20. Februar 2022, 08:00
Donum Vitae e. V.

Hilfe für Schwangere und junge Familien

Symbolbild. Bild: pexels
Im Jahr 2000 mussten die Schwangerenkonfliktberatungsstellen der katholischen Kirche aufhören Beratungsbescheinigungen auszustellen, die einen legalen Schwangerschaftsabbruch nach der Beratungsregelung ermöglichen. Das war die Geburtsstunde des Vereins Donum Vitae e.V., der seit 2002 auch in Nördlingen vertreten ist.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken konnte sich damals den Ausstieg aus der Schwangerenkonfliktberatung nicht vorstellen, schließlich konnte die Beratung zwischen 5.000 und 6.000 Abtreibungen pro Jahr verhindern. Daher wurde der bundesweit tätige bürgerliche Verein Donum Vitae (lateinisch für „Geschenk des Lebens“) gegründet. Die gemeinnützige Organisation will in schwierigen Konfliktsituationen an der Seite der Schwangeren stehen, aber auch bei Fragen rund um Familienplanung und Sexualität ein Ansprechpartner sein – kostenlos, vertraulich und auf Wunsch sogar anonym, ohne Ansehen von Nationalität, Konfession oder sexueller Orientierung.

In Nördlingen, Beim Kastanienbaum 1, gibt es eine Außenstelle der Donum-Vitae-Beratungsstelle Augsburg. Gundi Ott-Bauer arbeitet seit 30 Jahren in der Schwangerenberatung und seit Eröffnung der Nördlinger Außenstelle auch in dieser. Immer freitags finden in ihrem Büro die Beratungstage statt, die von ganz unterschiedlichen Frauen besucht werden.

Schwangerschaftsabbruch gilt nach wie vor als Tabubruch

Donum Vitae ist staatlich anerkannt und darf Beratungsnachweise nach §219 StGB ausstellen, die Voraussetzung für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch sind. Die Schwangeren, die zu Gundi Ott-Bauer kommen, sind Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren, die zumeist ungewollt schwanger geworden sind und überlegen, ob sie das Kind austragen oder abtreiben lassen sollen. Eine schwerwiegende Entscheidung, mit der sich die Frauen oft allein gelassen fühlen. „Der Schwangerschaftsabbruch gilt trotz der gesetzlichen Regelung als ein Tabubruch“, sagt Gundi Ott-Bauer. Während ihrer gesamten beruflichen Tätigkeit habe sie nur wenige Frauen erlebt, für die es eine einfache Entscheidung war, die Schwangerschaft zu beenden.

Circa 80 Prozent der Frauen, die die Schwangerenkonfliktberatung in Anspruch nehmen, kommen mit dem Wunsch nach einem Beratungsnachweis, weil sie die Schwangerschaft abbrechen wollen.

Die Beraterin versucht gemeinsam mit der Frau oder dem Paar, beide Wege zu beleuchten – also die Schwangerschaft abzubrechen oder trotz bestehender Schwierigkeiten das Kind zur Welt zu bringen. Sie will eine Öffnung der Entscheidung bewirken, die Ratsuchenden dazu bewegen, einen Schritt zurückzugehen und zu überlegen, ob ein Leben mit dem Kind möglich sein könnte. Dafür weist sie auf Hilfsangebote hin und zeigt Möglichkeiten auf. Die Entscheidung abnehmen darf und will sie den Schwangeren aber nicht.

Wenn die Schwangerschaft unmöglich scheint

Es sind ganz unterschiedliche Situationen, mit denen diese Frauen konfrontiert sind. Meistens erwachsen die Schwierigkeiten aus Beziehungsproblemen, wenn die Frau vom Partner verlassen wurde, oder wenn die Schwangerschaft bestehende Spannungen in der Beziehung auf die Spitze treibt. „Wie der Partner zur Schwangerschaft steht, ist ein ganz entscheidender Punkt“, weiß Ott-Bauer. Auch eine Schwangerschaft vor Abschluss der Schule oder während der Ausbildung, die Angst vor Komplikationen bei älteren Müttern, vor Überforderung, wenn es schon ein Kind oder Angehörige mit Pflegebedarf gibt oder wenn das Kind laut Pränataldiagnostik mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Behinderung haben wird, sind Problemstellungen, bei denen Donum Vitae berät.

Beratung rund um Schwangerschaft und Geburt

Gundi Ott-Bauer Bild: @ Liza Summer; Donum Vitae e.V

Neben der Schwangerenkonfliktberatung oder im Zusammenhang mit pränataler Diagnostik werden die meisten Schwangeren und werdenden Väter zu Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt beraten. Zum Beispiel kann man Unterstützung für die Babyerstausstattung bei der Landesstiftung „Hilfe für Mutter und Kind“ beantragen, wenn man finanzielle Probleme hat. Schwangerenberatungsstellen begleiten die Alleinerziehenden und Familien bis das Kind drei Jahre alt ist. „Manche Familien begleite ich zehn Jahre lang“, berichtet Gundi Ott-Bauer, wenn über den Lauf der Zeit mehrere Kinder auf die Welt kommen.

Mehr und mehr werden Informationen zu Elternzeit und Elterngeld nachgefragt. Denn die Zahl der Männer, die in Elternzeit gehen möchten, nimmt zu. Für Frauen, die ihre Schwangerschaft geheim halten möchten, gibt es eine anonyme Beratung, zum Beispiel über die vertrauliche Geburt, bei der die Mutter ihr Kind anonym zur Welt bringen und anschießend zur Adoption freigeben kann. Ein kleiner Teilbereich der Vereinsarbeit ist außerdem die Trauerberatung nach Fehlgeburten und Spätabbrüchen.

In Zeiten von Corona bietet Donum Vitae seine Leistungen auch online und per Telefon an. Auf Wunsch sind auch Hausbesuche möglich. Frauen sollten wissen: Es gibt immer Rat und Unterstützung, niemand wird allein gelassen.