Die Gebietsbetreuerin Judith Kronberg Bild: K. Bauer
Der Lebensraum Nördlinger Ries ist für Tiere und Pflanzen ein ganz besonderer – und er ist besonders schützenswert. Eine Gebietsbetreuerin kümmert sich um den Schutz vom Aussterben bedrohter Vogelarten. Dabei ist sie vor allem auf die Unterstützung vieler Landwirte angewiesen.

Ohne Fernglas und Spektiv ist Judith Kronberg eigentlich nie unterwegs. Zwischen März und Juli ist sie fast jeden Tag auf den Feldern im Ries unterwegs und hält Ausschau nach welchen, die sich normalerweise nicht gern zeigen. Meist bleibt sie auf den Feldwegen und beobachtet von dort aus, was sich auf den Äckern und Wiesen so tut. Hat sie erspäht nach was sie sucht, muss es oft ganz schnell ge- hen, denn vielleicht steht der Bauer schon bereit und will seine Wiese mähen. Doch jemand hat es sich auf dem Feld bequem gemacht und seine Kinderstube errichtet. Es ist ein Brachvogelpaar, welches nach seiner langen Reise von einigen Tausend Kilometern von der portugiesischen und nordafrikanischen Atlantikküste nun mitten auf der Wiese nistet und brütet. 

Genauso macht es der Kiebitz. Im hohen Gras erkennt Judith Kronberg ihn an seiner Holle, dem Federschopf am Kopf des Vogels, zwar etwas besser, aber auch wenn sie ein Kiebitznest entdeckt, ergreift sie Maßnahmen, um die Vögel besonders zu schützen. Der Brutbestand des Kiebitzes ist in Bayern seit Mitte der 1970er Jahre um mindestens 50 Prozent zurückgegangen, heute wird der Wiesenbrüter auf der Roten Liste als stark gefährdete Art geführt. Auch der Große Brachvogel ist in Gefahr. Zwar beherbergt das Ries die größte Population des Schnepfenvogels in ganz Schwaben. Judith Kronberg geht allerdings nur von etwas über 40 Paaren aus, die jedes Jahr hier zuhause sind.

Kronberg ist vor allem in den Wiesenbrütergebieten bei Deiningen/Alerheim, nordwestlich von Munningen und in den Heuberger Wiesen zu Gange, um Kiebitz und Großem Brachvogel hier zu einer erfolgreichen Brut zu verhelfen.

Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz

Dazu muss sie Kontakt mit den Bewirtschaftern aufnehmen, um weitere Maßnahmen zu ergreifen. Hilfreich ist, wenn der Landwirt den Mahdzeitpunkt nach hinten schiebt, bis die Jungvögel geschlüpft und flügge geworden sind. Wenn Judith Kronberg ein Kiebitzgelege entdeckt, steckt sie den Bereich um das Nest mit Bambusstäben großzügig ab. Der Landwirt erkennt so, wo er nicht mähen darf. Bei den Großen Brachvögeln ergreift Kronberg meist noch weitreichendere Maßnahmen. Die Vögel haben einen hohen Anspruch an ihren Lebensraum, brauchen Insekten, um zu überleben und müssen vor ihrem natürlichen Feind, dem Fuchs, geschützt werden. Rund um ihre Gelege stellt die Gebietsbetreuerin einen 50 auf 50 Meter großen Elektrozaun auf. Für ihre Mithilfe beim Naturschutz werden die Landwirte finanziell entschädigt. Um ihr Mitwirken am Wiesenbrüterschutz zu honorieren, haben Judith Kronberg und Landrat Stefan Rößle erst im Februar 38 landwirtschaftliche Betriebe ausgezeichnet.

Die Pfäfflinger Wiesen: ein einmaliger Lebensraum

Besonderen Schutz finden seltene Tiere und Pflanzen auch in den Pfäfflinger Wiesen. Die gut 500 Hektar große Fläche zwischen Pfäfflingen,Dürrenzimmern und Wechingen ist ein bedeutsamer Lebensraum für wiesenbrütende Vogelarten. Die artenreichen Heuwiesen werden wenig oder gar nicht gedüngt und jährlich nur zweimal gemäht. Sie sind Lebensraum für zahlreiche aus intensiv genutzten Wiesen verdrängte Blütenpflanzen. Ab März laufen auch hier die Brutvorbereitungen auf Hochtouren.

Judith Kronberg bittet alle Spaziergänger sich bis zum 15. Juli an die Betretungsregeln zu halten. Das ausgewiesene Gebiet soll gemieden werden. Auch entlang anderer Wiesen und Felder sollten Hunde an der Leine geführt werden, um Wiesenbrüter nicht zu stören, erklärt Kronberg.