Dennoch gab es die Lebküchnerin Frau Stahl tatsächlich, die Informationen dazu befinden sich ebenfalls im Heimatmuseum. Frau Stahl wurde im Jahr 1688 als Tochter der Metzgerfamilie Reußner geboren. Sie wuchs mit sechs Geschwistern auf, die Familie wohnte am Schlossbuck und in der Manggasse. Mit 25 Jahren heiratete sie den Lebküchner Georf Jakob Stahl, der da bereits 46 Jahre alt war. Die Stahls betrieben ihre Lebküchnerei in der Ledergasse und waren auch als Kauf- und Handelsleute tätig. In den 1720er und 1730er Jahren stieg Herr Stahl zunächst zum äußeren und dann zum inneren Bürgermeister auf und seine Frau genoss als Bürgermeistergattin ein hohes Ansehen. Sie übernahm ettliche Patenschaften. Als Georg Stahl mit 74 Jahren verstarb, war seine Witwe erst 53 Jahre alt und war unter anderem bei Hof als Küchenschreiberin tätig. Ihren Lebensabend verbrachte sie im Witwenhaus der Stadt Oettingen und verstarb dort in ihrem 70. Lebensjahr. Ihr Grabstein ist heute im Kircheninneren von St. Jakob aufgestellt. Laut Inschrift war sie "ein Weib, andächtig wie Maria, emsig wie Martha, klug wie Ruth".