Wie der Fluss so das Land - die Wörnitz. Bild: Werner Paa
Die Wörnitz fließt von der Frankenhöhe kommend zwischen Dinkelsbühl und Wassertrüdingen durch einen Landstrich zwischen Hesselberg und dem Oettinger Forst. Weitgehend in seiner natürlichen Art belassen, zieht der Fluss behäbig durch Wiesen und Felder, vorbei an kleinen Dörfern, Weilern und Mühlen, die eine Fülle an historischen Sehenswürdigkeiten zu bieten haben.

Fernab großer Verkehrswege hat sich diese Gegend bis heute weitgehend ihre ländliche Idylle bewahren können. Römer, Germanen, Adelsgeschlechter und viele Generationen von Bauern haben in den vergangenen Jahrhunderten ihre Geschichte nachhaltig geprägt.

Die württembergische Residenz Markt Weiltingen

Fährt man durch das kleine Tor in den Innenortsbereich von Weiltingen so ist man erstaunt über das Aussehen, das typisch für einen kleinen Residenzort ist. An einer Furt über die Wörnitz gelegen, entstand hier die erste Burg, die in der Folgezeit zu einer Wasserburg umgebaut wurde. Die einstige Anlage ist bis heute erhalten und noch gut erkennbar. Mehrere Adelsgeschlechter wechselten sich als Besitzer ab. Unter den Freiherren von Knöringen erhielt 1554 der Ort durch Kaiser Karl V. das große Marktrecht.

Eine für den Ort wichtige Weichenstellung erfolgte 1616. Damals kam Weiltingen an die Herzöge von Württemberg und wurde für 200 Jahre eine württembergische Residenz. Die Burg wurde zu einem imposanten Barockschloss umgebaut. Der Weiltinger Chronist Präceptor Bürer berichtet von 80 Zimmern, 100 Kammern und 365 Fenstern. Auch die sehenswerte Ortskirche St. Peter wurde zu einer Schlosskirche umgestaltet. Ihr Inneres beherbergt einen wertvollen Schatz, den spätgotischen Flügelaltar mit Tafelbildern des Nördlinger Malers Hans Scheufelin.

Die Anwesenheit der Herzöge von Württemberg in Weiltingen dauerte nur drei Generationen. Mit Herzog Ferdinand Friedrich (1654–1705), der ohne einen männlichen Nachfolger starb, erlosch die Linie Württemberg-Weiltingen im Mannesstamm. In der herzoglichen Fürstengruft unter der Kirche befinden sich die Zinnsärge der Verstorbenen der Familie. 1810 kam Weiltingen durch den Pariser Staatsvertrag an das Königreich Bayern, vier Jahre später wurde das Schloss abgebrochen. In dem kleinen Ortsmuseum wird die Erinnerung an die Weiltinger Geschichte wachgehalten.

Die württembergische Residenz Markt Weiltingen. Bild: Werner Paa

Die Kirche von Ruffenhofen – Mittelalter pur

In Sichtweite des Hesselbergs liegt direkt am Wörnitzufer das kleine Dorf Ruffenhofen. Bei Archäologen hat der Ort schon längst einen klangvollen Namen, liegen doch in der Flur die ausgedehnten Überreste eines römischen Reiterkastells. Im neu geschaffenen Römerpark Limeseum kann man sich über die interessante Geschichte informieren, als die Römer hier an der Grenze ihres Imperiums das Sagen hatten.

Weniger bekannt dürfte allerdings sein, dass der Ort mit der Kirche St. Nikolaus über ein weiteres geschichtliches Kleinod verfügt. Massig und gedrungen steht sie da; sicherlich diente sie als Wehrkirche der Bevölkerung zu Notzeiten auch als Zuflucht. Im Volksmund wird erzählt, dass an dieser Stelle einst ein römisches Heiligtum gestanden haben soll.

Die Kirche St. Nikolaus in Ruffenhofen. Bild: Werner Paa

Wer sich mit der Hilfe des überdimensionalen Eisenschlüssels Zugang verschafft hat, fühlt sich in das Mittelalter versetzt. Er tritt in ein Halbdunkel, da der Bau auch heute noch über keinen elektrischen Strom verfügt. Die Gottesdienste werden bei Kerzenlicht abgehalten, das von einem Leuchter an der Decke stammt. Der Fußboden besteht aus römischen Ziegeln und das Gestühl aus roh gezimmerten Balken. Erbaut wurde die Kirche wohl zu Anfang des 14. Jahrhunderts. Ebenso schlicht ist die Innenausstattung mit den Fresken im Chor sowie des Christophorus im Langhaus. Ein Kastenschrein mit den Schnitzfiguren Johannes des Täufers, Nikolaus und Markus stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts.

In der Kirche hat sich ein uralter Brauch erhalten. Im sogenannten Kirchweihstuhl unter dem Chorbogen saß derjenige Hofbesitzer, der die Pfarrfamilie zum Kirchweihmahl zu bewirten hatte. Die politische Gemeinde bezahlte den Pfarrer für seinen Dienst, so etwa die Kirchweihpredigt. Jedes Haus, das das Gemeinderecht besitzt, musste dem Pfarrer einmal im Jahr eine Schüssel Mehl, sechs Eier und 22 Pfennige geben. Diese Gaben holte der Pfarrer persönlich bei den Bauern ab.

Der Markt Aufkirchen

Am Fuße des Hesselbergs, dem imposanten Zeugen der Jurazeit, liegt hoch gelegen über der Wörnitz der Markt Aufkirchen. Obwohl der Ort nicht sehr groß ist, kann er doch auf eine reiche und wechselvolle Geschichte blicken. Bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1188 wurde der Platz als „burgus Ufkirchin“ erwähnt. Schon im 13. Jahrhundert erlangte er die Reichsfreiheit und besaß die Stadtrechte.

Durch Verpfändungen gelangte Aufkirchen an die Burggrafen von Nürnberg und später an die Grafen von Oettingen. Damit verlor der Ort allmählich seine ursprüngliche Bedeutung. Er wurde zu einem Marktflecken, der unter der Landeshoheit und Gerichtsbarkeit der Grafen und Fürsten von Oettingen stand.

An die ehemals glanzvollen Zeiten erinnert der reizvolle Fachwerkbau des kleinen Rathauses, der nach 1634 errichtet wurde. Über dem Eingang hängt das Wappen von Aufkirchen, der Doppeladler. An der Außenwand ist noch das Halseisen des Prangers angebracht, das an die oettingische Gerichtsbarkeit erinnert.

Imposant ist auch die Pfarrkirche St. Johannis die auf das 14. Jahrhundert zurückgeht und wahrscheinlich im Jahre 1514 neu gebaut wurde. Das Kircheninnere beherbergt eine Orgel, die von einem unbekannten Orgelbauer geschaffen wurde. Ursprünglich für die Dominikanerkirche in Eichstätt vorgesehen, gelangte sie auf Umwegen 1816 nach Aufkirchen. Die Orgel wird von Fachleuten als ein Instrument von europäischem Rang bezeichnet.

Das Heidenbrünnlein - ein Zeuge fränkischer Missionare

Das Heidenbrünnlein. Bild: Werner Paa

Fährt man auf der über dem Wörnitztal gelegenen Ortsverbindung von Aufkirchen nach Reichenbach, so gelangt man nach etwa einem Kilometer zum sogenannten Heidenbrünnlein. Im Volksmund wird die dortige Quelle auch als „Kalter Brunnen“ bezeichnet, der selbst in den trockensten Jahren immer Wasser gespendet hat.

Bereits in einer von Kaiser Heinrich III. am 17. Mai 1053 ausgestellten Urkunde wird die „fons Wunibaldi“ genannt. In der Nähe führte eine Furt durch die Wörnitz, die in der Urkunde als „Rintgazza“ bezeichnet wird, durch die die Bauern ihr Vieh trieben. Der Überlieferung nach soll der Angelsachse Wunibald, der zusammen mit seiner Schwester Walburga im Jahre 752 das Benediktinerkloster Heidenheim auf dem Hahnenkamm gegründet hatte, bei seiner Missionstätigkeit an dieser Stelle Heiden getauft haben.

Noch vor wenigen Jahrzehnten diente die Quelle als Schaftränke und den Bauern bei der Feldarbeit als Trinkwasserspender. Die Gemeinde Aufkirchen hat an dem geschichtsträchtigen Ort nun eine kleine Anlage mit Infotafel, Kneippbecken und Ruhebänken geschaffen, die zum Verweilen einlädt.

Wilderei im Oettinger Forst

Der nahe Oettinger Forst mit seinem reichen Wildbestand verlockte in früheren Zeiten immer wieder zur Wilderei. 1767 soll sogar ein Pfarrer unter die Wildschützen gegangen sein. Die Beute verkaufte er den Franziskanerinnen im Kloster Hochaltingen und seinen Amtsbrüdern. Der damalige Fürst belegte den Pfarrer mit einer Geldbuße von 2000 Gulden. Nur drei Jahre später ertappte nahe dem Weiler Bosacker ein Fremdinger Jäger einen Wilderer und erschoss ihn. Das Opfer durfte nicht einmal kirchlich beerdigt werden. Amtsknechte trugen ihn nach Schopflohe und verscharrten ihn unter dem Galgen.

1888 wurde der 29-jährige Jäger Johann Karl Lehr aus Gerolfingen nahe der Buchhofkapelle von einem Bauern aus Himmerstall erschossen aufgefunden. Bei der Jagd war der Jäger auf zwei Wilderer gestoßen. Der Täter soll anschließend geflüchtet und nach Amerika ausgewandert sein. Ein Gedenkstein im „Mahdholz“ erinnert heute noch an die Untat. In unmittelbarer Nähe liegen verborgen im Wald die Überreste des einstigen Buchhofs, der schon vor langer Zeit aufgegeben und verlassen wurde. Nur noch die Buchhofkapelle ist erhalten geblieben. Alljährlich feiern Gläubige aus Wassertrüdingen Ende Mai dort eine Andacht. Neben der Kapelle wurde das Moritzkreuz aufgerichtet, das an den 1911 verstorbenen Prinzen Moritz aus dem Hause Oettingen-Spielberg erinnert.

Vielleicht geben die kleinen Geschichten eine Anregung, diesem zwar abseits gelegenen, aber höchst interessanten Landstrich mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten einmal einen Besuch abzustatten. Auch die dortige fränkische Gastronomie kann sich durchaus sehen und auch schmecken lassen. Es lohnt sich!

Nur noch die Kapelle ist vom einstigen Buchhof im Oettinger Forst erhalten geblieben. Bild: Werner Paa