Die vielen Einzelschritte verleihen der Keramik ihre einzigartige Optik. Jedes Teil ist von Hand geformt und glasiert, wodurch sich immer kleine Unterschiede in Form, Muster und Farbe ergeben. „Meine Inspiration bekomme ich in der Natur und in meinem Alltag. Auch Zufall spielt manchmal eine Rolle. Meine Lieblingstasse ist zum Beispiel entstanden, als ich etwas gefrustet war und eine Glasur, die mir vorher nicht gefallen hat, auf einen neuen Ton aufgetragen habe. Seitdem bin ich verliebt in diese Kombination“, sagt die Oettingerin.

Online-Shop und Instagram-Auftritt

Was als Freizeitbeschäftigung und Ausgleich zum Familienalltag mit drei Kindern begonnen hat, ist über die Monate hinweg zu einem kleinen Versandgeschäft gewachsen. Auf Instagram hat Eva Schneid angefangen über ihren Alltag in der Töpferwerkstatt zu berichten. Sie hat sich dort mit anderen Töpfer*innen ausgetauscht und ihre Tassen, Schalen und Vasen fotografiert und online gestellt. Die Nachfrage war schnell so groß, dass es unter dem Namen „Glückskleeramik“ inzwischen einen Online-Shop gibt. „Auf der Suche nach einem Logo für meine Keramik habe ich mit meinen Initialen verschiedene Kombinationen ausprobiert und bin nach etlichen Versuchen schließlich auf ein Kleeblatt gekommen.“ Wer genau hinsieht, erkennt, dass das Kleeblatt im Logo eigentlich aus den zwei Buchstaben "E" und "S" besteht. „Da ich mich schon immer als Glückskind bezeichnet habe, entstand aus den Wörtern Glück, Kleeblatt und Keramik dann mein kleines Label Glückskleeramik“, freut sich die Oettingerin.

Die Töpferwaren aus Eva Schneids Werkstatt werden in ihrem Online-Shop zum Verkauf angeboten. Bild: privat

Nachhaltig und nicht nur schön anzusehen

Für den Versand der Bestellungen, die in ihrem Shop eingehen, verwendet Eva Schneid ausschließlich Verpackungsmaterial, das sie von Bekannten oder anderen Geschäften bekommt und bereits gebraucht ist. Nachhaltigkeit und Ressourcen zu schonen ist Eva Schneid besonders wichtig. Misslingt ein Werk, muss es nicht gleich entsorgt werden.

Bild: privat

Sie achtet darauf, dass alle Tonreste in verschiedenen Behältern getrocknet gesammelt werden, um sie dann wieder mit Hilfe von Wasser zu einer geschmeidigen Masse zu verarbeiten. Sie möchte außerdem Keramik herstellen, die man verwenden kann. Dekoartikel wie Türschilder oder ähnliches töpfert sie daher nicht. Das Geschirr von Eva Schneid darf in die Spülmaschine, da jedes Teil „dicht gebrannt“ wurde. Um der Keramik jedoch ein langes Leben zu ermöglichen, empfiehlt die Herstellerin trotzdem die Handwäsche. Alle verwendeten Glasuren sind für Essgeschirr geeignet. Gerade probiert sich Eva Schneid an der Herstellung von ersten Tellern aus, einige davon sind ihr bereits gelungen und werden sicherlich bald ebenfalls im Online-Shop angeboten.