6. September 2019, 10:00
Recyceln, Reduzieren, Wiederverwerten

Diese Nördlingerin lebt fast ohne Verpackungsmüll

Wenn Theresa Wizinger einkaufen geht, kauft sie fast nichts, was in Plastik oder Papier verpackt ist. Bild: Mara Kutzner
Theresa Wizinger hat einen nahezu plastikfreien Lebensstil. Warum sie diese Entscheidung nicht bereut und an welche Grenzen sie stößt

Wenn die 33-jährige Theresa Wizinger einkaufen geht, dann hat sie Pfandmilchflaschen, Glasgefäße und ihren großen Rucksack dabei. Von ihrer Stadtwohnung aus erledigt die Nördlingerin ihre Einkäufe zu Fuß oder mit dem Rad. Am Samstag schlendert Theresa Wizinger dann über den Wochenmarkt, geht zum Gemüsehändler ums Eck und kauft im verpackungsfreien Laden in Nördlingen ein. Das Einkaufen hat für sie längst nichts mehr mit Stress, Eile und Hamsterkäufen zu tun. Der samstägliche Einkauf ist für die junge Frau mittlerweile zu einem festen Ritual geworden. Sie genießt den Small-Talk mit der Gemüsehändlerin, die ihr ganz genau erklären kann, welche Karotten aus der Region kommen. Theresa Wizinger kauft Obst, Gemüse, Käse oder Fleisch lose und in kleinen Mengen. „Ich nehme beim Obsthändler lieber ein oder zwei lose Pfirsiche,
die ich sicher esse, bevor sie schlecht werden, als dass ich mir im Supermarkt eine ganze Plastikschale voll besorge“, sagt Theresa Wizinger. 

Die unverpackten, regionalen und saisonalen Produkte auf dem Wochenmarkt oder beim Gemüsehändler kosten etwas mehr als im Supermarkt. „Aber mir ist das wirklich jeden Cent wert“, betont Theresa Wizinger, auch weil das Einkaufen für sie eben nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern viel mehr Erlebnis und Entspannung bedeutet. Nüsse, Müsli, Nudeln, Linsen und ähnliches füllt sich die Nördlingerin bei „Ohne Umweg“ in ihre Glasbehälter. Die sind nicht nur plastikfrei, sondern schauen am Frühstückstisch oder im Küchenregal auch ästhetisch und hübsch aus.

Nicht nur beim Lebensmitteleinkauf achtet sie darauf, so wenig Abfall wie möglich zu erzeugen. Im Badezimmer verwendet sie große Flaschen für Duschgel und Shampoo, die ihr mehrere Monate reichen oder die sie nach Bedarf im unverpackt-Laden auffüllen kann. Zum Abschminken hat sich Theresa Wizinger kleine Schwämmchen besorgt, mit denen sich Make-up kinderleicht entfernen lässt. Auch beim Shoppen von neuer Kleidung geht sie sehr nachhaltig um. Auf Online-Shopping verzichtet sie sowieso, kauft sie sich ein neues Oberteil im Laden, lässt es sich Theresa Wizinger selbstverständlich nicht in eine Plastiktüte packen, sondern steckt es in eine mitgebrachte Tasche. Grundsätzlich kauft sie eher wenig neues, sondern tauscht gut erhaltene Kleidung gerne mit Freundinnen. Einmal hat sie sogar ein ganzes Jahr lang darauf verzichtet neue Bekleidung zu shoppen.

Dass es seit über zwei Jahren den verpackungsfreien Laden „Ohne Umweg“ in Nördlingen gibt, habe ihr bei der Umstellung auf ein fast plastikfreies Leben geholfen, berichtet Theresa. Seit sie vor vier Jahren in eine eigene Wohnung gezogen ist, versucht sie immer weniger Abfall zu erzeugen und immer mehr auf alternative Produkte umzusteigen. Die wenigen Tüten und Verpackungsmaterialien, die es zwar selten, aber doch hin und wieder in ihren Haushalt schaffen, verwendet sie dann, um anderen Abfall darin zu sammeln. Plastikboxen von Margarine, ein Produkt, für welches Theresa bislang noch keine unverpackte Alternative gefunden hat, wäscht sie gründlich aus, um am Wochenmarkt zum Beispiel Frischkäse einfüllen zu lassen.

Nicht alle Lebensbereiche funktionieren plastikfrei

Für einige wenige Produkte muss Theresa Wizinger dann doch noch in den „normalen“ Supermarkt. „Einmal im Monat gehe ich dahin“, sagt sie, denn
nicht alles bekommt man plastikfrei. Toilettenpapier zum Beispiel, oder andere Kosmetik- und Hygieneprodukte sind nur schwer durch nachhaltige
Alternativen zu ersetzen. Kaffee, Tee und Schokolade kauft die Nördlingerin deshalb zwar verpackt, setzt aber auf fair gehandelte Produkte aus dem Eine-Welt-Laden. Theresa Wizinger ist nämlich keineswegs dogmatisch. Hin und wieder landen auch bei ihr verpackte Kartoffelchips oder Süßigkeiten im Einkaufskorb. Alles in allem sammelt sich in ihrem Haushalt aber monatlich nur eine kleine Tüte voll Müll an.

Theresa Wizinger arbeitet als Lehrerin, diverse Büromaterialien sind aus Plastik oder werden nur verpackt verkauft, wie zum Beispiel Druckerpatronen. Die vielen Tonpapierreste, die bei ihren Unterrichtsvorbereitungen anfallen, werden als Notizpapier weiterverwendet. Auch ihren Schülern will Theresa Wizinger Umweltbewusstsein und den Nachhaltigkeitsgedanken vermitteln.

Sie hat zum Beispiel mit den Jugendlichen eine Müllsammlung im Schulhaus organisiert oder besucht mit ihrer Klasse Ausstellungen zum Thema Klimawandel. Am meisten bewirkt die junge Lehrerin aber wahrscheinlich durch ihre Vorbildfunktion bei den Schülern, wenn sie in der Pause bewusst Jogurt aus dem Glas mitbringt, den Schülern zeigt, dass bereits beschriebenes Papier noch weiter als Schmierzettel verwendet werden kann oder mit den Schülern über Umweltthemen spricht – und das gänzlich ohne den erhobenen Zeigefinger. Auch mit Freunden und Bekannten redet Theresa Wizinger über ihren Lebensstil, macht anderen aber keine Vorschriften, sondern gibt Ratschläge und Tipps. „Mir ist bewusst, dass es so wie ich es mache, nicht unbedingt für eine 5-köpfige-Familie umsetzbar ist“, meint Theresa. Auch dass sie mitten in der Nördlinger Innenstadt lebt und nicht weit entfernt davon arbeitet, hilft ihr bei ihrem umweltbewussten Leben.