16. März 2021, 10:00
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Pioniere in Sachen Digitalisierung

Bereits seit 25 Jahren tut sich bei der Frankenraster GmbH etwas in Sachen Digitalisierung. Das in Buchdorf ansässige Unternehmen könnte man als Pionier im Bereich der Digitalisierung bezeichnen Bild: Frankenraster GmbH
Bereits seit 25 Jahren tut sich bei der Frankenraster GmbH etwas in Sachen Digitalisierung. Das in Buchdorf ansässige Unternehmen könnte man als Pionier im Bereich der Digitalisierung bezeichnen. Seit 1996 digitalisiert das regionale Unternehmen Akten und Unterlagen im großen Stil. Rund 100 Mitarbeiter*innen beschäftigt Frankenraster mittlerweile. Wir haben den geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens, Hans-Joachim Meinert, zum Gespräch getroffen. Teil 2 unserer Serie "Wo ist Digitalisierung im Donau-Ries spürbar?"

Guten Tag Herr Meinert, herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Gespräch genommen haben. Sagen Sie uns doch bitte zunächst einmal was die Frankenraster GmbH eigentlich macht.

Wir sind ein Full-Service-Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Digitalisierung. Unser Leitsatz ist: „Digitalisierung geht bei uns los“. Das beschreibt auch tatsächlich was wir tun. Der Einstieg in die Digitalisierung findet bei uns statt. Angefangen hat das Ganze im Februar 1996. Das Unternehmen wurde damals im fränkischen Wendelstein gegründet. Das Ziel aus damaliger Sicht war, technische Zeichnungen zu scannen, sprich zu digitalisieren. Kurze Zeit später erfolgte dann der Umzug nach Nürnberg, und da kommt letztendlich auch die Namensgebung her. Franken als Bezug auf die Region und Raster, weil nach dem Scannen ein Rasterbild entsteht. 2000 bin ich in das Unternehmen eingestiegen und 2001 wurde dann die Frankenraster GmbH gegründet. Im Jahr 2000 sind wir nach Monheim umgezogen und 2007 an den heutigen Standort nach Buchdorf.

Wie viele Standorte hat das Unternehmen?

Es gibt drei Standorte. In Brunn am Gebirge, bei Wien, haben wir im Moment zwei Mitarbeiter*innen und in Winsen (Luhe), bei Hamburg, haben wir sieben Mitarbeiter*innen. Unser Hauptstandort ist Buchdorf. Hier haben wir 90 Mitarbeiter*innen. Wir sind also knapp davor die 100 Mitarbeiter*innen zu schaffen.

Waren die Standortentscheidungen strategischer Natur?

Ja. Wir sind als Frankenraster schon immer deutschlandweit tätig, hatten aber bei Projekten aus Norddeutschland immer Probleme. Bei Dienstleistungen im historischen Bereich, wie alten Büchern oder Urkunden, ist es vom Auftraggeber oft nicht gewünscht, dass die Unterlagen 200 oder 300 Kilometer transportiert werden. Wir könnten natürlich auch auf die Aufträge aus dem Norden oder auch aus Österreich verzichten, aber wir werden oft angefragt und die Kund*innen hätten uns gern in der Nähe.

Könnte man Sie als Pioniere in Sachen Digitalisierung bezeichnen?

Wir machen jetzt seit 25 Jahren Digitalisierung. Ich würde behaupten ja, wir sind aber nicht die Erfinder oder ähnliches. Vor 25 Jahren hat noch kein Mensch an Digitalisierung geglaubt – ganz im Gegenteil. Damals gab es Aussagen wie 'Warum sollen wir Unterlagen einscannen, das ist doch in Papierform viel besser, dann kann man drei Akten nebeneinanderlegen'. Natürlich war das vor 10 oder 15 Jahren auch noch deutlich schwerer jemanden von Digitalisierung zu überzeugen. Die Leute wissen heute, dass sie digitalisieren müssen. Digitalisierung ist aber natürlich ein weitläufiges Thema. Nur Papier einzuscannen ist ja erstmal keine Digitalisierung. Aber genau das ist ja das was wir sagen, die Digitalisierung geht bei uns los. Heute kann ein Unternehmen nicht vollumfänglich digitalisieren, wenn sie in bestimmten Bereichen nicht anfangen auch Papier einzuscannen.

Wie groß ist der Beitrag, den Frankenraster zur Digitalisierung leistet?

Die meisten Unternehmen haben verschiedene Softwarelösungen für unterschiedliche Unternehmensbereiche, wie Rechnungswesen oder Bewerbermanagement. Ältere Unternehmen haben meistens noch Personalakten in Papier-form. Das ist ein Medienbruch. Unternehmen brauchen dann Dienstleister wie Frankenraster, um den Medienbruch auszumerzen. Gerade im Bereich Personalakte ist ein „selber scannen“ nicht sinnvoll, da die Unternehmen die Akten durchstrukturiert haben wollen. Du willst, wenn du in den gescannten Vorgang reingehst, auch die einzelnen Dokumente, wie zum Beispiel den Arbeitsvertrag, punktgenau finden. Und dazu werden dann wir gebraucht, wir helfen dem Unternehmen sofort digital weiterzuarbeiten, ohne lange Übergangsphasen. Die Software dazu stellen wir allerdings nicht. Wir sind sehr stark darauf konzentriert was wir tun. Wir scannen Papier in jeglicher Form, dazu machen wir die Logistik, wir holen die Akten mit eigenen Fahrzeugen beim Kunden ab. Allerdings nur mit festangestelltem Personal. Zeitarbeiter oder Subunternehmer sind nicht dafür im Einsatz, weil die Akten das wertvollste Gut eines Unternehmens sind. Das hat mit Vertrauen, Sicherheit und Datenschutz zu tun. Die Akten werden dann bei uns in den Niederlassungen bearbeitet und wenn gewünscht, kümmern wir uns auch im Anschluss um die Aktenvernichtung. In diesem Bereich haben wir einen zertifizierten Partner, der das übernimmt.

Wie ist Ihrer Meinung nach der Status quo in Sachen Digitalisierung im Donau-Ries?

Wir sind ja schon länger mit dem Landratsamt im Gespräch, in Sachen Digitalisierung. Es gibt dort Bereiche, wie zum Beispiel die Zulassungsstelle, die bereits sehr gut digital arbeiten. Andere Bereiche sind jedoch noch wenig bis gar nicht digital. Aus meiner Sicht braucht es für das Landratsamt noch ein schlüssiges Konzept. Aber gerade für ein Landratsamt ist das sehr schwer, weil es so heterogen ist. Das ist echt eine Herausforderung. In der Digitalisierung, auch im industriellen Umfeld, muss man Schritt für Schritt arbeiten. Es würde jetzt zum Beispiel nicht funktionieren, wenn man sagt, wir digitalisieren das gesamte Landratsamt in den nächsten drei Jahren. Man braucht eine Strategie, denn auch digitale Insellösungen sind nicht sinnvoll, da hinterher die Fachbereiche nicht miteinander kommunizieren können, weil die Schnittstellen fehlen. In Sachen Digitalisierung und Schule ist es für mich als Vater von drei schulpflichtigen Grundschulkindern katastrophal. Die müssen sich alle um 8:00 Uhr einloggen, schreiben dann „Hallo wir sind jetzt da“ und sonst passiert sehr wenig. Manche Lehrer nutzen die Plattform Mebis (Anm. d. Red.: Mebis ist die Lernplattform des bayerischen Kultusministeriums) noch um Arbeitsblätter auszuteilen, die wir dann mit den Kindern zu Hause bearbeiten, aber das war es dann. Das ist kein Online-Unterricht. Und von der ersten Corona-Welle zur zweiten Welle ist da auch leider nicht viel passiert. Ich weiß, man kann so ein System nicht von heute auf morgen so krass aufbohren. Auf der anderen Seite ist es trotzdem möglich, dass es besser läuft. Online-Unterricht ist in der Grundschule natürlich auch sehr schwierig, da ein 7-jähriges Kind solche Plattformen oder einen PC ja gar nicht bedienen kann. Für echten Online-Unterricht gäbe es noch eine Menge zu tun. Eigentlich will ich das auch gar nicht. Kinder brauchen aus meiner Sicht die persönliche Ansprache, und zwar bis zum Abitur.

Sind seit Beginn der Corona-Pandemie die Dienste von Frankenraster gefragter als zuvor?

Die Hütte brennt. Gerade die öffentliche Hand hat noch nie so viel in Digitalisierung investiert wie im zweiten Halbjahr 2020 und fortlaufend. Wir haben volle Auftragsbücher. Zwar war auch für uns das erste Halbjahr 2020 schwierig, weil Unsicherheit herrschte, viele Projekte verschoben wurden und wir letztendlich auch Kurzarbeit machen mussten. Aber grundsätzlich ist es so, dass die Anfrage ungebrochen ist. Corona hat natürlich auch gezeigt, dass Homeoffice ohne digitale Akten schwierig ist. Digitalisierung wird durch Corona befeuert. Wir diskutieren nicht mehr, ob wir es brauchen. Wir brauchen es einfach.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!