9. Januar 2019, 08:00
Wohnungsnot

Bezahlbaren Wohnraum schaffen

Der Wohnblock in der Perchtoldsdorfer Straße wurde vor wenigen Jahren generalsaniert. Bild: Mara Kutzner
Mehrere Wohnungsbaugenossenschaften sind für hunderte Bürger aus der Region Anlaufpunkt bei der Wohnungssuche. Eduard Kmoch, der geschäftsführende Vorstand des Wohnbau-Selbsthilfewerks Donauwörth erklärt, wie Wohnbaugesellschaften für guten, sicheren und sozialverantwortbaren Wohnraum sorgen. Teil 3 unserer Serie "Können wir uns Wohnen noch leisten?".

Im sozialen Wohnungsbau liegen sozusagen die Wurzeln des Wohnbau-Selbsthilfewerks (WS) Donauwörth. Denn als nach dem Zweiten Weltkrieg im Altlandkreis Donauwörth die Wohnungsnot katastrophale Ausmaße annahm und das Elend in überfüllten Massenquartieren nicht mehr zu ertragen war, gründeten tatkräftige Bürger aus Politik und Gesellschaft im Jahr 1949 das Wohnbau-Selbsthilfewerk, eine von zwei Wohnungsbaugenossenschaften, welche es bis heute in Donauwörth gibt. Früher wären alle Wohnungen des Selbsthilfewerkes Sozialwohnungen, also staatlich geförderte Wohnungen gewesen, erklärt Eduard Kmoch. Heute ist das nicht mehr so. Das Wohnbau-Selbsthilfewerk ist in Donauwörth im Besitz von Wohnungen in der Zirgesheimerstraße, im Schmidgarten, in der Parkstadt und in der Michael Imhof-Straße sowie von Wohnungen in Harburg, Monheim und Asbach-Bäumenheim. 56 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 4.200 Quadratmetern werden mit öffentlichen Geldern gefördert. Bei den 602 weiteren Wohnungen der Genossenschaft handelt es sich nicht im eigentlichen Sinn um „Sozialwohnungen“, sondern um Objekte, bei denen die staatlichen Förderungen bereits abgelaufen sind. Hier fühlt sich das WS allerdings zu sozialverträglichen Mieten verpflichtet. „Denn laut Satzung hat die Genossenschaft den Zweck der guten, sicheren und sozialverantwortbaren Wohnungsversorgung“, so Kmoch. Alle Mieter des Wohnbau-Selbsthilfewerks sind Mitglieder der Genossenschaft. Ihnen stehen dadurch günstige Wohnungen zur Verfügung.

Die günstigsten Wohnungen des Selbsthilfewerks kosten durchschnittlich 4,02 Euro pro Quadratmeter. Sie sind allerdings nicht neu renoviert. Wohnungen mit beispielsweise Etagenheizung und neuen Fenstern kosten 4,50 Euro pro Quadratmeter. Komplett modernisierte Wohnungen liegen bei 5 bis 6,50 Euro pro Quadratmeter. Im Jahr 2005 begann das WS mit Sanierungsmaßnahmen in der Parkstadt. Größtes Modernisierungsprojekt war ein Gebäude in der Perchtoldsdorfer Straße. Gut 3,8 Millionen Euro hat der Umbau gekostet.

In der Parkstädter Eichenstraße entsteht gerade ein Wohnhaus mit 25 Einheiten. Auch hier soll es sich um sozialverträgliche Wohnungen handeln, die sich Menschen mit geringerem und mittlerem Einkommen leisten können. Weil es sich um einen Neubau handelt, rechnet Kmoch allerdings mit durchschnittlichen Mieten von bis zu 7 Euro pro Quadratmeter.

200 Bewerber auf den Wartelisten

25 neue Wohnungen scheinen nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein, wenn man Eduard Kmoch sagen hört, dass gut 200 Bewerber gerade auf der Warteliste des Wohnbau-Selbsthilfewerks sind. „Alle auf der Liste sind dringende Fälle, sonst würden sie nicht zu uns kommen und sich für eine Wohnung bewerben“, sagt Kmoch, gibt aber zu bedenken, dass die reelle Zahl an Familien und Alleinstehenden, die tatsächlich als Mieter beim Selbsthilfewerk in Frage kommen, geringer ist. Kmoch und seine Mitarbeiter haben keinen Einblick, ob Wohnungssuchende auch bei anderen Wohnungsbaugenossenschaften oder auf dem freien Wohnungsmarkt Ausschau nach Wohnungen halten und vielleicht dort schon fündig geworden sind.

Die Lage am Wohnungsmarkt ist angespannt

Fragt man Eduard Kmoch nach dem Wohnungsmarkt in der Region und speziell in Donauwörth, stellt er fest, dass trotz zweier Wohnungsgesellschaften die Lage angespannt ist. Mit 7 Euro pro Quadratmeter in einem Neubau können, wollen und müssen private Inverstoren auf dem freien Wohnungsmarkt nicht mithalten. „Das liegt an der aktuellen Finanzlage. Es ist eben auch viel Geld im Umlauf“, sagt Kmoch. Ein privater Inverstor handelt vor allem unter wirtschaftlichen Betrachtungsweisen. Auch im Wohnungsbau auf dem freien Markt wird in Donauwörth viel getan – und man könnte fast meinen, die Quadratmeterpreise übertrumpfen sich ein jedes Mal aufs Neue. Nur der junge, berufstätige Mann mit kleinem Gehalt, die Flüchtlingsfamilie mit zwei Kindern oder die Seniorin mit geringer Rente, die so dringend bezahlbaren Wohnraum suchen, tun sich auf dem teureren freien Wohnungsmarkt eben am schwersten. Die Warteliste der Wohnbaugesellschaft wird unterdessen immer länger.